Willkommen
In DGS: WillkommenHerzlich willkommen auf der Seite unseres Wörterbuchs!
Der offizielle Name des Wörterbuchs ist Digitales Wörterbuch DGS (DW-DGS). Das korpusbasierte Wörterbuch DGS – Deutsch oder kurz DW-DGS. Das DW-DGS ist eine Veröffentlichung des DGS-Korpus-Projekts. Die Grundlage für die Angaben im Wörterbuch sind die Daten aus dem DGS-Korpus. Es ist das erste Wörterbuch der DGS, das auf der Grundlage von gefilmten Erzählungen und Unterhaltungen in DGS erstellt wird.
Obwohl das DW-DGS ein Wörterbuch ist, hat es nicht die Form eines Buches, sondern es ist elektronisch online veröffentlicht und frei zugänglich. In den Einträgen im Wörterbuch werden auch keine Wörter beschrieben, sondern Gebärden der DGS und wie sie verwendet werden.
Die Inhalte des Wörterbuchs werden während der Projektlaufzeit bis Ende 2027 weiter ergänzt. Darüber hinaus ist auch noch eine zielgenauere und komfortablere Suche nach der Gebärdenform geplant.
Wir freuen uns, wenn Sie im Wörterbuch stöbern und es nutzen. Viel Spaß dabei!
Zum Wörterbuchs gibt es auch Tutorials in DGS. Nach der Erstellung der Tutorials wurden noch kleinere Veränderungen im DW-DGS vorgenommen, so dass die Beschreibungen in den Tutorials manchmal leicht von dem jetzigen Stand des Wörterbuchs abweichen. Sie sind aber trotzdem immer noch eine gute erste gebärdete Einführung in den Aufbau und die Benutzung des Wörterbuchs.
Inhaltsverzeichnis
Was ist das Besondere an diesem DGS-Wörterbuch?
Aufbau der Einträge im Wörterbuch
Filmabspielbereich und Filmsteuerung
Angaben in den Wörterbucheinträgen
Angaben zu einer Bedeutung einer Gebärde
Hinweis auf die Bedeutung (Signpost)
Karte zur regionalen Verbreitung einer Gebärde
Übersichtskarte zur regionalen Verbreitung bedeutungsgleicher Gebärden
Eigenschaften von DGS-Gebärden und Strukturen ihrer Verwendung
Bildhaftigkeit von Gebärden (Ikonizität)
Darstellung räumlicher Szenen und Bezüge
Ausführungsvarianten (Formvarianten)
Gebrauch des Mundbilds und Mundgestik
Einheiten, die aus mehreren Gebärden bestehen
Vertiefende Informationen zur Wörterbucherstellung
Konzeption des Wörterbuchs und Wörterbuchtyp
Allgemeinsprachliches Wörterbuch der DGS
Einsprachige Grundorientierung
Lexikographische Aspekte und Arbeitsschritte
Zusammenstellung und Abgrenzung der Einträge
Gebärden für geographische Namen
Gendergerechte Sprache im DW-DGS
Einführung
Zum Vorgehen
In DGS: VorgehenDas Wörterbuch ist das erste DGS-Wörterbuch, das auf der Grundlage eines Korpus erarbeitet wird. Das DGS-Korpus besteht aus Filmaufnahmen von gebärdeten Unterhaltungen, die systematisch erfasst und analysiert wurden. Um eine Gebärde im Wörterbuch zu beschreiben, betrachten wir viele einzelne Belege dieser Gebärde, die wir im Korpus finden. Wir untersuchen, wie die Gebärde im Zusammenhang mit anderen Gebärden benutzt wird und welche Bedeutungen sie in verschiedenen Kontexten haben kann. Die Ergebnisse werden in einem Wörterbucheintrag zusammengefasst. In dem Eintrag zu einer Gebärde kann man dann nachsehen, wie die Gebärde typischerweise verwendet wird.
Was ist das Besondere an diesem DGS-Wörterbuch?
In DGS: BesonderheitenDas Wörterbuch ist korpusbasiert. Das bedeutet, dass wir die DGS-Gebärden so beschreiben, wie sie in den Aufnahmen tatsächlich benutzt werden.
Ein Korpus als Grundlage zu nehmen, hat viele Vorteile:
- Unsere Angaben basieren auf Belegen, d.h. wir beobachten und analysieren den wirklichen Gebrauch. Dadurch kann man Gebärden und ihre Verwendung genau beschreiben. Die Angaben sind durch Belege abgesichert und nicht abhängig von dem Sprachgefühl oder der Meinung einzelner oder weniger Personen, wie DGS ist oder sein sollte.
- Wir beschreiben die DGS in ihrer Vielfalt. Zum Beispiel erfassen wir auch verschiedene regionale Varianten. Da die Filme im Korpus von Gehörlosen aus ganz Deutschland stammen, können wir oft auch Angaben machen, in welchen Regionen eine Gebärde benutzt wird.
- Die Belege im Korpus zeigen die Gebärden im Kontext. Dadurch können wir zum Beispiel sehen, welche grammatischen Formen sie haben können oder mit welchen anderen Gebärden sie oft zusammen auftreten.
- Ausgewählte Belege werden als Beispielsätze im Wörterbuch gezeigt und illustrieren die verschiedenen Bedeutungen einer Gebärde.
Benutzungshinweise
Im Folgenden erklären wir den Aufbau und die Struktur des Wörterbuchs, welche Informationen es über die Gebärden enthält und wie man im Wörterbuch suchen und navigieren kann.
Der Hauptteil und Kern des Wörterbuchs sind die Wörterbucheinträge. In den Wörterbucheinträgen findet man viele verschiedene Informationen zu jeweils einer Gebärde.
Das Wörterbuch stellt verschiedene Zugangswege bereit, über die man gezielt nach Einträgen suchen kann. Die Zugangswege findet man als anklickbare Elemente in der Menüzeile oben auf jeder Wörterbuchseite.
- Graph. Spielerische Suche über eine visuelle Darstellung: Hier werden die Einträge und ihre Verweise untereinander als mit Strichen verbundene Punkte dargestellt.
- DGS. Suche über die Gebärdenform: Hier kann man in den Einträgen, für die im DGS-Index mehrere Sortierungen angeboten werden, über die Gebärdenform suchen. Die Einträge werden als Micons repräsentiert. Die Gebärdenform (Zitierform) wird im Micon als animierte Figur dargestellt und kann per Klick als größerer Film im Filmabspielbereich angesehen werden.
- Deutsch. Suche über deutsche Wörter: Im Deutschindex kann man nach Gebärden suchen, die einem bestimmten deutschen Wort entsprechen. Die gelisteten deutschen Wörter sind mögliche Übersetzungen für die Gebärden, die in den Einträgen angegeben sind. Aus dem Deutschindex kann man zu den entsprechenden Einträgen springen.
- Sachgruppen. Thematische Suche: Hier kann man nach Gebärden suchen, die für ein bestimmtes Thema oder Sachgebiet relevant sind.
Zusätzlich zu den vier Zugangswegen finden sich in der Menüzeile die Auswahlelemente Intro und Karten.
- Unter Intro findet man die Einführung, die Benutzungshinweise und weitere Hintergrundinformationen zum Wörterbuch und zu Strukturen und Besonderheiten der DGS.
- Unter Karten findet man Informationen mit einem regionalen Bezug, die mehrere Einträge betreffen und mit Hilfe von Landkarten visuell dargestellt oder zugänglich gemacht werden:
- Für bestimmte Sachbereiche gibt es in der DGS eine große regionale Variation. Für Gebärden aus einem bestimmten abgeschlossenen Bereichen (Monate, Wochentage oder Farben) werden unter Karten jeweils im Überblick verschiedene nebeneinander existierende regionale Varianten im Verhältnis zueinander in Übersichtskarten zur Verfügung gestellt. Zur Datengrundlage und Aussagekraft der gezeigten Karten siehe Kartenerstellung.
- Unter Geographisches findet man geographische Karten, auf denen die Gebärden für Städte, Bundesländer, Länder und Kontinente mit ihrer geographischen Lage eingetragen sind. Wenn man mit dem Mauszeiger auf die dargestellten Städte oder Gebiete auf der gezeigten Land- oder Weltkarte zieht, öffnet sich ein Tooltip mit den Micons der zugehörigen Namensgebärden für diese geographischen Einheiten. Durch Klicken auf die Eintragsnummer im Micon kann man zum entsprechenden Gebärdeneintrag springen.
Aufbau der Einträge im Wörterbuch
In DGS: EinträgeJeder Wörterbucheintrag hat eine eigene Seite mit dem gleichen Aufbau. Ein Eintrag besteht aus einer Tabelle mit allen Informationen und Angaben zur Gebärde. Links neben oder oben über der Tabelle gibt es einen Filmabspielbereich. In der Tabelle gibt drei Bereiche: Kopf, Mittelteil und Fuß.
Im Kopf- und Fußbereich stehen allgemeine Angaben, die sich auf die Gebärde als Ganzes beziehen. Im Mittelteil werden die verschiedenen Bedeutungen und Verwendungen, die wir im Korpus für diese Gebärde gefunden haben, aufgelistet und beschrieben. Zu jeder Bedeutung gibt es weitere Angaben und Informationen.
Kopfbereich
Im Kopfbereich findet man Angaben zu Form und Formvarianten, Hinweise zur Grammatik und weitere Anmerkungen.
Mittelteil
In DGS: MittelteilIm Mittelteil werden die verschiedenen Bedeutungen und Verwendungen der Gebärde aufgelistet und beschrieben. Zu jeder Bedeutung gibt es eine ganze Reihe von Angaben. Öffnet man einen Eintrag, sieht man zuerst eine Liste, die einen kurzen Überblick über die verschiedenen Bedeutungen gibt (Liste der Signposts). Durch Anklicken der Angabe BEDEUTUNG #[Nummer] lassen sich die ausführlichen Informationen zu dieser Bedeutung anzeigen und auch wieder ausblenden.
Die wichtigsten Angaben zu einer Bedeutung sind:
- typische Mundbilder
- Bedeutungserklärung
- deutsche Übersetzungen der Gebärde
- Verwendungsbeispiele in DGS direkt aus dem Korpus und mit deutscher Übersetzung
- Gebärden mit derselben oder einer sehr ähnlichen Bedeutung
- Gebärden mit einer entgegengesetzten Bedeutung
- Kombinationen mit anderen Gebärden, mit denen diese Gebärde häufig zusammen auftritt (häufige Kombinationen)
- eine oder mehrere Sachgruppen, die einen größeren Bedeutungszusammenhang nennen
Eine ausführliche und detaillierte Beschreibung und Erklärung der möglichen Angaben zu einer Bedeutung findet sich im Abschnitt (Angaben zu einer Bedeutung einer Gebärde).
Fußbereich
Im Fußbereich des Eintrags werden Zusammensetzungen, an denen diese Gebärde beteiligt ist, aufgeführt. In vielen Einträgen gibt es auch Querverweise zu verwandten, formgleichen und formähnlichen Gebärden.
Micons
Alle Angaben im Wörterbuch, die selbst Gebärden sind und für die es daher Einträge im Wörterbuch gibt, werden durch Micons dargestellt. Ein Micon repräsentiert also die Gebärde und gleichzeitig auch ihren Eintrag im Wörterbuch.
Ein Micon besteht aus zwei Teilen: Oben sieht man das Standbild einer gebärdenden Person und darunter die Nummer des Eintrags dieser Gebärde. Das Micon steht stellvertretend für die Gebärde und ist gleichzeitig auch ein Verweis zu dem dazu gehörenden Eintrag. Führt der Verweis direkt zu einer bestimmten Bedeutung im Eintrag, dann befindet sich hinter der Eintragsnummer nach dem Doppelkreuz (#) auch noch die Bedeutungsnummer. Bezieht sich die im Micon enthaltene Form auf eine bestimmte Formvariante, wird die Variantennummer mit einem Punkt hinter der Eintragsnummer aufgeführt.
Geht man mit dem Mauszeiger über die Person im Micon, wird sie animiert und zeigt die Gebärdenform. Klickt man auf die Person, wird der dazugehörige Film in den Filmabspielbereich geladen und abgespielt. Klickt man auf die Nummer des Micons, wechselt man zu diesem Eintrag.
Filmabspielbereich und Filmsteuerung
Auf fast jeder Seite im Wörterbuch gibt es den Filmabspielbereich, der entweder links neben oder oben über dem eigentlichen Seiteninhalt zu finden ist. Aus dem Seiteninhalt können durch Anklicken der Figuren in einem Micon oder durch Klicken auf einen Abspielknopf ( ) Gebärden (z.B. Studioaufnahmen der Zitatform) oder gebärdete Texte (z.B. die Beispiele) in den Filmabspielbereich geladen und dort angesehen werden.
Hier in den Benutzungshinweisen und der Intro können im Text erwähnte Inhalte wie z.B. Gebärdenformen oder Beispielsätze durch Klicken auf den davor stehenden roten Pfeil ( ) in den Filmabspielbereich der Intro geladen werden.
Ein Film, der neu in den Abspielbereich geladen wird, spielt danach automatisch einmal ab. Durch Klicken in den Filmbereich kann ein geladener Film wiederholt abgespielt werden. Wenn man einen Eintrag neu öffnet, wird der Film der ersten Form-Variante schon automatisch in den Filmabspielbereich geladen.
Folgende Steuerungsmöglichkeiten gibt es im Filmabspielbereich:
Zeitlupe: Durch Klicken auf diese Schaltfläche kann für die Abspielgeschwindigkeit des geladenen Films zwischen Zeitlupe und Originalgeschwindigkeit hin und her geschaltet werden. | |
frontal
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Auswahl der Perspektive, die die Ausführung der Gebärde von vorne zeigt. |
schräg von vorne
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Auswahl der Perspektive, die die Ausführung der Gebärde von schräg vorne zeigt. |
seitlich |
Auswahl der Perspektive, die die Ausführung der Gebärde von der Seite zeigt. |
von oben
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Auswahl der Perspektive, die die Ausführung der Gebärde von oben aus der Über-Kopf-Perspektive zeigt. |
Bei Studioaufnahmen kann man zwischen den verschiedenen Perspektiven wählen. Bei anderen Filmen sind nicht immer alle Perspektiven verfügbar.
Mit der rechten Maustaste gelangt man zum Kontextmenü des Films. Über das Kontextmenü sind (je nach verwendetem Browser und Betriebssystem) weitere Steuerungs- und Einstellmöglichkeiten verfügbar, z.B. die Vollbilddarstellung oder das Einblenden der Steuerung ins Filmfenster.
Möglichkeiten der Suche
In DGS: SucheEs gibt verschiedene Zugriffswege, über die man zu den Einträgen gelangen kann. Im Wörterbuch ist bei jeder angezeigten Seite oben immer die Menüleiste vorhanden. Durch Anklicken kann man jederzeit einen der vier Zugangswege wählen: Graph, DGS, Deutsch und Sachgruppen.
Graph
In DGS: GraphDer Graph bietet einen grafischen Überblick über alle Einträge und wie sie miteinander zusammenhängen. Jeder Punkt steht für einen Eintrag und die Verbindungen stehen für Verweise zwischen den Einträgen. Für die dunkelblauen Punkte gibt es schon Beschreibungen (Einträge mit rotem Nummernschild), für die hellblauen Punkte gibt es noch keine ausführlichen Beschreibungen („automatisch generierter Vorabeintrag“ mit weißem Nummernschild). Wenn der Mauszeiger auf einen Punkt gerichtet wird, erscheint ein Micon, welches die Gebärdenform andeutet. Mit einem Klick auf den Punkt oder die Eintragsnummer im Micon gelangt man zum Eintrag.
Die Verbindungslinien zwischen den Eintragspunkten stellen verschiedene Beziehungen zwischen den Einträgen dar, zum Beispiel Querverweise zwischen formgleichen oder zwischen bedeutungsgleichen Gebärden. Die unterschiedlichen Arten von Beziehungen sind durch verschiedene Farben gekennzeichnet. Jede dieser mit einer anderen Farbe gekennzeichneten Kategorien kann man oben in der Menüleiste mit einem Häkchen an- oder abwählen. Nur durch einen Haken gewählte Verbindungen werden angezeigt.
Der Graph bietet die Möglichkeit, das Wörterbuch neugierig zu erforschen und spielerisch zu erkunden. Vielleicht lassen sich so zufällig interessante Einträge entdecken.
DGS
In DGS: DGS-IndexBei der DGS-Suche sind die Einträge als Micons dargestellt. Man kann man zwischen verschiedenen Sortierungen der Einträge wählen: Nach Eintragsnummer, nach Handform, nach Händigkeit und nach Lokation.
Möchte man den Eintrag zu einer Gebärde finden, von der man weiß, wie sie aussieht, kann man sich für einen Formaspekt (Handform, Händigkeit oder Lokation) entscheiden und die entsprechende Sortierung der Einträge aufrufen. Innerhalb jeder Gruppe gibt es weitere Untergruppen.
Innerhalb der Untergruppen kann man die gewünschte Gebärde mit Hilfe der Micons suchen. Fährt man mit dem Mauszeiger über ein Standbild, beginnt es, sich zu bewegen und die Gebärde zu zeigen. Ein Klick auf die Figur des Micons zeigt die Gebärde als großen Film im Filmabspielbereich. Ein Klick auf die Eintragsnummer führt zum zugehörigen Eintrag.
Bei der Suche nach Nummer sind die Micons nach aufsteigender Eintragsnummer sortiert. Dieser Suchweg ist geeignet, wenn man die Nummer des Eintrags schon kennt, den man öffnen möchte.
Deutsch
In DGS: DeutschindexDer Suchweg Deutsch ist geeignet, über ein deutsches Wort eine dazu passende Gebärde zu finden. Die Seite des Deutschindexes zeigt eine alphabetische Liste der deutschen Übersetzungsäquivalente aus den Einträgen. Die Liste besteht aus drei Spalten.
In der linken Spalte findet man das deutsche Wort. Die Wörter sind in der Liste alphabetisch sortiert. Wenn zwischen verschiedenen Bedeutungen oder Verwendungen eines Wortes unterschieden wird, gibt es in der mittleren Spalte das Wort mit weiteren Angaben, mit denen die Bedeutung weiter eingegrenzt und vereindeutigt wird. In der rechten Spalte werden die entsprechenden Gebärdeneinträge in Form von Micons aufgeführt. Für ein deutsches Wort werden mehrere Gebärdeneinträge angegeben, wenn es mehrere Gebärden gibt, für die dieses Wort als Übersetzungsäquivalent unter Deutsch im Eintrag angegeben wurde.
Bei den meisten Wörtern in der ersten und mittleren Spalte gibt es einen wörterbuchexternen Verweis auf einen entsprechenden Eintrag im DWDS (Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache).
Durch Klicken auf das Symbol () kann man dort dann weitere Informationen zu dem Wort und seinem Gebrauch im Deutschen finden.
Auch Zusammensetzungen und mehrteilige Namen werden im Deutschindex aufgeführt. Bei ihnen wird in der rechten Spalte auf die Einträge der Gebärden verwiesen, aus denen sie zusammengesetzt sind.
Über der Liste findet man ein Filterfeld. Dort kann man ein Wort eintippen und so danach suchen Die Anzeige in der Liste wird dann entsprechend eingeschränkt. Angezeigt werden dann alle Zeilen, die selbst das gesuchte Wort (linke Spalte) enthalten oder bei denen das gesuchte Wort in den weiteren Angaben vorkommt (mittlere Spalte).
Von der Deutsch-Liste aus gelangt man durch Klicken auf die Eintragsnummer des Micons direkt zur passenden Bedeutung innerhalb eines Eintrags.
Siehe auch: zweisprachiger Zugang
Sachgruppen
In DGS: SachgruppenDer Suchweg Sachgruppen ist geeignet, Gebärden zu einem bestimmten Thema oder sachlichen Bereich zu finden. Der Sachgruppenindex besteht aus einer alphabetisch angeordneten Liste der Sachgruppen. In dem Filterfeld kann man nach einem bestimmten Thema suchen und so die Anzeige der Sachgruppen einschränken. In jeder Sachgruppe sind alle Gebärden aufgeführt, deren Bedeutungen dieser Sachgruppe zugeordnet wurden. Durch Klicken auf die Eintragsnummer eines Micons springt man zur Bedeutung im entsprechenden Eintrag.
Angaben in den Wörterbucheinträgen
Im Folgenden beschreiben wir, welche Art von Angaben in den Einträgen zu finden sind und was sie bedeuten. Jede Angabenart hat eine Art Etikett oder Namen, der in der Tabelle links in der Spalte vor dem Abschnitt mit den eigentlichen Angaben steht. Einige Angaben beziehen sich auf die gesamte Gebärde, andere Angaben beziehen sich auf eine bestimmte Bedeutung einer Gebärde. Einige Angaben sind in jedem Eintrag vorhanden, wie z.B. FORM, andere Angaben werden nur dann gezeigt, wenn sie zutreffen oder für die Gebärde in diesem Bereich relevante Daten oder interessante Erkenntnisse vorliegen, wie z.B. die Angabenkategorie Regional.
Angaben zu einer Gebärde
Im Folgenden beschreiben wir die Angaben, die sich auf die gesamte Gebärde beziehen.
Eintragsnummer
Jeder Eintrag hat eine eindeutige Nummer. Sie steht ganz oben über dem Eintrag. Über die Eintragsnummer kann man einen Eintrag schnell finden oder wiederfinden. Die Nummer hilft auch, die Einträge mehrerer Gebärden, die sich in ihrer Form ähneln, sicher voneinander zu unterscheiden. Die Eintragsnummer steht für die gesamte Gebärde mit allen ihren Varianten und Bedeutungen, zum Beispiel 354.
Bei Verweisen steht die Eintragsnummer immer unter der Person im Micon:
Wenn es bei einem Verweis oder einem Kommentar um eine bestimmte Formvariante geht, wird der Eintragsnummer die Variantennummer mit einem Punkt angehängt, z.B. 354.2. Wenn auf eine bestimmte Bedeutung einer Gebärde verwiesen wird, dann wird die Bedeutungsnummer mit einem Doppelkreuz (#) an die Eintragsnummer angehängt z.B. 354#4.
Form
In dem Abschnitt Form wird die Form der Gebärde gezeigt, wie sie ohne Kontext isoliert und sauber im Studio aufgenommen wurde. Den Studiofilm kann man sich im Filmbereich abspielen lassen, indem man auf den Abspielknopf ( ) klickt. Da Gebärden oft mehrere Bedeutungen haben können und zusammen mit verschiedenen Mundbildern oder Mundgestiken verwendet werden, zeigen wir bei der Formangabe, die für den gesamten Eintrag gilt, die Formen der Ausführungsvarianten ohne Mundbild. Wenn es mehrere stabile Ausführungsvarianten einer Gebärde gibt, die sich etwas voneinander unterscheiden, ist für jede dieser Varianten ein eigener Film mit einer eigenen Variantennummer verfügbar (zum Beispiel 354.1 und 354.2). Die Studioaufnahmen zeigen eine isolierte ideale Ausführung (Zitatform). Die Form einer Gebärde kann im flüssigen Gebärden eingebettet in einen sprachlichen Kontext jedoch auch etwas anders aussehen.
Kommentar
In dem Abschnitt Kommentar geben wir unterschiedliche Arten von Informationen, zum Beispiel zusätzliche Angaben zur Form, zum Ursprung, zur Verbreitung oder zur Verwendung einer Gebärde oder einer Ausführungsvariante.
- Weitere Angaben zur Form: Der Studiofilm mit der Zitatform zeigt immer genau eine Ausführung. Bei vielen Gebärden gibt es aber einen größeren Spielraum, wie die Gebärde aussehen kann. Zum Beispiel kann es sein, dass die Handformen bei verschiedenen Ausführungen etwas unterschiedlich sind, die Gebärde an verschiedenen Stellen in einem weiteren Bereich ausgeführt werden kann, oder dass die Anzahl der Hände oder Anzahl der Bewegungswiederholungen variiert. Im Kommentar findet man Hinweise darauf, wenn wir solche Spielräume der Ausführung in den Daten beobachtet haben, siehe z.B. 59. (Siehe dazu auch aktive und passive Hand im Kapitel Händigkeit.)
- Weitere Angaben zur Verwendung: Bei einigen Gebärden können wir aufgrund der Daten mehr zur Verwendung der Gebärden sagen. Manchmal kann man Unterschiede in den Altersgruppen sehen. Manche Gebärden werden eher von älteren Menschen verwendet und scheinen langsam zu verschwinden, andere werden eher von jüngeren Personen benutzt. Die Altersangaben beziehen sich auf die Altersgruppen, wie wir sie im DGS-Korpus erhoben und verwendet haben.
- In einigen Fällen geben wir vorsichtige Hinweise, dass eine Gebärde heute möglicherweise von einigen Personen als diskriminierend empfunden werden kann. Die Daten des Korpus stammen aus den Jahren 2010–2012 und sind damit schon über 10 Jahre alt. Das Wörterbuch zeigt somit den Gebrauch, der zum Erhebungszeitraum üblich und akzeptiert war. Wir können in einigen besonders klaren Fällen auf eine vorhandene Diskussion oder einen sich abzeichnenden Wandel im Gebrauch hinweisen, tun dies aber nur sehr eingeschränkt und vorsichtig, da wir den Gebrauch in den Daten beschreiben und weder aktuelle Entwicklungen, die noch nicht abgeschlossen sind, noch mögliche zukünftige Entwicklungen beeinflussen oder vorwegnehmen wollen. (Siehe auch Deskriptives Wörterbuch)
- Angaben zum Ursprung der Gebärdenform: Auch wenn viele Gebärden bildhaft sind, machen wir normalerweise keine Angaben zum bildhaften Ursprung der Gebärdenform, da es hier oft verschiedene Möglichkeiten oder Interpretationen gibt, über die wir in den Korpusdaten nichts finden. In einigen wenigen Fällen weisen wir jedoch darauf hin, wenn der Ursprung der Handform oder der Gebärde vermutlich auf das Fingeralphabet oder das PMS-System oder eine Zahlgebärde zurückgeführt werden kann.
- Angaben zu Unterschieden in der Verwendung einzelner Ausführungsvarianten: In einigen Fällen können wir aufgrund der Datenlage erkennen, dass zum Beispiel eine der Ausführungsvarianten eine etwas andere regionale Verbreitung hat als die Hauptvariante oder sehr viel seltener vorkommt (z.B. 421) oder auf andere Weise im Gebrauch eingeschränkt ist. Auch solche Angaben findet man im Kommentar.
- Weitere Angaben: Alle weiteren, eher singulären Angaben, die erwähnenswert sind, aber an anderer Stelle keinen Platz finden, werden im Kommentar aufgeführt. Siehe z.B. den Kommentar bei 364.
Beleglage
Mit Hilfe von drei nicht gefüllten bis zu drei gefüllten Kästchen wird angedeutet, wie häufig eine Gebärde im DGS-Korpus nachgewiesen ist. Je mehr ausgefüllte Kästchen vorhanden sind, desto häufiger ist die Gebärde im DGS-Korpus enthalten.
Für diese Angabe werden alle Verwendungen einer Gebärde in den Filmaufnahmen des Korpus gezählt, die als zu dieser Gebärde (beziehungsweise zu diesem Gebärdeneintrag) zugehörig klassifiziert wurden. Die Verwendungen einer Gebärde in den Daten werden auch Belege oder Vorkommen genannt.
Normalerweise bearbeiten wir einen Eintrag erst, wenn wir bei einer Gebärde für mindestens eine Untergruppe (Subtype: Form-Mundbild/Mundgestik-Kombination) mindestens 25 Belege im Korpus haben. In einigen Fällen, vor allem bei regionalen sehr begrenzten Gebärden und bei Gebärden für Ortsnamen, die wir über andere Quellen abgesichert haben, unterschreiten wir diesen Wert.
Übersicht über die Symbole zur Beleglage:
- □□□
- weniger als 25 Belege: die Gebärde ist sehr schwach im Korpus belegt
- ■□□
- 25 - 49 Belege: die Gebärde ist schwach belegt
- ■■□
- 50 - 99 Belege: die Gebärde ist gut belegt
- ■■■
- 100 und mehr Belege: die Gebärde ist sehr gut belegt
Grammatik
In der Forschung und in der Unterrichtspraxis gibt es unterschiedliche Einteilungen von Gebärden und Beschreibungen einzelner grammatischer Phänomene. Bisher fehlt jedoch eine umfassende, allgemein akzeptierte und verbreitete grammatische Beschreibung der DGS. Aus diesem Grund können wir hier im Wörterbuch nur sehr grobe Angaben zur Grammatik machen.
Unsere Angaben zur Grammatik auf der Eintragsebene beschränken sich darauf, Eigenschaften zu benennen, die wir beim Gebärdengebrauch in den Daten beobachten können, wie z.B., dass die Bewegungsrichtung einer Gebärde bei der Ausführung grammatisch relevant variieren kann (Richtungsgebärden) oder dass Handformen für Zahlen in die Gebärdenform eingebaut werden können (zahleninkorporierende Gebärden). In einigen wenigen Fällen beschreiben wir kurz, wie die Gebärdenform an besondere Aspekte der Bedeutung oder räumlichen Gegebenheiten angepasst werden kann. (Siehe z.B. Einträge 1617, 1611 und 1398.)
Folgende Bezeichnungen werden als Grammatikangabe auf Eintragsebene verwendet:
Regional
Der Abschnitt Regional ist vorhanden, wenn sich die Verbreitung einer Gebärde mit allen ihren Bedeutungen auf eine bestimmte Region konzentriert oder beschränkt. Die Angabe kann aus einem Text und/oder einer Verbreitungskarte bestehen, zu der man durch Klicken auf die gezeigte Kartenminiatur springen kann. (Siehe z.B. die Einträge 1546 (‚Schnee‘) und 1136 (‚DDR‘).) In diesem Abschnitt gibt es auch Anmerkungen dazu, wenn sich in den Daten regionale Unterschiede im Gebrauch verschiedener Formvarianten beobachten lassen.
Die meisten Angaben zur regionalen Verbreitung sind jedoch auf der Ebene der einzelnen Bedeutungen zu finden. (Siehe Abschnitt Regional.)
Zusammensetzungen
Zusammensetzungen sind eine Abfolge mehrerer Gebärden, die zusammen mit einem Mundbild gemeinsam für einem Begriff oder einen Namen verwendet werden. Zusammensetzungen erhalten im Wörterbuch keine eigenen Einträge, sondern sie werden in den Einträgen ihrer Einzelbestandteile mit aufgeführt. Wenn ein mehrteiliger Ausdruck keiner im Eintrag beschriebenen spezifischen Bedeutung ihres Bestandteils zugeordnet werden kann, wird sie im unteren Teil des Eintrags im Abschnitt Zusammensetzungen zusammen mit ihrer Übersetzung aufgeführt.
Beispiele hierfür finden sich in den Einträgen 354 (für ‚Teilzeit‘) und 443 (für ‚Sommerferien‘).
Verwandt
Manchmal gibt es Gebärden, die sowohl eine Gemeinsamkeit oder Ähnlichkeit in ihren Formen als auch eine gewisse inhaltliche Nähe ihrer Bedeutungen aufweisen, die wahrscheinlich nicht rein zufällig sind. Die Ähnlichkeit der Formen beruht hier auf einer gemeinsamen oder ähnlichen bildhaften Grundlage, die oft entsprechend der Bedeutungsunterschiede verschieden ausdifferenziert, angepasst oder umgesetzt ist. Zwischen Mitgliedern einer solchen Gebärdenfamilie, die durch eine ähnliche Bildhaftigkeit der Gebärdenformen vermittelt ist, verweisen wir als verwandte Gebärden.
Beispiele hierfür sind die Gebärden 289 (‚Regen‘) und 888 (‚Schnee‘), deren Einträge im Abschnitt Verwandt gegenseitig aufeinander verweisen.
Formgleich
Manchmal gibt es zwei voneinander unabhängige Gebärden, die in mindestens einer Formvariante dieselbe Form aufweisen. Wir verweisen im Abschnitt Formgleich auf andere Gebärdeneinträge mit solchen formgleichen Varianten.
Beispiele hierfür sind die Gebärden 79 (‚Vater‘) und 380 (‚Montag‘), deren Einträge im Abschnitt Formgleich gegenseitig aufeinander verweisen.
Formähnlich
Wir verweisen im Abschnitt Formähnlich auf andere Gebärdeneinträge, bei denen eine oder mehrere Varianten der beschriebenen Gebärde (bzw. einer ihrer Formvarianten) sehr ähnlich sehen.
Ein Beispiel hierfür ist der Eintrag 31 (‚Fußball‘) von dem auf die formähnlichen Gebärden 241 (‚voll‘), 630 (‚unterstützen‘) und 1466 (‚verlassen‘) verwiesen wird.
Konkordanz
Ganz unten auf der Seite eines Eintrags befindet sich ein roter Knopf:
Wenn man auf diesen Knopf klickt, öffnet sich eine Liste aller Belege für die Gebärde dieses Eintrags im öffentlichen Korpus. Jeder Beleg wird in seinem Äußerungszusammenhang in drei Zeilen mit Übersetzung, Abfolge von Glossen und Mundbildangaben dargestellt. Die Glosse des Belegs erscheint immer in der mittleren Spalte und ist mit einem etwas dunkleren Grau unterlegt.
In der ersten Zeile vor der Übersetzung befinden sich Codes für das Transkript, die Erzählerin bzw. des Erzählers und deren Altersgruppen und Geschlecht. Über den Abspielknopf ( ) zu Beginn der obersten Zeile gelangt man zu der entsprechenden Stelle im Transkript des öffentlichen DGS-Korpus.
Die Belege lassen sich nach Transkript, nach Glossen und nach rechten und linken Nachbarn der Belegglosse sortieren. Dazu klickt man die entsprechenden Sortierkriterien über der Belegliste an.
Angaben zu einer Bedeutung einer Gebärde
Für Gebärden gibt es oft unterschiedlich typische Kontexte, in denen sie verwendet werden, und verschiedene Bedeutungen, die sie in diesen Kontexten ausdrücken können. In einem Eintrag werden die unterschiedlichen typischen Kontexte und Bedeutungen, die wir anhand der Korpusdaten unterscheiden können, einzeln aufgeführt.
Die Bedeutungen und typischen Verwendungen werden im Mittelteil des Eintrags untereinander aufgelistet und sind dort fortlaufend durchnummeriert: Einzelbedeutungen werden eingeleitet durch Bedeutung #, gefolgt von der Bedeutungsnummer. Phrasen und mehrteilige Namen werden ebenfalls im Eintrag ihres relevanten Bestandteils mit aufgelistet und beschrieben. Bei den mehrteiligen Ausdrücken heißt der Abschnittsname dann entsprechend Phrase # beziehungsweise Mehrteiliger Name #, wiederum gefolgt von der Bedeutungsnummer.
Jede gelistete typische Verwendung (Bedeutung) einer Gebärde erhält einen eigenen Abschnitt mit verschiedenen Angaben. Auch hier hat jede Angabenart wieder eine Art Etikett oder Namen, der vor der eigentlichen Angabe steht. Im Folgenden werden die einzelnen Angabenarten, die sich auf eine Bedeutung beziehen, erklärt.
Im Wörterbuch sind nur die Bedeutungen aufgeführt, die sich auch im Korpus finden und stabil nachweisen lassen. Die Auflistung in den Einträgen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. In vielen Fällen wird es weitere typische Verwendungen/Bedeutungen einer Gebärde geben, die nicht im Eintrag enthalten sind. (Siehe auch korpusbasiertes Wörterbuch.)
Hinweis auf die Bedeutung (Signpost)
Jeder Abschnitt zu einer Bedeutung beginnt mit einem zusammenfassenden Hinweis auf diese Bedeutung. Diesen Hinweis nennen wir Signpost (englisch für Wegweiser). Der Signpost hat die Funktion, die gesuchte oder passende Bedeutung unter mehreren Bedeutungen im zugeklappten Zustand des Eintrags schneller zu finden. Genauere und umfassendere Informationen zu der jeweiligen Bedeutung erhält man, wenn man auf den Abschnittsnamen Bedeutung #[Zahl] klickt und so diesen Abschnitt zur Bedeutung aufklappt.
Form
Bei Phrasen und mehrteiligen Namen findet sich als weitere Angabe zur Bedeutung der Abschnitt Form. Hier wird ein Film des mehrteiligen Ausdrucks zur Verfügung gestellt, der über den Abspielknopf ( ) im Filmabspielbereich angesehen werden kann. Zusätzlich wird der mehrteilige Ausdruck auch noch durch die Abfolge seiner Einzelteile in Form von Micons dargestellt.
Beispiele für Phrasen sind 440#10 (‚Gefühl der Verbundenheit‘) und 358#10 (‚Übernachtungsbesuch‘). Beispiele für mehrteilige Namen sind 17#3 (‚Rotes Kreuz‘) und 373#2 (‚Kieler Woche‘).
Mundbild
In dem Abschnitt Mundbild werden typische Mundbilder und Mundgestiken aufgeführt, die bei dieser Bedeutung im Korpus zusammen mit der Gebärde vorkommen. Die Auflistung umfasst eine Auswahl der im Korpus häufigsten und damit als typisch erkannten Mundbilder, erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Angabe [ohne MB] wird geben, wenn eine Gebärde häufig ohne Mundbild ausgeführt wird. Die Angabe [Mundgestik] weist darauf hin, dass diese Gebärde häufig zusammen mit Mundgestik auftritt. Im Eintrag wird die Art der Mundgestik nicht genauer beschreiben. Befindet sich ein roter Abspielknopf ( ) links vor der Mundbild- oder Mundgestikangabe, kann ein entsprechender Film der Gebärde mit dem Mundbild oder der Mundgestik im Filmabspielbereich abgespielt werden.
Erklärung
In dem Abschnitt Erklärung wird der Verwendungskontext für die jeweilige Bedeutung beschrieben. Dabei kann es sich um eine Definition der Sache handeln, die die Gebärde bezeichnet (wie bei 100#1 ‚Computer‘), eine Umschreibung, was sie bedeutet (wie bei 230#6 ‚sich lohnen‘), eine Beschreibung, in welchen Situationen und unter welchen Umständen man diese Gebärde verwendet (wie bei 34#1 ‚Entschuldigung‘ oder 413#3 ‚Gesundheit‘) oder welche Funktion die Gebärde hat (wie bei 124#3 ‚Einleitung einer Begründung‘). Die Erklärung gibt einen Hinweis darauf, wann man die Gebärde verwendet und was sie in einem bestimmten Zusammenhang bedeutet. Es geht hierbei darum, die Verwendung der Gebärde in sprachlichen Zusammenhängen zu beschreiben und die verschiedenen Verwendungskontexte/Bedeutungen voneinander abzugrenzen. Bei den Erklärungen geht es nicht darum, Weltwissen wiederzugeben.
Deutsch
In dem Abschnitt Deutsch werden deutsche Übersetzungen angeboten, die in verschiedenen Kontexten für diese Gebärde in dieser Bedeutung verwendet werden können. Die Auflistung der Übersetzungsäquivalente ist eine Auswahl möglicher Übersetzungen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Nicht jedes Übersetzungsäquivalent ist immer in jedem Kontext passend. Um die Benutzungsrichtung DGS → Deutsch optimal zu unterstützen, werden aber neben besonders passenden, zentraleren Entsprechungen manchmal auch weniger zentrale Übersetzungsäquivalente mit angegeben.
Bei einigen Übersetzungsäquivalenten ist dem deutschen Wort noch eine vereindeutigende oder einschränkende Kontextualisierung hinzugefügt. Wie zum Beispiel bei 64#1 Schwester (Religion) oder bei 224#3 ohne Stimme (beim Gebärden).
Zu einigen in den Einträgen aufgeführten Übersetzungsäquivalenten wird eine zusätzliche Angabe zum deutschen Wort in Form einer Markierung gegeben, z.B. die Angabe der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Register des Deutschen oder dass es sich in dieser Bedeutung um einen metaphorischen Gebrauch des Worts oder eine idiomatische Wendung des deutschen Ausdrucks handelt. Diese Angaben werden in Form von Abkürzungen gemacht, die dem Wort oder der Wendung nachgestellt sind, wie zum Beispiel bei 109#3 Fraktur {fachspr.} und bei 256#3 sich einen Ruck geben {idiom.}. Die dabei verwendeten Abkürzungen zur Markierung des deutschen Worts (Übersetzungsäquivalents) finden sich mit einer kurzen Erklärung hier im Glossar.
Übersetzungsäquivalente, die im Eintrag in blauer Schrift erscheinen, können durch Anklicken im Deutschindex aufgerufen werden.
Im Deutschindex finden sich bei vielen Wörtern zusätzliche Verlinkungen auf entsprechende Einträge im Online-Wörterbuch Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache (DWDS).
Durch Klicken auf das Symbol () kann man dort dann weitere Informationen zu dem Wort und seinem Gebrauch im Deutschen finden.
Übersetzungsäquivalente, die im Eintrag in schwarzer Schrift erscheinen, sind mögliche Übersetzungen der Gebärde, jedoch wird von ihnen nicht in den Deutschindex verwiesen und sie sind in ihm auch nicht enthalten. Es handelt sich hier vor allem um Übersetzungsäquivalente, bei denen die umgekehrte Benutzungsrichtung Deutsch → DGS weniger hilfreich und zielführend wäre. (Siehe auch: zweisprachiger Zugang.)
Anmerkung
In dem Abschnitt Anmerkung finden sich verschiedene Informationen zu einer Bedeutung oder typischen Verwendung. Dazu gehören zum Beispiel Besonderheiten der Gebärdenform bei der Ausführung (z.B. 1394#3), des Mundbildes (z.B. 1314#2, 674#1, 921#2), der Mimik (z.B. 142#4, 427#1), Einschränkungen hinsichtlich der Ausführungsvarianten (z.B. 417#3, 426#2), der altersgruppenspezifischen Verwendung (z.B. 47#5, 1769#1) und andere Besonderheiten bei der Verwendung wie zum Beispiel bildhafte Anpassungen der Gebärdenform an den jeweiligen Kontext (z.B. 159#1, 1367#2, 471#1) oder die Tendenz zur Einbettung in eine Rollenübernahme (100#2, 102#1, 354#6). In dieser Rubrik werden auch alle anderen relevanten Beobachtungen oder Kommentare zur Bedeutung vermerkt, die an anderer Stelle im Eintrag keinen Platz finden.
Grammatik
In dem Abschnitt Grammatik wird bei einer Richtungsgebärde angegeben, worauf sich die Ausrichtung der Gebärde in ihrer jeweiligen Bedeutung bezieht. Diese Information wird ausgedrückt durch zwei Angaben in eckigen Klammern, die durch einen Pfeil verbunden sind. In der eckigen Klammer vor dem Pfeil ist eine Person oder ein Ort genannt, auf die sich die Gebärde bei ihrem Anfang der Bewegung bezieht. Der Pfeil symbolisiert die Aktivität. In der eckigen Klammer hinter dem Pfeil wird eine Person oder ein Ort angegeben, auf die sich die Gebärde bei dem Ende ihrer Bewegung bezieht.
Zum Beispiel wird im Eintrag bei der Bedeutung 358#1 ‚besuchen‘ angegeben: bei Ausrichtung: [Person, die kommt] → [Person zu Hause, die empfängt]. Bei Gebärden oder Bedeutungen, bei denen nur eine Information gegeben wird, fehlt die zweite Angabe in eckigen Klammern; z.B. in Bedeutung 915#3 ‚kündigen‘: bei Ausrichtung: → [Person/Institution, welche die Kündigung erhält].
Weitere Angaben im Abschnitt Grammatik bei der Bedeutung enthalten zum Beispiel Hinweise zur Verortung z.B. 848#1 (‚Person‘), zur Anpassung der Gebärdenform an den jeweiligen Kontext (siehe Bildhaftigkeit z.B. 10#6 ‚säen‘, 408#2 ‚fahren‘) und andere grammatisch relevante Hinweise.
Beispiele
In dem Abschnitt Beispiele wird die Verwendung der Gebärde in dieser Bedeutung anhand von Beispielen aus den Originaldaten des DGS-Korpus illustriert. Innerhalb einer Bedeutung sind die Beispiele durchnummeriert (➊, ➋, ➌ …). Die ausgewählten Beispiele zeigen die Gebärde eingebettet in einen inhaltlichen Kontext und im natürlichen Gebärdenfluss. Die Beispiele helfen, die Unterschiede der einzelnen im Wörterbuch beschriebenen Bedeutungen und typischen Verwendungen besser nachzuvollziehen, und demonstrieren gleichzeitig die Gebärdenausführung im realen Gebrauch. Hier weicht die Ausführung oft von der idealisierten Ausführung in der isolierten Studioaufnahme bei der Formangabe (Zitatform) ab.
Da die Beispiele direkt aus den Korpusdaten stammen, wird bei den meisten Beispielen eine kurze Einleitung in den vorangegangenen Kontext der Äußerung gegeben, damit das Beispiel besser verstanden werden kann. Diese Einleitung in den Kontext steht in [eckigen Klammern] vor der Übersetzung des gebärdeten Beispiels. Das Übersetzungsäquivalent oder der Teil der Übersetzung, der der Gebärde des Eintrags entspricht, ist in der Übersetzung durch Fettdruck ausgezeichnet. Entsprechungen von Bezügen des weiteren Kontexts, die in die Übersetzung übernommen wurden, sind durch kursive Schrift ausgezeichnet.
Jedes Beispiel kann über den roten Abspielknopf ( ) in dem Filmabspielbereich angeschaut werden. Bei Beispielen, die dem öffentlichen Korpus entnommen sind, finden sich zwei Knöpfe, über die man an die entsprechenden Stellen in den beiden Portalen MEINE DGS und MEINE DGS – annotiert springen kann, um sich das Beispiel im Gesprächszusammenhang anzusehen.
Darüber hinaus enthält das Wörterbuch auch Beispiele, die zwar aus den Korpusdaten entnommen sind, die aber nicht Teil des öffentlich zugänglichen Materials sind. Bei diesen Beispielen gibt es die beiden Knöpfe unter dem Beispiel nicht.
Langform
Wenn eine Gebärde nicht nur alleine für eine bestimmte Bedeutung stehen kann, sondern häufiger auch in Kombination mit einer weiteren Gebärde dieselbe Bedeutung ausdrückt, dann führen wir im Abschnitt Langform diese Gebärdenkombination mit Hilfe einer Abfolge von Micons zusätzlich auf. Darüber hinaus findet sich hier auch Abspielknopf (Abspielknopf ( )) über den die Langform als Video im Filmabspielbereich angesehen werden kann.
Zum Beispiel sind für die folgenden Bedeutungen im Wörterbuch auch Langformen enthalten 80#5 (‚Frühstück‘), 288#2 (‚Badezimmer‘) und 409#10 (‚Karlsruhe‘).
Siehe auch Langformen.
Bedeutungsgleich
In dem Abschnitt Bedeutungsgleich werden Gebärden aufgeführt, die die gleiche oder eine sehr ähnliche Bedeutung haben (Synonyme) wie die beschriebene Bedeutung.
Gleichbedeutende Gebärden können helfen, eine Bedeutung über innersprachliche Bezüge zu verstehen und von anderen Bedeutungen derselben Gebärde zu unterscheiden. In diesem Abschnitt werden oft synonyme Gebärden aufgeführt, die man verwenden würde, um die beschriebene Bedeutung in DGS zu umschreiben oder zu erklären.
In diesem Abschnitt findet man auch Gebärden, die Dasselbe oder Ähnliches bedeuten, die aber häufig nur in bestimmten Regionen verwendet werden. Bei mehreren nebeneinander existierenden regionalen Gebärden findet man zusätzlich zu den Micons dieser Gebärden in einigen Einträgen eine Miniatur einer Übersichtskarte zur regionalen Verbreitung bedeutungsgleicher Gebärden, die die regionale Verbreitung der nebeneinander existierenden Gebärden in der Zusammenschau zeigt. Beim Klicken auf die Kartenminiatur öffnet sich die große Übersichtskarte auf einer eigenen Seite.
Beispiele für die Angabe synonymer Gebärden findet man bei 193#10 (‚reibungslos, problemlos') und 173#3 (‚eine Idee haben‘). Beispiele für Übersichtskarten in diesem Abschnitt findet man bei 62#1 (‚Käse‘) und 74#1 (‚Donnerstag‘).
Entgegengesetzt
In dem Abschnitt Entgegengesetzt werden Gebärden aufgeführt, die eine zur beschriebenen Bedeutung gegensätzliche oder komplementäre Bedeutung haben (Antonyme).
Entgegengesetzte Gebärden können helfen, eine Bedeutung über innersprachliche Bezüge zu verstehen und von anderen Bedeutungen derselben Gebärde zu unterscheiden. Entgegengesetzte Gebärden eignen sich oft auch dazu, die beschriebene Bedeutung in DGS zu umschreiben oder einzugrenzen.
In diesem Abschnitt findet man auch Gebärden, die eine entgegengesetzte Bedeutung haben, die aber häufig nur in bestimmten Regionen verwendet werden. Bei mehreren nebeneinander existierenden regionalen Gebärden, findet man dann zusätzlich zu den Micons dieser Gebärden eine Miniatur einer Übersichtskarte zur regionalen Verbreitung bedeutungsgleicher Gebärden, die die regionale Verbreitung der nebeneinander existierenden Gebärden in der Zusammenschau zeigt. Beim Klicken auf die Kartenminiatur öffnet sich die große Übersichtskarte auf einer eigenen Seite.
Beispiele für die Angabe antonymer Gebärden findet man bei 193#10 (‚reibungslos, problemlos') und 416#1 (‚Krieg‘). Beispiele für Übersichtskarten in diesem Abschnitt findet man bei 515#1 (‚Frühling‘) und 193#14 (‚neu, unbenutzt, kürzlich hergestellt‘).
Häufige Kombinationen
In manchen Bedeutungszusammenhängen kommt eine Gebärde auffallend häufig in Kombination zusammen mit bestimmten anderen Gebärden vor, ohne dass sie besonders fest mit ihnen verbunden wäre (‚Kollokationen‘). In den Korpusdaten sehen wir solche typischen Kombinationen als statistisch besonders häufig auftretende Muster. Solche Muster sind Kurzkontexte oder Kurzbeispiele für typische Verwendungen und helfen, den Gebrauch der Gebärde in ihrer Bedeutung zu illustrieren. Im Abschnitt Häufige Kombinationen führen wir eine Auswahl solcher Kombinationsmuster der Gebärde mit ihren linken oder rechten Nachbarn auf. Die Kombinationspartner können einzelne, ganz spezifische Gebärden sein wie z.B. bei 441#1 ‚schwer krank‘. Es gibt auch Muster, bei denen mehrere Nachbargebärden zu dem Muster beitragen. Sie können eine Gruppe synonymer Gebärden sein (z.B. wie bei 193#1 ‚leicht, problemlos, einfach‘), ein zusammengehöriges Set bilden (z.B. wie bei 638#1 ‚Tageszeitangabe‘) oder inhaltlich nahestehende und gegeneinander austauschbare Gebärden gleicher Art aus einem bestimmten Bereich oder einer gleichen Klasse sein (wie bei 418#2 ‚von Kosten befreit‘ oder 354#1 ‚Zeitdauer‘).
Ein Kombinationsmuster wird als Abfolge von Micons oder Gruppen von Micons dargestellt. Tragen mehrere Gebärden als Kombinationspartner zu dem Muster bei, sind sie gemeinsam innerhalb eines eckigen Rahmens versammelt. Die Zielgebärde füllt den zweiten Rahmen. Ihr Micon hat keine Eintragsnummer, sondern einen Punkt. Die Rahmen sind durch einen Pfeil (→) verbunden, der die sequenzielle Abfolge darstellt. Wenn der Pfeil zwei Spitzen hat und in beide Richtungen weist (⬌ wie bei 638#1), bedeutet dies, dass die Kombinationspartner auch in umgekehrter Reihenfolge häufig gemeinsam auftreten.
Zusammensetzungen
Zusammensetzungen sind Abfolgen mehrerer Gebärden, die zusammen mit einem Mundbild gemeinsam für einen Begriff oder einen Namen verwendet werden. Zusammensetzungen erhalten keine eigenen Einträge, sondern sie werden in den Einträgen ihrer Einzelbestandteile mit aufgeführt. Wenn bei einer Zusammensetzung die Einzelgebärde einer im Eintrag beschriebenen spezifischen Bedeutung zugeordnet werden kann, wird sie bei dieser Bedeutung in dem Abschnitt Zusammensetzungen zusammen mit ihrer Übersetzung aufgeführt.
Eine Zusammensetzung wird als Abfolge von Micons oder Gruppen von Micons dargestellt. Zusätzlich wird eine deutsche Übersetzung der Zusammensetzung, die ihrem Mundbild entspricht, angegeben. Die Übersetzung ist auch im Deutschindex enthalten. Dort wird auf die Einträge der Einzelgebärden verwiesen, aus denen die Zusammensetzung besteht.
Beispiele für Zusammensetzungen findet man bei den Bedeutungen 87#1 (‚Arbeit, Beruf‘: Arbeitsplatz) und 354#1 (‚Zeitdauer‘: Arbeitszeit).
Regional
Der Abschnitt Regional mit Bezug auf eine Bedeutung ist im Eintrag dann vorhanden, wenn sich die Verbreitung einer Bedeutung oder einer Gruppe eng zusammenhängender Bedeutungen auf eine bestimmte Region konzentriert oder beschränkt. Die Angabe kann aus einem Text und/oder einer Kartenminiatur einer Verbreitungskarte bestehen. Durch Anklicken der Kartenminiatur öffnet man die Verbreitungskarte auf einer eigenen Seite.
Ein Beispiel für eine Verbreitungskarte findet man bei 74#1 (‚Donnerstag‘). Ein Beispiel für eine Verbreitungskarte, die mehrere nahe Bedeutungen zusammen darstellt, findet man in Eintrag 601#1,2,3 (‚warum‘). Für weitere Informationen zu den Verbreitungskarten siehe auch Kartenerstellung. Zum Thema regionale Gebärden siehe auch Lexikalische Variation.
Sachgruppen
Jede Bedeutung ist einer oder mehreren Sachgruppen zugeordnet. Diese sind unter dem Abschnitt Sachgruppen aufgelistet. Jede hier aufgeführte Sachgruppe kann angeklickt werden, um zu der Sachgruppe im Sachgruppenindex zu springen und so weitere Gebärden zu finden, die für dieses Thema relevant sind.
Verbreitungskarten
Im Wörterbuch sind zwei verschiedene Arten von Karten enthalten: einfache Verbreitungskarten für eine Gebärde und Übersichtskarten zur regionalen Verbreitung bedeutungsgleicher Gebärden. Diese Karten werden direkt aus den uns vorliegenden Daten erzeugt (siehe auch Kartenerstellung). Man gelangt zu einer Karte, indem man auf die Kartenminiatur im Eintrag klickt. Unten auf der Seite einer Karte befinden sich Knöpfe, die zur tabellarischen Darstellung der Datengrundlage und zu für den Download optimierten Kartendarstellungen führen.
Bei Karten zur regionalen Verbreitung einer Gebärde:
Bei Übersichtskarten zur regionalen Verbreitung bedeutungsgleicher Gebärden:
Karte zur regionalen Verbreitung einer Gebärde
Dieser Kartentyp zeigt, in welchen Gebieten wir die Gebärde insgesamt oder ihre Verwendung in einer oder mehreren ihrer Bedeutungen nachgewiesen haben.
Pro Region wird aus den Daten (DGS-Korpus, DGS-Feedback) ermittelt, wie viele verschiedene Personen diese Gebärde insgesamt oder gegebenenfalls in einer spezifischen Bedeutung verwenden. Je mehr Personen eine Gebärde in einem Gebiet verwenden, desto dunkler (von gelb über orange und rot bis hin zu dunklrot) ist das jeweilige Gebiet eingefärbt.
keine Belege (keine Daten aus dem DGS-Feedback) |
keine Belege (trotz Beteiligung am DGS-Feedback) |
1 Person |
2 Personen |
3 bis 5 Personen |
6 bis 9 Personen |
10 bis 19 Personen |
20 bis 49 Personen |
Auf einigen Karten gibt es zwei verschiedene Graufärbungen. Hellgrau sind alle Gebiete, für die es keine Belege gibt, aber aus denen auch keine Personen am DGS-Feedback teilgenommen haben. Mit einem etwas dunkleren Grau sind alle Gebiete ohne Belege eingefärbt, aus denen zwar mindestens eine Person im DGS-Feedback teilgenommen, aber trotzdem keine Person den Gebrauch der jeweiligen Gebärde/Bedeutung für sich bestätigt hat. Daten aus dem DGS-Feedback liegen nur für einen kleinen Teil der Gebärden vor. Bei allen anderen Gebärden stammen alle Belege ausschließlich aus dem Korpus.
Fährt man mit dem Mauszeiger über die jeweilige Region, so erhält man einen Tooltip eingeblendet, der die Zahlen für diese Region für das DGS-Korpus und, wenn vorhanden, für das DGS-Feedback explizit nennt.
Dieser Kartentyp wird bei ausgesuchten Gebärden unter der Angabe Regional und bei ausgesuchten Bedeutungen unter der Angabe Regional als zusätzliche Information angeboten und als anklickbare Kartenminiatur zugänglich gemacht.
Diese Kartendarstellung ist immer dann im Eintrag enthalten, wenn die Daten nahelegen, dass eine Gebärde überwiegend nur in einer bestimmten Region benutzt wird, oder wenn sie zwar deutschlandweit verbreitet ist, es aber andere regionale Alternativen zu dieser Gebärde gibt, mit denen man sie vielleicht vergleichen möchte.
Übersichtskarte zur regionalen Verbreitung bedeutungsgleicher Gebärden
Dieser Kartentyp zeigt die regionale Verteilung mehrerer bedeutungsgleicher nebeneinander existierender Gebärden in einer einzigen Kartendarstellung. Die Übersichtskarte zeigt die regionale Verteilung der Gebärden in Deutschland auf der Grundlage der Belege aus dem DGS-Korpus und dem DGS-Feedback.
Unter der Karte sind die beteiligten Gebärden als Micons aufgeführt. Jeder Gebärde ist eine Farbe zugeordnet, die als farbiger Rand um das Micon angegeben wird. Auf der Deutschlandkarte wird jedes Gebiet mit der Farbe eingefärbt, die der Gebärde entspricht, die in diesem Gebiet am häufigsten belegt ist. Sind mehrere Gebärden gleich häufig belegt, wird das Gebiet mit der Farbe der Gebärde eingefärbt, die von den konkurrierenden Gebärden insgesamt am häufigsten belegt ist. Für Gebiete, die hellgrau eingefärbt sind, liegen keine Belege vor, weder aus dem Korpus noch aus dem DGS-Feedback.
Für jedes Gebiet gibt es eine Tortengraphik, die zeigt, wie viele Personen in dieser Gegend welche Gebärden benutzt haben. Die Tortenteilstücke sind mit den Farben der jeweiligen Gebärden kodiert. Benutzt eine Person zwei verschiedene Gebärden, dann trägt sie auch zu zwei Tortenteilstücken verschiedener Farbe in derselben Gegend bei.
Fährt man mit dem Mauszeiger über eine farblich abgetönte Tortengraphik, so leuchtet sie auf. Fährt man unter der Karte über ein Micon, das eine Gebärde repräsentiert, so leuchten auf der Karte alle Tortengraphiken in den Gebieten auf, in denen diese Gebärde belegt ist.
Diese Kartendarstellung wird bei den Bedeutungen unter der Abschnitten Bedeutungsgleich und Entgegengesetzt, im Deutschindex und im Menü unter Karten auch in den Anhängen Monate, Wochentage und Farben verwendet.
Eigenschaften von DGS-Gebärden und Strukturen ihrer Verwendung
Im DW-DGS werden in den Einträgen durch kurze Angaben einige Eigenschaften von Gebärden benannt, die zu umfassenderen Strukturen gehören und besser in einem größeren Zusammenhang dargestellt werden können. Im Folgenden werden die in den Einträgen benannten Eigenschaften und Strukturen kurz überblicksartig beschrieben.
Gebärdenraum
Gebärden ist eine körperliche Aktivität, die durch die gebärdende Person an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit ausgeführt wird. Die gebärdende Person benutzt dabei Hände und Arme, Gesicht (Mimik), Mund (Mundgestik und Mundbild), Augen (Blick) sowie Kopf und Oberkörper (als Ausführungsstellen von Gebärden und die Haltung und Ausrichtung von Kopf und Oberkörper z.B. bei Rollenübernahmen). Gebärden haben durch diese Körperlichkeit viele räumliche Aspekte (Ort der Gebärdenausführung, Größe, Länge und Richtung der Bewegung usw.). Der Raum, in dem Gebärdensprache stattfindet und den sie mit einbezieht, wird Gebärdenraum genannt.
Der Gebärdenraum setzt sich zusammen aus dem Artikulationsraum und dem unmittelbaren Umgebungsraum der Gesprächssituation. Der Artikulationsraum (Gebärdenausführungsraum) ist der Bereich vor der gebärdenden Person sowie alle Bereiche an ihrem Körper, in oder an denen sie Gebärden ausführt. Im unmittelbaren Umgebungsraum werden zwar keine Gebärden ausgeführt, er ist aber mittels Zeigehandlungen (durch Gebärden, Gesten und Blicke) zugänglich (siehe auch Zeigegebärden). In ihm sind Elemente vorhanden oder werden als vorhanden vorgestellt, auf die inhaltlich Bezug genommen werden kann; das heißt, dass diese Elemente zu Redegegenständen werden können.
Bildhaftigkeit von Gebärden (Ikonizität)
Im Wörterbuch beschreiben wir in den Einträgen etablierte Gebärden, also Gebärden, die in der Sprachgemeinschaft weit verbreitet sind und immer wieder auf gleiche oder ähnliche Weise verwendet werden. Bei etablierten Gebärden sind mit einer bestimmten, durchgängig stabilen Form bestimmte Bedeutungen fest verbunden. Mit ihrer Hilfe werden Sachverhalte in Gebärdensprache benannt. Diese Verbindung zwischen Formen und Bedeutungen ist Teil des Sprachwissens, das in der Sprachgemeinschaft vorhanden ist und das wir in den Wörterbucheinträgen beschreiben.
Viele etablierte Gebärden beziehen sich mit ihrer Form, Bewegung oder Ausführung auf visuelle, räumliche und zeitliche Eigenschaften von Gegenständen oder Situationen in der realen oder vorgestellten Welt. Die Form einer solchen Gebärde stellt mehr oder weniger präzise und detailreich oder eher schematisch und vereinfacht etwas dar oder ahmt es nach. Die Formen vieler etablierter Gebärden haben ihren Ursprung in solchen Bildern oder Darstellungen. Solche Gebärden nennt man auch bildhafte oder ikonische Gebärden.
Das Bild, das der Form einer ikonischen Gebärde zu Grunde liegt, kann manchmal recht genau einer bestimmten Bedeutung der Gebärde entsprechen. Oft gibt es aber nur einen mittelbaren oder übertragenen Zusammenhang zwischen diesem Bild und einer Bedeutung der etablierten Gebärde. Für einzelne Bedeutungen, die unmittelbar dem zugrunde liegenden Bild der Gebärde entsprechen, ist es oft möglich, durch Veränderung der Gebärdenausführung dieses Bild und damit die Bedeutung der Gebärde entsprechend zu verändern und anzupassen. Im Wörterbuch weisen wir im Abschnitt Anmerkung darauf hin, wenn wir im Zusammenhang mit einer bestimmten Bedeutung solche Anpassungen der Form zur Bedeutungserweiterung oder -ergänzung in den Daten beobachten konnten. (Siehe zum Beispiel bei 159#1 ‚Bombenangriff‘.)
Gebärdete Texte bestehen aber nicht nur aus etablierten Gebärden, sondern sie enthalten auch spontan neu gebildete Gebärden, so genannte produktive Gebärden. Produktive Gebärden werden nach Bedarf spontan neu gebildet, um darzustellen oder zu zeigen, wie etwas aussieht oder sich verhält. Im flüssigen Gebärden wird die Möglichkeit, Dinge und Situationen mit produktiven Gebärden bildhaft zu beschreiben oder in analoger Weise abzubilden, ganz selbstverständlich auch neben und im Zusammenhang mit etablierten Gebärden genutzt. DGS-kompetente Menschen kennen die Handformen und Regeln, mit denen solche bildhaften Gebärden neu zusammengestellt werden können, und können sie daher im Kontext der konkreten Situation richtig verstehen.
Obwohl auch die spontane Bildung produktiver Gebärden gewissen Regeln unterliegt, haben sie keine festen Grundformen und sind deshalb auch nicht in eigenen Wörterbucheinträgen beschrieben. Produktive Gebärden finden sich aber oft in den Beispielsätzen aus dem Korpus, die in den Wörterbucheinträgen aufgeführt sind.
Bei produktiven Gebärden können die Hände Personen, Tiere, Fahrzeuge oder Gegenstände darstellen, die sich in einer bestimmen Position oder an einer bestimmten Stelle befinden oder sich auf bestimmte Weise durch den Raum bewegen oder zueinander verhalten. Die Bewegung und Position der Hände entsprechen dabei der Bewegung und Position der durch sie repräsentierten Personen oder Gegenstände. So sieht man in dem folgenden Beispiel, wie das Raumschiff (rechte Hand) den Mond (linke Hand) umrundet, bevor es am Ende der Mission zurückkehrt (Beispiel ➋ der Bedeutung #1 des Eintrags 351#1, Korpusbeispiel: Raumschiff). In dem nächsten Beispiel sieht man förmlich, wie knapp das Auto (rechte Hand) bei Glatteis davor war, über die Böschung (linke Hand) in den Graben zu rutschen (Beispiel ➋ der Bedeutung #1 des Eintrags 1000#1, Korpusbeispiel: Auto). In dem dritten Beispiel sieht man, wie zwei Brennstäbe im Atomkraftwerk sich einander nähern (Beispiel ➋ der Bedeutung #3 des Eintrags 1394#3, Korpusbeispiel: Brennstäbe).
In anderen Fällen können die Hände oder auch ein oder mehrere Finger benutzt werden, um die Form eines Gegenstands gleichsam zwei- oder dreidimensional in die Luft zu zeichnen. Die Bewegung ist dabei als Teil der Form zu verstehen, die dargestellt wird.
In dem folgenden Beispiel zeichnet die Erzählerin die genaue Form des Rathauses mit beiden Händen vor sich in den Gebärdenraum (Beispiel ➊ der Bedeutung #2 des Eintrags 24#2):
In dem nächsten Beispiel zeichnet die rechte Hand der Erzählerin die geschwungene Form der Wallanlagen nach, die man vom Turm des Doms aus tief unten gut sehen kann (Beispiel ➊ der Bedeutung #2 des Eintrags 371#2):
In wieder anderen Fällen zeigt man mit der Hand durch ihre Form, Ausrichtung und Bewegung, wie ein Gegenstand berührt, gehalten, bewegt oder benutzt wird, ohne dass der Gegenstand selbst sichtbar dargestellt ist. Solche Darstellungen von Handlungen sind meist in eine Rollenübernahme eingebettet. So sieht man in dem folgenden Beispiel, wie der Erzähler beim Angeln einen Fisch nimmt, ihn festhält und ihm mit der anderen Hand den Haken aus dem Maul entfernt (Beispiel ➋ der Bedeutung #1 des Eintrags 481#1, Korpusbeispiel: Haken entfernen). In dem nächsten Beispiel stellt der Erzähler unter anderem dar, wie jemand Kerzen auf einem Tisch verteilt (Beispiel ➊ der Bedeutung #2 des Eintrags 553#2, Korpusbeispiel: Kerzen stellen).
Verortung
Verortung ist die gedankliche Verknüpfung von Redegegenständen mit bestimmten Punkten oder räumlichen Bereichen im Gebärdenraum. Ein Redegegenstand ist alles, worüber geredet wird; das können z.B. Personen sein, Lebewesen, Sachen, abstrakte Gegenstände, Orte, Ereignisse, Meinungen u.Ä. Diese sind durch die Verortung in der Gesprächssituation als vorhanden gedacht.
Verortungen dienen als Ankerpunkte, mit deren Hilfe die gebärdende Person im weiteren Verlauf erneut durch Gebärden und andere Mittel Bezug auf die dort angesiedelten Redegegenstände nehmen kann. Verortungen können auch zur klaren Strukturierung der Gesprächsinhalte und zum Aufbau räumlicher Szenen beitragen.
Häufig besteht die Verortung zweier Redegegenstände darin, einen Redegegenstand der linken und den anderen der rechten Hälfte des Gebärdenraums zuzuordnen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, etwas (z.B. eine Person, eine Sache, ein Ort, ein Ereignis, ein Thema) als Redegegenstand im Gebärdenraum zu verorten:
- Verorten durch eine Zeigegebärde, die zusammen mit der Nennung des Redegegenstands gebärdet wird (gleichzeitig, davor oder danach): In dem folgenden Beispiel werden Alligatoren rechts und Krokodile links durch Zeigegebärden verortet (Beispiel ➋ in Eintrag 1813#1, Korpusbeispiel: Alligatoren).
- Verorten durch eine Richtungsgebärde mit oder ohne Nennung des Redegegenstands vor oder nach der Richtungsgebärde: In dem folgenden Beispiel wird der Arzt durch die Richtungsgebärde für ‚hingehen, besuchen‘ links vom Erzähler verortet (Beispiel ➊ der Bedeutung #1 in Eintrag 86#1, Korpusbeispiel: Arzt).
- Verorten durch die Ausführung einer Gebärde, die einen Redegegenstand benennt, an einem bestimmten Ort oder einem Bereich im Gebärdenraum: In dem folgenden Beispiel wird die Gehörlosenschule mehr auf der rechten Seite der Erzählerin und die Integrationsschule mehr links von ihr ausgeführt und auf diese Weise dort verortet ( Korpusbeispiel: Schule).
- Verorten durch die Orientierung von Körper und/oder Kopf nach links oder rechts, während über oder zu einem Redegegenstand gebärdet wird: Dadurch werden die Gebärden, die sich auf die Redegegenstände beziehen, eher rechts oder links im Gebärdenraum ausgeführt. In dem folgenden Beispiel geht es um die zwei Entscheidungsalternativen eines schwulen Fußballers. Die erste Alternative, das Coming-Out, gebärdet die Erzählerin mit einer Orientierung nach rechts. Die Alternative, die Homosexualität weiter zu verheimlichen, gebärdet sie mit einer Orientierung nach links (Beispiel ➋ der Bedeutung #5 in Eintrag 224#5, Korpusbeispiel: Coming-Out). In dem nächsten Beispiel werden mittels Orientierungsänderung Friseurlehrling und Friseurmeister unterschieden (Beispiel ➋ der Bedeutung #3 in Eintrag 1187#3, Korpusbeispiel: Friseur).
Vor allem mit Zeigegebärden oder Richtungsgebärden kann wiederholt auf einen verorteten Redegegenstand Bezug genommen werden, indem auf ihn beziehungsweise den Ort, mit dem er verknüpft wurde, gezeigt wird.
Zeigegebärden
Zeigegebärden werden für sprachliche Zeigehandlungen gebraucht. Sie dienen der Aufmerksamkeitslenkung und der gemeinsamen Fokussierung auf Elemente der Gesprächssituation. Von einer Zeigegebärde sprechen wir, wenn die Bedeutung der Gebärde in dem Aspekt des Zeigens liegt. Die typische Zeigegebärde besteht aus dem gerichteten Zeigefinger (z.B. Eintrag 1813 ), aber es wird auch mit der Handinnenfläche (z.B. Eintrag 107), dem Daumen (Eintrag 1818) oder den Fingerspitzen gezeigt.
Sprachliches Zeigen richtet sich immer auf die Gesprächssituation selbst. Die Gesprächssituation ist charakterisiert durch die Zeit und den Ort, an dem das Gespräch stattfindet, die am Gespräch unmittelbar beteiligten Personen sowie die Gegenstände und Personen in der unmittelbaren Umgebung (siehe auch Gebärdenraum). In einer Gesprächssituation sind normalerweise mindestens zwei Personen beteiligt, die miteinander im Gespräch sind und von denen eine die Rolle der Erzählerin oder des Gebärdenden innehat und die zweite die Rolle der angesprochenen Person.
Zeigegebärden können sich auf die Gesprächssituation und alles, was von dieser aus zeigend zugänglich ist, beziehen. Gezeigt werden kann auf beteiligte Personen wie z.B. in den Einträgen 94#1 (‚ich‘), 1360#1 (‚du‘), 1122#1 (‚wir‘) oder 1123#2 (‚ihr‘); auf weitere Personen oder Gegenstände wie z.B. bei 1813#1 (‚er/sie‘ ‚er/sie/es‘ und ‚dies‘); Orte und Bereiche wie z.B. bei 395#1 (‚hier‘) und Zeiten wie z.B. bei 395#2 (‚jetzt‘), 395#3 (‚heute‘) und 1647#2 (‚morgen‘).
Zur Gesprächssituation gehört auch die sprachliche Äußerung selbst. Auch auf Gesagtes und Elemente der Sprache kann gezeigt werden . Insbesondere kann durch Zeigegebärden auch auf im Gebärdenraum verortete Redegegenstände Bezug genommen werden. Zeigegebärden werden ebenfalls eingesetzt, um auf vorgestellte Situationen mit ihren Gegenständen, Personen, Gesprächsteilnehmern zu zeigen. Das ist oft der Fall bei Rollenübernahmen und ins Hier und Jetzt der Gesprächssituation geholte vergangene oder vorgestellte Situationen. Da das sprachliche Zeigen in einer realen und in einer vorgestellten Situation gleich verläuft, sprechen wir z.B. von anwesenden oder als anwesend gedachten Personen oder von vorhandenen oder als vorhanden gedachten Gegenständen in der Beschreibung der Bedeutung (Erklärung), siehe zum Beispiel die Erklärungen in Eintrag 1813. Die Ausrichtung oder Orientierung einer Zeigegebärde wird bei der Ausführung an den Ort, an dem sich der gezeigte Gegenstand (im weitesten Sinne) befindet oder gedacht wird, angepasst.
Eine Zeigegebärde kann also folgende Funktionen erfüllen:
- Durch eine Zeigegebärde kann man die Aufmerksamkeit des Gegenübers auf etwas Bestimmtes in der Gesprächssituation lenken.
- Durch eine Zeigegebärde kann man das Gesagte in der gegenwärtigen Situation verankern (Verortung). Dabei wird das gemeinsame Verstehen von der Situation bestimmt, in der man sich befindet.
- Durch eine Zeigegebärde kann man einen Redegegenstand in das Gespräch einführen, d.h. man benennt und zeigt, worüber man gerade reden möchte.
- Durch eine Zeigegebärde kann man sich auf einen bereits ins Gespräch gebrachten (eingeführten) Redegegenstand wiederholt beziehen und weiter oder wieder über ihn reden.
- Durch eine Zeigegebärde kann man einen Redegegenstand in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken und ihn hervorheben.
Im Wörterbuch unterscheiden wir zwischen Zeigegebärden und Richtungsgebärden. Wie Zeigegebärden können Richtungsgebärden ihre Bewegungsrichtung und Orientierung variieren und dabei auch auf etwas zeigen, aber sie haben immer eine weitere, vom Zeigen unabhängige inhaltliche Bedeutung. So kann mit der Richtungsgebärde 358#1 (‚besuchen‘) durch die Ausrichtung angezeigt werden, wer wen besucht.
Ebenfalls nicht zu den Zeigegebärden zählen im Wörterbuch die sogenannten produktiven Gebärden, mit denen man eine Situation anschaulich macht oder mit denen man einen Gegenstand anschaulich darstellt und dem Gegenüber sozusagen vor Augen führt (siehe Bildhaftigkeit).
Richtungsgebärden
Richtungsgebärden sind Gebärden, die ihre Bewegungsrichtung und Orientierung im Gebärdenraum variieren können, um dadurch inhaltliche Bezüge anzuzeigen. Aus der Bewegungsrichtung wird deutlich, wer wem etwas tut, von welchem Ort hin zu welchem anderen Ort etwas getan wird, auf wen sich etwas bezieht, von wem etwas ausgeht oder an wen etwas adressiert wird. So kann zum Beispiel mit der Richtungsgebärde 358 in der Bedeutung 358#1 ‚besuchen‘ durch die Ausrichtung der Bewegung angezeigt werden, wer wen besucht. In einer anderen Bedeutung derselben Richtungsgebärde 358#7 (‚besuchen, fahren nach‘) zeigt die Bewegung an, wer wohin verreist oder fährt. Die Bewegung der Richtungsgebärde 430#1 (‚umziehen‘) zeigt an, von welchem Ort zu welchem Ort umgezogen wird, z.B. von der alten Wohnung zur neuen Wohnung. Es gibt auch Richtungsgebärden, in denen nur eine Richtungsinformation angezeigt wird, z.B. nur der Zielort wie bei 915#1(‚anmelden‘) oder die Zielperson wie bei 841#2 (‚hassen‘) oder nur der Ort, von dem etwas ausgeht, wie in Eintrag 1155#1 (‚ablesen‘).
Im Abschnitt Grammatik im Kopfteil eines Eintrags wird angegeben, wenn eine Gebärde ihre Richtungen verändern kann, um Bezüge anzuzeigen. In diesem Fällen ist dort Richtungsgebärde vermerkt.
Im Abschnitt Grammatik bei einer Bedeutung einer Richtungsgebärde wird angegeben, worauf sich die Ausrichtung der Gebärde in ihrer jeweiligen Bedeutung bezieht.
Richtungsgebärden müssen nicht immer ausgerichtet ausgeführt werden. Bei manchen Gebärden gibt es auch nur einzelne Bedeutungen, in denen die Gebärde ausgerichtet werden kann (siehe z.B. 816, die in der Bedeutung 816#2 (‚direkt‘) ausgerichtet werden kann).
Die Veränderung der Bewegungsrichtung bei Richtungsgebärden ist eine Form sprachlichen Zeigens und funktioniert wie bei den Zeigegebärden. Geht es um in der Gesprächssituation vorhandene Personen, Gegenstände oder Orte, dann richtet sich die Richtungsgebärde an ihren Orten in der Gesprächssituation aus und zeigt auf diese. Geht es um vorgestellte Situationen, dann zeigt die Richtungsgebärde auf anwesend gedachte Personen, Gegenstände und Orte. Eine Richtungsgebärde kann auch auf Verortungen zeigen (Orte im Gebärdenraum, die gedanklich mit Redegegenständen verknüpft sind) bzw. auch dazu dienen, solche Verortungen herzustellen.
Rollenübernahme
In Gebärdensprachen kann die gebärdende Person in unterschiedliche Rollen schlüpfen und so zeigen, wie Personen oder andere Lebewesen handeln, miteinander umgehen, sich verhalten und sich fühlen. Im Rahmen des DW-DGS nennen wir das Rollenübernahme.
Mit Hilfe von Rollenübernahme können sprachliche Handlungen (Gebärdetes, Gesagtes) oder nicht-sprachliche Handlungen oder Zustände (Aktionen, Emotionen, Einstellungen) veranschaulicht werden. Dargestellt werden können Personen, Tiere, Pflanzen und in besonderen Fällen Gegenstände, denen dafür Eigenschaften von Lebewesen zugeschrieben werden.
In Gebärdensprachen werden verschiedene Bereiche des Körpers genutzt, um bedeutungsvolle Äußerungen zu erzeugen: Hände, Mund, Gesichtsausdruck (Mimik), Blickrichtung und Oberkörperhaltung. In einer Rollenübername können alle diese Bereiche dafür eingesetzt werden, um die Handlungen einer Person oder eines Lebewesens darzustellen. Dadurch ergibt sich, dass bei einer Rollenübernahme die Hände des Gebärdenden die Hände oder Gliedmaßen der angenommenen Rolle darstellen, ebenso die Mimik und die Körperhaltung. In dem folgenden Beispiel erzählt die Gebärdende von ihrer Schulzeit. Sie übernimmt dabei die Rolle ihres jüngeren Ichs und zeigt, wie sie als Schulkind im Klassenraum dasitzen musste: Korpusbeispiel: In der Schule still sitzen.
Ein Grundprinzip von Rollenübernahme ist, dass die Darstellung maßstabsgerecht erfolgt. Wenn zum Beispiel die Rolle eines Kindes übernommen wird, das mit einem Erwachsenen gebärdet oder interagiert, dann richtet sich der Blick der gebärdenden Person in der Regel nach oben zu der erwachsenen Person. Wenn die Rolle der erwachsenen Person übernommen wird, die mit dem Kind kommuniziert, richtet sich der Blick in der Regel nach unten zum Kind. In dem folgenden Beispiel wird zuerst die Rolle eines nörgelnden Kindes übernommen, das an der Hand neben einer erwachsen Person geht. Anschließend sieht man im weiteren Verlauf klar den Wechsel von der Rolle des Kindes zur Rolle des Erwachsenen, der das Kind an der Hand hält:
Korpusbeispiel: Kind an der Hand.
Bei einer Rollenübernahme können alle Körperbereiche gemeinsam einsetzt werden, um die Handlungen, Zustände, Gefühle oder Äußerungen der Person darzustellen, in deren Rolle man schlüpft. In anderen Fällen ist es möglich, zum Beispiel über Mimik und Körperhaltung eine Rolle zu übernehmen, während die Hände eine Gebärde zeigen. Die Gebärde trägt zur Gesamtbedeutung der Rollenübernahme, gehört aber nicht zum dargestellten Lebewesen. Dies kann man in dem folgenden Beispiel sehen, in dem der Gebärdende erzählt, wie er früher im Schulunterricht fast eingeschlafen wäre. Er stellt mit Mimik, Kopf und Oberkörper das Einschlafen dar, indem er die Augen zufallen lässt und mit dem Kopf und Oberkörper nach vorne sinkt. Gleichzeitig nutzt er eine etablierte Gebärde für ‚einschlafen‘ ( 205#1): Korpusbeispiel: Einschlafen im Unterricht.
Ein anderer Fall von Rollenübernahme ist, wenn Körperhaltung, Kopf, Mimik und Blick die Rolle verkörpern, während eine oder beide Hände eine andere Aufgabe übernehmen. In dem folgenden Beispiel schlüpft die Erzählerin in die Rolle eines Grenzsoldaten mit versteinerter Miene und angespannter steifer Körperhaltung, während die beiden Zeigefinger die Bewegung der Beine des Soldaten zeigen: Korpusbeispiel: Soldat geht im Stechschritt.
Anschließend verlässt die Erzählerin die Rolle des Grenzsoldaten und verkörpert wieder sich selbst in dieser Situation. Sie stellt mit ihrer Mimik, Kopfbewegung und Blickrichtung dar, wie sie den Soldaten beobachtet hat und ihm mit ihrem Blick gefolgt ist. Der Soldat wird durch den hin und her wandernden aufrechten Zeigefinger dargestellt, dem sie in ihrer Rolle als sie selbst mit dem Blick folgt. Hier hat der Zeigefinger die Funktion, die ganze Person des Soldaten und seine Bewegung darzustellen (siehe auch Bildhaftigkeit): Korpusbeispiel: Mit dem Blick folgen.
Für Gebärden, die in einer bestimmten Bedeutung häufig im Rahmen einer Rollenübernahme verwendet werden, wird dies im Wörterbuch im Abschnitt Anmerkung zur Bedeutung angegeben (z.B. bei 100#5 und 354#6).
Darstellung räumlicher Szenen und Bezüge
Wenn in DGS Ereignisse oder Situationen beschrieben oder erzählt werden, dann können die realen oder vorgestellten räumlichen Gegebenheiten, um die es geht, die Akteure (Personen, Tiere, Fahrzeuge), beteiligte Gegenstände sowie ihre räumlichen Anordnungen, Bezüge und Bewegungen als eine in sich räumlich aufeinander abgestimmte Szene im Gebärdenraum dargestellt werden. Produktive Gebärden, Richtungsgebärden, Zeigegebärden und Rollenübernahme können zur Entstehung und Ausgestaltung einer Szene beitragen und in sie eingebettet werden. Mit Hilfe produktiver Gebärden kann man eine Situation oder ein Geschehen im Gebärdenraum illustrieren (siehe Bildhaftigkeit). Richtungsgebärden, Zeigegebärden und Rollenübernahme können sowohl beteiligt sein an der Etablierung spezifischer räumlicher Positionen der Akteure und Gegenstände (Verortung) als auch eine erneute Bezugnahme auf diese in der Szene verorteten Elemente bewirken. Eine gebärdensprachlich dargestellte Szene dieser Art wird meist nach und nach beim Gebärden entwickelt und kann in einen längeren Abschnitt des Gebärdenflusses aktiv sein. Die einzelnen Akteure und Elemente werden dabei räumlich aufeinander und auf die Gesamtszene abgestimmt und bleiben dadurch für eine Weile als gemeinsames situatives Wissen bei den Gesprächspartnern präsent.
Variation
In der DGS gibt es eine große Vielfalt nebeneinander her existierender Formen (Variation). Ziel des DGS-Korpus-Projektes ist es, diese Vielfalt im DGS-Korpus und im DW-DGS zu erfassen und zu dokumentieren.
Sprachwandel
Die DGS unterliegt wie alle anderen lebendigen Sprachen auch einem ständigen Wandel. Neue Gebärden entstehen, andere werden seltener oder gar nicht mehr verwendet. Bei der Entstehung neuer Gebärden wird oft auf die Möglichkeit zurückgegriffen, dass Gebärden mit ihrer Form etwas darstellen können (Bildhaftigkeit). Für eine bestimmte Bedeutung können verschiedene Bilder genutzt werden, und ein bestimmtes zugrunde liegendes Bild kann auf unterschiedliche Art und Weise in eine Gebärdenform umgesetzt werden. Wenn eine Gebärde sich in einer Region, einer Altersgruppe oder der Sprachgemeinschaft insgesamt etabliert und immer wieder verwendet wird, kann sich die Ausführung ihrer Form allmählich verändern. Auf diese Weise gibt es oft mehrere Gebärden oder verschiedene Ausführungsvarianten einer Gebärde, die zur gleichen Zeit in der Gebärdensprachgemeinschaft für eine bestimmte Bedeutung verwendet werden. Gebärden können sich im Gebrauch auch hinsichtlich ihres Bedeutungsumfangs verändern. Sie können neue Bedeutungen annehmen, während andere Bedeutungen verschwinden (siehe auch Altersgruppenspezifische Verwendung). Sprachwandel ist eine der Ursachen für das Entstehen von Variation. Der Sprachwandel in der DGS läuft umso schneller ab, als die DGS bisher weder standardisiert noch umfassend durch eine lange Schrifttradition dauerhaft fixiert wurde. Die DGS ist daher geprägt von einer großen Vielfalt nebeneinander existierender Formen.
Lexikalische Variation
Oft gibt es verschiedene Gebärden mit derselben Bedeutung, die zum Beispiel nebeneinander her alternativ oder in verschiedenen Regionen verwendet werden. Das sind lexikalische Varianten, also voneinander verschiedene Gebärden mit vollständig unterschiedlichen Formen. Ein Beispiel für lexikalische Varianten sind die Gebärden 327 und 328. Das sind zwei völlig unterschiedliche Gebärden, die in der DGS für die Bedeutung ‚Frau‘ verwendet werden. Wenn lexikalische Varianten nur in bestimmten Gebieten verwendet werden, dann nennt man sie auch regionale Varianten.
Ausführungsvarianten (Formvarianten)
Eine andere Art der Variation liegt vor, wenn es mehrere Formen gibt, die sich nur leicht voneinander unterscheiden, aber stabil nebeneinander her immer wieder auf gleiche Weise verwendet werden. Manchmal unterscheiden sich einzelne Personen darin, wie sie eine Gebärde ausführen, manchmal wechselt aber auch eine einzige Person zwischen diesen Formen hin und her. Solche Unterschiede betrachten wir nicht als verschiedene Gebärden, sondern als verschiedene Ausführungsvarianten derselben Gebärde. Ein Beispiel für diese Art der Variation liegt z.B. bei der Gebärde 628 vor, die in den drei Ausführungsvarianten 628.1, 628.2 und 628.3 vorkommt, die sich in Handform oder Orientierung nur leicht voneinander unterscheiden.
Variation im Wörterbuch
Da das DW-DGS ein deskriptives Wörterbuch ist, versuchen wir, die in der DGS beobachtete Variation in ihrer ganzen Vielfalt im Wörterbuch mit abzubilden.
Lexikalische Varianten werden im DW-DGS in verschiedenen Einträgen beschrieben. Zwischen lexikalischen Varianten wird im Abschnitt Bedeutungsgleich verwiesen. Ausführungsvarianten einer Gebärde werden gemeinsam in einem Eintrag beschrieben und ihre Formen werden im Abschnitt FORM aufgeführt. Beide Arten der Variation können nebeneinander her bei denselben Personen oder in derselben Region vorkommen. Oft ist es jedoch auch so, dass sich Personen, Regionen oder Altersgruppen darin unterscheiden, welche Gebärden oder Ausführungsvarianten sie wie häufig benutzen. Wenn wir in den Daten Unterschiede zwischen verschiedenen Regionen beobachten können, dann geben wir darauf einen Hinweis in dem Abschnitten Regional im Kopf eines Eintrags oder im Abschnitt Regional bei der Bedeutung. Wenn wir in den Daten Unterschiede zwischen verschiedenen Altersgruppen beobachten können, dann geben wir darauf einen Hinweis in dem Abschnitten KOMMENTAR oder Anmerkung.
In einigen Fällen ist es nicht ganz einfach zu entscheiden, ob zwei ähnliche Formen mit gleichen oder ähnlichen Bedeutungen (Types oder Subtypes) eher als lexikalische Varianten oder als Ausführungsvarianten einzustufen sind. Zu unseren Kriterien, die wir bei dieser Entscheidung angewendet haben, siehe im Abschnitt Zusammenstellung und Abgrenzung der Einträge.
Händigkeit
Es gibt Gebärden, die normalerweise mit einer Hand ausgeführt werden (einhändige Gebärden, z.B. 8), Gebärden die normalerweise mit beiden Händen ausgeführt werden, wobei beide Hände dasselbe tun (symmetrische zweihändige Gebärden, z.B. 73, 1, 110), und Gebärden, bei denen beide Hände unterschiedliche Rolle übernehmen (zweihändige nicht symmetrische Gebärden z.B. 354, 193, 106). Im flüssigen Gebärden können viele zweihändige Gebärden auch gelegentlich einhändig ausgeführt werden. Einhändige Gebärden können manchmal auch zweihändig ausgeführt werden, zum Beispiel, wenn die zweite Hand die erste Hand unbewusst kopiert oder wenn bewusst eine Vielzahl ausgedrückt oder etwas betont werden soll. Wenn in den Daten auffällt, dass eine zweihändige Gebärde oft auch einhändig ausgeführt wird oder umgekehrt, wird darauf im Abschnitt Anmerkung im Eintrag hingewiesen.
Die meisten Menschen bevorzugen bei bestimmten Tätigkeiten entweder die rechte oder die linke Hand. Man spricht auch von Rechts- und Linkshändern, je nachdem, welche Hand überwiegend für einhändige Tätigkeiten benutzt wird oder welche Hand in zweihändigen Tätigkeiten die Rolle übernimmt, für die man eher feinmotorische Fähigkeiten benötigt. Diese bevorzugte Hand ist die dominante Hand der Person, die andere Hand ist die nichtdominante Hand. Es gibt auch Personen, bei denen die Bevorzugung einer Seite nicht besonders ausgeprägt ist.
Auch beim Gebärden bevorzugen die meisten Personen eine ihrer beiden Hände. Das bedeutet, dass einhändige Gebärden entweder mit der rechten Hand oder mit der linken Hand ausgeführt werden können. Bei zweihändigen Gebärden, die nicht symmetrisch sind, gibt es zwei verschiedene Rollen, wobei eine Rolle normalerweise von der dominanten Hand und die andere Rolle normalerweise von der nichtdominanten Hand ausgeführt wird. Die Rolle, die normalerweise von der dominanten Hand einer Person ausgeführt wird, nennen wir aktive Hand und die Rolle, die normalerweise von der nichtdominanten Hand einer Person übernommen wird, nennen wir passive Hand.
In den sauber aufgenommenen Studiofilmen der Zitatformen werden die Gebärden immer so gezeigt, dass die rechte Hand die aktive Rolle in einer Gebärde übernimmt. In den Daten und den ausgewählten Beispielen sind aber auch linkshändige Ausführungen enthalten. Das folgende Beispiel enthält eine linkshändige Ausführung von 354.1: Korpusbeispiel: Zeit für ein Treffen (Beispiel ➊ der Bedeutung #3 des Eintrags 354).
Beim flüssigen Gebärden im Kontext kann es durchaus sein, dass eine Person eine Gebärde auch mit ihrer nichtdominanten Hand in der aktiven Rolle ausführt. Dies kann verschiedene Gründe haben. Unter anderem kann dies darin begründet sein, wie eine gedachte Szene im Gebärdenraum aufgebaut wird und ob sich die Gebärden in ihrer Abfolge nacheinander so bequemer im Raum anordnen oder ausführen lassen.
Bei den meisten nichtsymmetrischen zweihändigen Gebärden kann man anhand der folgenden Kriterien gut voraussagen, welche Hand die aktive Hand ist. Dabei treffen oft mehrere der folgenden Kriterien gemeinsam zu:
- Besteht die Gebärde aus einer bewegten und einer unbewegten Hand, dann ist die bewegte Hand meist die aktive und die unbewegte Hand die passive Hand.
- Wenn eine Hand in einer Gebärde als Ausführungsstelle dient, ist diese Hand die passive Hand, die andere Hand ist die aktive Hand.
- Normalerweise ist die Hand mit der ausdifferenzierteren Handform und/oder Bewegung die aktive Hand und die Hand mit der gröberen, weniger ausdifferenzierten Handform und/oder Bewegung die passive Hand.
- Unterscheiden sich die Hände in der Ausführungshöhe oder sind die Hände übereinander angeordnet, so ist die aktive Hand normalerweise die Hand, die oben ist.
- Wenn keine der oben angeführten Fälle zutreffen, kann man bei einer zweihändigen Gebärde beide Hände als aktiv ansehen.
In den Einträgen im Abschnitt KOMMENTAR benutzen wir aktive und passive Hand, um uns auf die verschiedenen Rollen der Hände bei nichtsymmetrischen zweihändigen Gebärden zu beziehen wie z.B. bei den Einträgen 418 und 928.
Gebrauch des Mundbilds und Mundgestik
Viele Gebärden werden im Gebrauch häufig von einem lautlos gesprochenen deutschen Wort begleitet. Diese Wörter nennen wir im DW-DGS Mundbilder. Ein Mundbild kann mit seiner Bedeutung zur Bedeutung der Gebärdenäußerung beitragen. Oft sind bestimmte Wörter als Mundbilder für bestimmte Bedeutungen einer Gebärde sehr verbreitet, es gibt aber auch weniger übliche Gebärde-Mundbild-Kombinationen. Mundbilder können manchmal in verschiedenen grammatischen Wortformen des Deutschen vorkommen, sind aber häufig auch abgekürzt oder nur angedeutet. Oft sind die aus der Perspektive des Deutschen erwartbaren Wortendungen entweder nicht vorhanden oder nicht klar erkennbar. In der Annotation des DGS-Korpus sind Mundbilder deshalb nur grob erfasst als Zielwörter, die aus den Lippenbewegungen im Kontext erkannt werden können. Wenn wir in den Korpusdaten eine Häufung von bestimmten Mundbildern sehen, dann führen wir die häufigsten typischen Mundbilder in dem Abschnitt Mundbild im Wörterbucheintrag auf. Die Auflistung der Mundbilder bei einer Bedeutung erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die als typisch gelisteten Wörter oder Wortformen weisen auf einen in den Daten beobachteten Mundbildgebrauch hin. Die im Eintrag gelisteten Mundbilder sind dabei nicht als vollständig zu artikulierende Wortformen zu verstehen, sondern als Wörter, auf die die Bewegungen des Mundes erkennbar hindeuten.
Neben Mundbildern gibt es bei einigen Gebärden auch typische Mund-, Lippen- und Wangenbewegungen, die häufig zusammen mit einer Gebärde auftreten, die aber keinen Bezug zu deutschen Wörtern erkennen lassen. Solche Bewegungsanteile im Gesicht nennen wir im Wörterbuch Mundgestik. Es gibt Gebärden, die fast immer mit einer Mundgestik auftreten und so gut wie nie mit einem Mundbild kombiniert werden. Ein Beispiel hierfür ist die Gebärde 211. Das häufige Auftreten von Mundgestik zusammen mit einer Gebärde wird neben den Mundbildern in dem Abschnitt Mundbild mit [Mundgestik] angemerkt. Verschiedene Mundgestiken werden im Eintrag aber weder genau unterschieden noch beschrieben.
Einheiten, die aus mehreren Gebärden bestehen
Auch in der DGS gibt es Einheiten des Wortschatzes, die aus mehr als einer Gebärde bestehen (mehrteilige Einheiten). Diese mehrteiligen Einheiten können sehr dynamisch und eher lose zusammengefügt werden oder sie können mehr oder weniger fest gefügt sein. Manchmal haben sie eine eigene Bedeutung, die sich nicht oder nur schwer aus der Bedeutung ihrer Bestandteile erschließen lässt. Dabei ist der Übergang zwischen den verschiedenen Arten mehrteiliger Einheiten oft fließend.
Mehrteilige Einheiten erhalten im Wörterbuch zwar keine eigenen Einträge, werden aber in den Einträgen der einzelnen Gebärden an verschiedenen Stellen mit aufgeführt.
Mehrteilige Einheiten werden im Wörterbuch durch eine Reihe von über Pfeilen miteinander verbundenen Kästchen dargestellt. Die Pfeile (→) deuten die sequenzielle Reihenfolge der Bestandteile an. Die Kästchen enthalten Micons für die Gebärden, die man an dieser Stelle in der Gesamtstruktur vorfinden kann. In dem Micon der Gebärde, in deren Eintrag man sich gerade befindet, steht nicht die Eintragsnummer, sondern ein Punkt.
Manchmal können verschiedene Gebärden alternativ eine Stelle ausfüllen. Die Angabe, welche Gebärden das sein können, ist ein Ergebnis aus der Analyse der Korpusdaten. Im Wörterbuch beschreiben wir eine Auswahl der Kombinationen, die wir in den Daten finden.
Für die Berücksichtigung und Beschreibung mehrteiliger Einheiten im Wörterbuch unterscheiden wir zwischen Zusammensetzungen, mehrteiligen Namen, Phrasen und Mustern.
Zusammensetzungen
In der DGS setzen sich Bezeichnungen, insbesondere Fachbegriffe und Namen, ähnlich wie im Deutschen oft aus mehreren Bestandteilen, d.h. Gebärden zusammen. Da die DGS im deutschen Sprachraum beheimatet ist und über das Mundbild eine Verbindung zur Umgebungssprache Deutsch besteht, findet man viele parallele Strukturen, bei denen die Reihenfolge der Gebärden in einer mehrteiligen Einheit mit der Reihenfolge der Wörter oder Wortbestandteile des Mundbildes übereinstimmen. Manchmal gibt es mehrere nebeneinander existierende Gebärden, die eine Gebärdenstelle in einer solchen Struktur alternativ ausfüllen können. Dadurch bleibt unklar, wie fest gefügt oder dynamisch kombiniert solche mehrteiligen Gebärdeneinheiten sind, die zur Mundbildstruktur passend ausgeführt werden. In den Fällen, in denen wir ein festes mehrteiliges Mundbild mit verschiedenen, entsprechend zusammengestellten Gebärdenkombinationen finden, bezeichnen und beschreiben wir diese Einheiten, die durch das gemeinsame Mundbild verbunden sind, als Zusammensetzungen.
Zusammensetzungen erhalten im Wörterbuch keine eigenen Einträge, sondern sie werden in den Einträgen ihrer Einzelbestandteile mit aufgeführt und zwar in den Abschnitten, die ZUSAMMENSETZUNG heißen. Zusammensetzungen sind eine besondere Form des Verwendungskontextes der einzelnen Gebärden, aus denen sie bestehen. Lässt sich die Gesamtbedeutung der Zusammensetzung einer Bedeutung der Einzelgebärde zuordnen, wird sie bei der entsprechenden Bedeutung mit aufgelistet (wie z.B. ‚Arbeitszeit‘ bei 354#1). Ist dies nicht der Fall, wird die Zusammensetzung auf Gebärdenebene im Fuß des Eintrags aufgelistet (wie z.B. bei ‚Teilzeit‘ in 354).
Die deutsche Übersetzung, die dem Mundbild der Zusammensetzung entspricht, wird im Deutschindex gelistet, so dass der mehrteilige Ausdruck auch über das deutsche Wort gefunden werden kann.
Die Auflistung der Zusammensetzungen in einem Gebärdeneintrag ist eine Auswahl aus den Zusammensetzungen, die wir in den Korpusdaten gefunden haben, und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Beispiel für die Darstellung einer Zusammensetzung aus Eintrag 8:
Mehrteilige Namen
Namen, zum Beispiel von Organisationen oder Einrichtungen, sind oft mehrteilige Einheiten, die der Struktur ihrer deutschen Entsprechungen im Mundbild folgen. Oft sind es Zusammensetzungen, die als Namen verwendet werden. Wenn für den Namen eine Bedeutungserklärung gegeben wird, erscheint die mehrteilige Einheit unten in der Liste der Bedeutungen im Abschnitt MEHRTEILIGER NAME und erhält eine eigene Bedeutungsnummer. Beispiele für mehrteilige Namen sind 17#3 (‚Rotes Kreuz‘), 373#2 (‚Kieler Woche‘) und 8#7 (‚Deutscher Gehörlosenbund‘).
Phrasen
Mehrteilige Einheiten mit einer eigenen Bedeutung, die nicht der Struktur eines festen mehrteiligen deutschen Begriffs im Mundbild folgen oder einer besonderen Erklärung bedürfen, werden im Wörterbuch im Abschnitt PHRASE unten in der Liste der Bedeutungen aufgeführt und erhalten eine eigene Bedeutungsnummer. Siehe zum Beispiel 440#10 (‚Gefühl der Verbundenheit‘), 358#10 (‚übernachten‘) und 989#5 (‚taube Welt‘).
Beispiel für die Darstellung einer Phrase aus Eintrag 989:
Langformen
In einigen Fällen gibt es Gebärden, die entweder alleine oder auch in Kombination mit einer weiteren Gebärde für eine bestimmte Bedeutung verwendet werden können. Die Kombination folgt dann normalerweise der Aufteilung des mehrteiligen Mundbilds, ähnlich wie bei den Zusammensetzungen. In solchen Fällen führen wir die mehrteilige Kombination als Langform neben der Einzelgebärde in der Bedeutung mit auf und zwar im Abschnitt Langform. Hier findet man die Darstellung der Langform als Kombination von Micons und kann einen Film mit der Langform abspielen.
Beispiele für Langformen sind 80#5 (‚Frühstück‘), 196#4 (‚Clubheim‘) und 360#2 (‚Freizeit‘).
Häufige Kombinationen
Bei vielen Gebärden lassen sich statistisch aus den Korpusdaten häufig auftretende, typische Kombinationen mit Nachbargebärden, so genannte Kollokationen, ermitteln. Auch wenn es sich bei diesen Mustern meist nicht um festgefügte mehrteilige Ausdrücke handelt, können häufige Nachbarn Rückschlüsse auf typische Verwendungskontexte geben. Muster der Kombination mit häufigen Nachbarn sind somit eine Art Kurzbeispiele für typische Verwendungen einer Gebärde in einer konkreten Bedeutung. Im Abschnitt Häufige Kombinationen führen wir bei einigen Bedeutungen eine Auswahl der Zielgebärde mit häufigen Nachbarn oder auch Gruppen häufiger Nachbarn derselben Kategorie auf.
Beispiel für die Darstellung eines typischen Kombinationsmusters aus Eintrag 1394#1:
Das Zahlensystem der DGS
Das Zahlensystem der DGS umfasst alle Gebärden, die einen Zahlenwert als Bedeutung haben.
Zahlensysteme verschiedener Sprachen bestehen aus einfachen Zahlgebärden oder Zahlwörtern und Regeln, wie aus diesen einfachen Zahlen regelhaft zusammengesetzte Zahlen gebildet werden können. Auch in der DGS gibt es einfache und zusammengesetzte Zahlgebärden.
Einfache Zahlgebärden
Jede einfache Zahlgebärde hat eine in sich vollständige und abgeschlossene Form und ist nicht aus mehreren Elementen zusammengesetzt. In der DGS sind die Gebärden für die Ziffern/Zahlen von 1 bis 10 einfache Zahlgebärden. Die für die Zahl erforderliche Hand oder Hände werden mit den entsprechenden Zahlhandformen hochgehalten und gegebenenfalls mit einer sehr kurzen Bewegung nach vorne präsentiert.
Ziffer oder Zahlenwert | Zahlhandform | Gebärde siehe Eintrag |
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Bei den Zahlgebärden für 1 bis 10 entspricht die Anzahl der ausgestreckten Finger dem Zahlenwert ihrer Bedeutung. Die Zahlen von 1 bis 5 sind einhändige Gebärden. Die Zahlen von 6 bis 10 werden in der Regel mit beiden Händen gebildet. Dabei hält die passive Hand den Zahlenwert 5, während die Finger der aktiven Hand die über 5 hinausgehende Anzahl anzeigt. Die passive Hand kann in diesen Gebärden im flüssigen Gebärden manchmal auch wegfallen, so dass aus der zweihändigen Gebärde eine einhändige Gebärde wird. Die einhändige Ausführung für zum Beispiel 8 sieht dann genauso aus wie die sowieso einhändige Ausführung der Gebärde für 3, diese beiden Zahlgebärden unterscheiden sich dann nur noch durch das Mundbild.
Bei einigen einfachen Zahlen gibt es verschiedene Handformen als Formvarianten, zum Beispiel bei der Zahl 1 oder 2 (Einträge 2001, 2002). In der konkreten Ausführung der Gebärden kann bei den einfachen Zahlen die Handfläche sowohl zum Körper hin als auch vom Körper weg weisen. Bei zweihändigen einfachen Zahlgebärden können die beiden Handflächen in die gleiche oder auch in entgegengesetzte Richtungen weisen.
Die Handformen der einfachen Zahlgebärden von 1 bis 10 sind die Grundlage für das gesamte Zahlensystem der DGS, denn sie dienen auch als Bestandteil zur Bildung zusammengesetzter Zahlen. Im Wörterbuch hat jede einfache grundlegende Zahlgebärde ihren eigenen Eintrag.
Neben den grundlegenden Zahlgebärden von 1 bis 10 gehört auch die Gebärde für 0 ( 2000) zu den einfachen Zahlgebärden.
Darüber hinaus gibt es noch weitere Gebärden wie z.B. 2025#2 (100, ‚Hundert‘), 2027#2 (1000, ‚Tausend‘) 2029(1.000.000, ‚Million‘ und 1.000.000.000, ‚Milliarde‘), die ebenfalls eigene vollständige, nicht zusammengesetzte Formen haben. Sie sind als Zählmaße an der Bildung sequenziell zusammengesetzter Zahlgebärden beteiligt, können aber auch für sich allein stehend als einfache Zahlgebärde verwendet werden.
Zusammengesetzte Zahlgebärden
Zusammengesetzte Zahlgebärden in der DGS sind Gebärden für Zahlenwerte, die aus mehreren Bestandteilen zusammengefügt sind. Diese Bestandteile können zeitgleich zusammen auftreten und so eine neue Form bilden (simultane Bildung) oder auch aus mehreren nacheinander ausgeführten Zahlgebärden bestehen (sequenzielle Bildung). Eine zusammengesetzte Zahlgebärde kann gleichzeitig sowohl simultan als auch sequenziell zusammengefügte Elemente enthalten.
Simultan zusammengesetzte Zahlgebärden
Zu den simultan zusammengesetzten Zahlgebärden zählen beispielweise die Zahlen von 11 bis 19 (z.B. in 2013, 2014) und die vollen Zehner (20, 30, 40 … z.B. in 2021, 2022). Sie werden regelhaft aus der Kombination eines bestimmten Bewegungsmusters mit einer der Handformen der einfachen Zahlen gebildet.
Die Bildung der Zahlen von 11 bis 19 erfolgt nach regional verschiedenen Bewegungsmustern. Wir beschreiben jedes Muster in einem separaten Eintrag, der dann für alle Zahlgebärden steht, die nach diesem Muster gebildet werden. Die jeweiligen Bildungsregeln werden in den Einträgen 2011–2020 beschrieben. Ein Bildungsmuster umfasst meist das gesamte Set (z.B. 11–19), kann aber auch nur einen kleineren Abschnitt abdecken (z.B. wie bei 2012 und 2016). Die genaue Form der simultan zusammengesetzten Zahlen variiert hinsichtlich der Handformen und Anzahl der Hände je nachdem, um welchen Zahlenwert es sich bei der jeweiligen Verwendung handelt.
Im Wörterbucheintrag repräsentiert ein einziger Studiofilm das gesamte Set zusammengesetzter Zahlen im Abschnitt FORM des Eintrags und als Micon an anderen Stellen im Wörterbuch. Für diesen Studiofilm wird, wenn möglich, die Form mit der Handform für den Zahlenwert 3 gezeigt. Die Handform für 3 ( 2003) wurde gewählt, da es für 3 nur eine Handformvariante gibt und diese Handform außerdem in der DGS bei anderen Gebärden nicht so häufig vorkommt. Über die 3-Handform sind die durch den Studiofilm repräsentierten Gebärden so schneller als Zahlgebärden zu erkennen.
Bei Einträgen für Bildungsmuster ändert sich die Bedeutung der Gebärde in Abhängigkeit von der eingefügten Handform. Aus diesem Grund listen wir bei den deutschen Übersetzungen (Abschnitt Deutsch) in solchen Einträgen alle Zahlwörter auf, die einer der Bedeutungen der Gebärde entsprechen. Auch das Mundbild variiert mit der Bedeutung der Gebärde, deshalb geben wir im Abschnitt Mundbild nicht ein konkretes Mundbild, sondern einen Platzhalter an, der für das jeweils passende Mundbild steht: [Zahl]. Siehe zum Beispiel 2025#1.
Sequenziell zusammengesetzte Zahlgebärden
Sequenziell zusammengesetzte Zahlen sind alle Zahlen, die durch die Produktion mehrerer Zahlgebärden hintereinander entstehen, wie zum Beispiel die Zahlen 34 und 328. Sequenzielle zusammengesetzte Zahlen können auch simultane Elemente enthalten, wie zum Beispiel die Gebärde für 30 in der zusammengesetzten Zahlgebärde für 34. Die Aufteilung und Reihenfolge der Zahlgebärden in zusammengesetzten Zahlen entspricht der Aufteilung und Reihenfolge der Zahlenbestandteile im Deutschen und folgt dabei dem Mundbild.
Ein Beispiel hierzu: Die Zahlgebärde für 7532 mit dem Mundbild ‚siebentausendfünfhundertzweiunddreißig‘ setzt sich zusammen aus den Gebärden für 7000 (Eintrag 2027), gefolgt von der Gebärde für 500 (Eintrag 2025), gefolgt von der Gebärde für 2 (Eintrag 2002), gefolgt von der Gebärde für 30 (Eintrag 2021).
Zusammengesetzte Zahl: 7532Für Zahlen, die den gleichen Zahlenwert in Zehner- und Einerposition haben, also die sogenannten Schnapszahlen wie 22, 33, 44 …, gibt es eine eigene Bildungsregel. Ihr Bildungsmuster wird in Eintrag 2024 beschrieben.
Neben den Bildungsmustern für die Hunderter- und Tausender-Zahlen in 2025 und 2027 gibt es jeweils noch eine weitere Verwendung dieser beiden Gebärden, die als eigene BEDEUTUNG #2 in diesen Einträgen behandelt wird. Sie unterscheidet sich formseitig von dem Bildungsmuster darin, dass sie zwar formgleich ist mit der Realisierung des Bildungsmusters für den Wert 1 (‚einhundert‘, ‚eintausend‘) aus Bedeutung #1 ist, aber im Gegensatz zu Bedeutung #1 eine feste Form mit dem ausgestreckten Zeigefinger hat und keine je nach Zahlenwert variierenden Handformen. Die Bedeutung #2 entspricht dem Zahlwert 100 bzw. 1000, es handelt sich dabei aber um ein Zählmaß für ‚Hundert‘ bzw. ‚Tausend‘. Als Zählmaß geht die Bedeutung über den bloßen Zahlenwert 100 hinaus. Diese Verwendung tritt besonders häufig in Jahreszahlen wie bei ‚neunzehnhundert‘ (Beispiel: Korpusbeispiel: Alte Straßen, Beispiel ➊ bei 2025#2) und in zusammengesetzten Gebärden für ‚Jahrhundert‘ auf (Beispiel: Korpusbeispiel: Ortsgründung, Beispiel ➋ bei 2025#2).
Zahleninkorporation
Zahleninkorporation bezeichnet die Verwendung von Zahlenhandformen in Gebärden, die nicht unmittelbar zum Zahlensystem der DGS gehören.
Es gibt einige Gebärden, die die Handformen der einfachen Zahlgebärden in ihre Form mit aufnehmen können. In diesen Fällen trägt die eingefügte Zahlenhandform zur Bedeutung bei, indem sie der eigentlichen Bedeutung der Gebärde noch eine Mengenangabe oder Angabe der Anzahl hinzufügt (z.B. ‚drei Monate‘ bei der Gebärde 502 ‚Monat‘). Nur bestimmte Gebärden erlauben eine solche Zahleninkorporation. Das sind vor allem Gebärden, die Zeitabschnitte bezeichnen.
Die meisten dieser Gebärden können auch ohne eine inkorporierte Zahlenhandform artikuliert werden. Häufig haben diese Gebärden eine neutrale Grundform mit einem ausgestreckten Zeigefinger als Handform. Es gibt aber auch Gebärden, die keine eigenständige Grundform haben und die immer mit einer inkorporierten Zahlenhandform produziert werden, wie z.B. 638 (‚Tageszeitangabe‘).
Bei solchen Gebärden wird im Wörterbuch für die beispielhafte Darstellung in den Filmen dieselbe Handform gezeigt wie bei den zusammengesetzten Zahlen: die Handform mit dem Zahlenwert 3.
In den Einträgen sind zahleninkorporierende Gebärden an dem Kommentar zahleninkorporierende Gebärde im Abschnitt Grammatik zu erkennen (siehe zum Beispiel 638).
Das Fingeralphabet
Das Fingeralphabet ist ein konventionell festgelegtes Set von Handformen und einigen wenigen bewegten Handformen, die für Buchstaben oder Buchstabenkombinationen stehen. Mit Hilfe des Fingeralphabets können zum Beispiel Namen oder Fachbegriffe aus der Lautsprache in die Luft „buchstabiert“ werden, indem nacheinander die Fingeralphabet-Handformen für den Namen oder das Wort gebildet werden.
In der DGS stellt das Fingeralphabet ein besonderes, in sich weitgehend abgeschlossenes Zeichensystem dar. Für einige Buchstaben gibt es mehrere Handformvarianten. Das Fingeralphabet wird benutzt, um Namen oder lautsprachliche Wörter über ihre geschriebene Form zu kommunizieren, wenn das gerade zweckmäßig ist.
Der folgende Film zeigt die Buchstaben des in der DGS verwendeten Fingeralphabets von A bis Z:
A–ZFür die Umlaute ä, ö und ü sowie für ß und sch gibt es eigene Formen, manchmal wird auch eine eigene Form für ch verwendet:
Weitere FormenBeim Buchstabieren mit Hilfe des Fingeralphabets wird bei Doppelbuchstaben oft anstelle einer zweimaligen Ausführung derselben Buchstabenhandform die Handform nur einmal gebildet, aber mit einer Seitwärtsbewegung kombiniert.
Die folgende Tabelle zeigt die Gebärdenbuchstaben des in der DGS verwendeten einhändigen Fingeralphabets.
Buchstabe | Film |
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A | ![]() |
B | ![]() |
C | ![]() |
D | ![]() |
E | ![]() |
F | ![]() |
G | ![]() |
H | ![]() |
I | ![]() |
J | ![]() |
K | ![]() |
L | ![]() |
M | ![]() |
N | ![]() |
O | ![]() |
P | ![]() |
Q | ![]() |
R | ![]() |
S | ![]() |
T | ![]() |
U | ![]() |
V | ![]() |
W | ![]() |
X | ![]() |
Y | ![]() |
Z | ![]() |
Ä | ![]() |
Ö | ![]() |
Ü | ![]() |
ß | ![]() |
SCH | ![]() |
Im DGS-Korpus findet man Beispiele, wie der Gebrauch des Fingeralphabets aussehen kann. Im folgenden Beispiel wird der Name einer Person mit Hilfe des Fingeralphabets buchstabiert und kurz danach auch der abgekürzte Name einer Organisation:
In der Regel wird das Buchstabieren mit Hilfe des Fingeralphabets vor allem zur Absicherung des Verständnisses zum Beispiel bei neu in das Gespräch eingeführten Namen oder Fachbegriffen verwendet. Es kann auch zur Absicherung benutzt werden, wenn unklar ist, ob der Gesprächspartner oder die Gesprächspartnerin die verwendete Gebärde kennt oder versteht, oder wenn spontan im Gespräch eine produktive oder unübliche Gebärde für einen bestimmten Begriff verwendet wird. Im weiteren Gesprächsverlauf wird dann normalerweise die so eingeführte Gebärde weiter genutzt. Wenn es keine entsprechende Gebärde gibt oder diese nicht bekannt ist, wird im weiteren Gesprächsverlauf manchmal auch nur der erste Buchstabe des Wortes zusammen mit dem Mundbild verwendet.
Das folgende Beispiel stammt aus dem DGS-Korpus: In einem Gespräch über die Verpflegung bei einer gemeinsamen Reise geht es um Nudeln. Die Erzählerin verwendet unter anderem den Fingeralphabet-Buchstaben B für die Benennung der Sauce Bolognese und sichert dann durch ein Ausbuchstabieren des Saucennames mittels Fingeralphabet das Verständnis beim Gesprächspartner ab. Im weiteren Gespräch verwendet sie dann weiter den Fingeralphabet-Buchstaben B als Gebärde zur Bezeichnung des Saucennamens:
Korpusbeispiel: Sauce Bolognese
Weitere Beispiele des Fingeralphabet-Gebrauchs findet man im DGS-Korpus unter dem Type $ALPHA1.
Eine andere Möglichkeit, Fingeralphabet-Handformen beim Gebärden einzusetzen, ist es, spontan einen Buchstaben zusammen mit einer einfachen Bewegung (Schütteln, Kreisen, seitliche Bewegung) und einem Mundbild zu kombinieren, um sich auf den Namen einer Person oder Sache oder einen bestimmten Begriff zu beziehen. Das nennen wir auch Initialisierung, weil dazu meist der erste Buchstabe des gemeinten Namens oder Wortes verwendet wird.
Beispiele dafür, wie Fingeralphabet-Buchstaben zur Bildung spontaner Initialisierungen genutzt werden, findet man im DGS-Korpus unter allen Glossen, die mit $INIT beginnen, z.B. $INIT-HANDGELENK1^.
Initialisierte Gebärden
Die Formen einiger fest etablierter Gebärden verweisen durch ihre Handform, die mit der Handform eines Fingeralphabet-Buchstabens identisch ist, auf ein stark mit der Gebärde assoziiertes Wort, das meist auch als Mundbild benutzt wird. Solche Gebärden nennt man auch initialisierte Gebärden. Die Form einer initialisierten Gebärde kann aus einer Fingeralphabet-Handform mit einer einfachen Bewegung bestehen, die für eine bestimmte Bedeutung fest etabliert wurde, oder die Fingeralphabet-Handform ist in eine komplexere Gebärdenform eingebettet wie bei 123 (‚Wasser‘) oder 1019 (‚Konzept‘).
Bei Gebärden, bei denen die Handform höchstwahrscheinlich auf eine Fingeralphabet-Handform zurückzuführen ist, merken wir dies im Wörterbuch im Eintrag in dem Abschnitt KOMMENTAR an, siehe zum Beispiel bei 381 (‚Mai‘), 1804 (u.a. ‚Würzburg‘) und 123 (u.a. ‚Wasser‘).
Vertiefende Informationen zur Wörterbucherstellung
In den folgenden Kapiteln geben wir tiefer gehende Einblicke in die Konzeption, Datenlage und Erstellung der Wörterbucheinträge. Dabei fokussieren wir einige Aspekte, bieten aber keine vollständige Beschreibung aller Hintergründe und Arbeitsschritte.
Konzeption des Wörterbuchs und Wörterbuchtyp
Das DW-DGS ist ein allgemeinsprachliches Wörterbuch. Es beschreibt in seinen Einträgen, welche Gebärden Gebärdensprachbenutzerinnen und -benutzer in verschiedenen Kommunikationssituationen im Alltag wie benutzen.
Das DW-DGS wurde mit einer bestimmten Methodik erstellt. Wenn man die grundlegenden Prinzipien kennt, die das Vorgehen bei der Erstellung des Wörterbuchs geleitet haben, kann man besser verstehen, warum das Wörterbuch so aussieht, wie es aussieht, und warum es bestimmte Informationen enthält und andere nicht.
Die grundlegenden Prinzipien bei der Planung und Erstellung des Wörterbuchs sind die folgenden:
- allgemeinsprachlich
- deskriptiv (beschreibend)
- korpusbasiert (auf Grundlage von gefilmten und analysierten Sprachdaten)
- einsprachige Grundorientierung und zweisprachiger Zugang
Allgemeinsprachliches Wörterbuch der DGS
Gegenstand des Wörterbuchs sind die Gebärden der DGS. Der Bereich der Sprache, der vom Wörterbuch beschrieben wird, ist die Sprache, die von tauben Menschen in ihrem Alltag benutzt wird. Das bedeutet, dass das Wörterbuch vor allem weit verbreitete Gebärden mit ihren typischen Verwendungen enthält, also die so genannte Allgemeinsprache. Sie wird von der überwiegenden Mehrheit der Sprachbenutzerinnen und Sprachbenutzern gekannt und geteilt, vielleicht mit der Ausnahme von nur sehr regional begrenzt verwendeten Gebärden.
Dort, wo Menschen sich intensiv über vertiefte fachliche Inhalte austauschen, sei es im Schulunterricht, in der Ausbildung, im Studium, im Beruf oder in einem Hobby, geht es oft um genau definierte Sachverhalte mit feinen Unterscheidungen in ihren Bedeutungen, die durch präzise Bezeichnungen benannt und voneinander abgegrenzt werden müssen. Somit bildet sich unter den Experten ein Bereich der Sprache heraus, der so nur von einem kleinen Kreis benutzt, gekannt und verstanden wird: eine Fachsprache. Manche fachsprachliche Bezeichnungen können auch allgemein gebräuchlich werden, wenn bestimmte Themen für die Allgemeinheit relevant werden und in der Gesellschaft oder den Medien breit diskutiert werden. Wenn fachsprachliche Gebärden oder Verwendungen im DGS-Korpus häufig vertreten sind, werden sie mit ins Wörterbuch aufgenommen. Ziel des Wörterbuchs ist jedoch nicht, möglichst viele fachsprachliche Gebärden zu sammeln, sondern das DW-DGS beschreibt vor allem die Gebärden der Alltagssprache und ihren allgemeinen Gebrauch.
Deskriptives Wörterbuch
Eine grundsätzliche Ausrichtung des DW-DGS ist, dass es ein deskriptives Wörterbuch ist. Das bedeutet, dass wir möglichst objektiv beschreiben, welche Gebärden es in der DGS gibt und wie sie gebraucht werden. Dies geschieht auf der Grundlage der Sprachdaten, die wir zur Verfügung haben (siehe korpusbasiertes Wörterbuch). Wir zeigen alle regionalen und anderen Varianten, die wir ausreichend oft in den Daten des DGS-Korpus belegt vorfinden. Unser Ziel ist es nicht, eine Standardisierung oder Bewertung oder eine gezielte Auswahl vorzunehmen. Wir zeigen die ganze Vielfalt der Gebärden und Verwendungen, die wir in ausreichender Anzahl vorfinden (Beleglage). Wenn es mehrere nebeneinander existierende oder konkurrierende gut belegte Varianten gibt, beschreiben wir alle und es bleibt den Nutzerinnen und Nutzern des Wörterbuches selbst überlassen, ihre Wahl zu treffen.
Wir fassen zusammen und beschreiben, was wir in den Daten vorfinden und aufgrund der Datenlage als verbreitet oder gesichert ansehen können. Wir haben keine Grundlage und keine Veranlassung zu beurteilen, was „gute“ oder „richtige“ Gebärden sind. Wir geben normalerweise auch keine Empfehlungen, welche der verschiedenen Gebärden, die wir für eine Bedeutung auflisten, genutzt werden sollen. Nur in ganz seltenen Ausnahmen weichen wir von diesem neutralen Prinzip ab und weisen Nutzerinnen und Nutzer darauf hin, wenn eine Gebärde von anderen Personen als beleidigend oder diskriminierend empfunden werden kann und daher vielleicht besser vermieden werden sollte. Wenn möglich, weisen wir in diesen Fällen auch auf alternative Gebärden hin. (Beispiel: Siehe den KOMMENTAR bei 1666 (‚Asien‘).
Dabei muss man berücksichtigen, dass die DGS sich über die Zeit verändert (Sprachwandel). So werden zum Beispiel früher benutzte Bezeichnungen für Personengruppen oder Länder aufgrund gesellschaftlicher Diskussionen durch neue ersetzt, wenn die alten als negativ empfunden werden. Hier ist wichtig zu wissen, dass das Wörterbuch aufgrund der Daten den Sprachgebrauch des Erhebungszeitraums 2010–2012 abbildet. Einige Gebärden, die zu der Zeit der Erhebung noch ganz normaler Gebärdengebrauch waren, werden heute nicht mehr von allen Personen uneingeschränkt akzeptiert und neuerdings eher kritisch gesehen. Welche Gebärden benutzt werden sollen, kann nur die Sprachgemeinschaft selbst entscheiden und durch eine Änderung ihres Sprachgebrauchs durchsetzen. Die Aufgabe eines deskriptiven Wörterbuchs ist es, den beobachteten Sprachgebrauch zu beschreiben, aber nicht, ihn zu bewerten, zu verändern oder zu standardisieren. In den Fällen, in denen wir um eine aktuelle kritische Diskussion wissen, sind wir über den rein beschreibenden Ansatz hinausgegangen und haben zusätzlich zu der Beschreibung eine entsprechende Anmerkung hinzugefügt.
Korpusbasiertes Wörterbuch
Die Gebärden und Verwendungen in den Wörterbucheinträgen wurden auf der Grundlage der Daten des DGS-Korpus analysiert und beschrieben. Es werden keine Gebärden oder Bedeutungen ergänzt, die nicht durch Korpusdaten abgesichert sind. Alle im Wörterbuch beschriebenen Bedeutungen sind aus der Sichtung und Analyse der Daten herausgearbeitet. In einem geringen Umfang nutzen wir über das Korpus hinaus auch noch zwei weitere Datenquellen (siehe SignHunter und DGS-Feedback).
Wir beschreiben, was wir in den Daten vorfinden. Bei der Analyse der Daten nutzen wir natürlich auch unsere sprachliche Intuition, mit der wir die Daten interpretieren, ordnen, kategorisieren und zusammenfassen. Wir beschreiben jedoch nur das, was da ist, und ergänzen nicht auf der Grundlage unserer Intuition oder unseres über das Korpus hinaus gehende Sprachwissen.
Der Vorteil des korpusbasierten Ansatzes ist es, dass die Entscheidungen anhand der Daten, zum Beispiel der ausgewählten Beispiele, nachvollzogen werden können und so unabhängiger von den Personen sind, die das Wörterbuch bearbeitet haben. Es wird beschrieben, was in den Daten beim Gebrauch im Kontext zu beobachten ist, und nicht eine Vorstellung einzelner Personen davon, wie DGS ist oder sein sollte. Manchmal unterscheidet sich das, was eine Person über den Gebrauch einer Gebärde bewusst zu wissen glaubt, davon, wie diese Person selbst unbewusst in wirklichem Leben diese Gebärde verwendet. Ziel des Wörterbuchs ist es, den in den Korpusdaten gefilmten, weitgehend unbewussten Sprachgebrauch im Kontext auszuwerten und zu beschreiben, also Gebärden so zu beschreiben, wie sie bei Gesprächen unter tauben Menschen benutzt werden.
Ein weiterer Vorteil des korpusbasierten Ansatzes ist es, dass wir aufgrund der persönlichen Daten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wissen, woher sie kommen und wie alt sie zur Zeit der Datenerhebung waren. Auf dieser Grundlage können wir auch Verbreitungskarten erstellen (siehe auch Kartenerstellung). Manchmal können wir auch Tendenzen erkennen, die auf Sprachwandel hinweisen, zum Beispiel, dass eine Gebärde eher von älteren oder eher jüngeren Personen benutzt wird. (Beispiele: Anmerkung bei 67#1 (‚Universität‘) und 1613#1 (‚Universität‘) , siehe auch Altersgruppenspezifische Verwendung.)
Bei einem streng korpusbasierten Ansatz gibt es die Einschränkung, dass mache Themen, Gebärden oder auch Verwendungen von Gebärden im Korpus nicht vorkommen und daher dann auch mit dieser Methode nicht gefunden und ins Wörterbuch aufgenommen werden können. Die Datenmenge des DGS-Korpus ist für ein Gebärdensprachkorpus groß, aber für die Erstellung eines Wörterbuchs immer noch recht klein. Das Wörterbuch kann also auf der Grundlage des Korpus nicht alle gängigen Gebärden und Bedeutungen abdecken. Es enthält damit zwangsläufig – wie jedes Wörterbuch – auch Lücken. Angaben zur Verbreitung (Karten) und zum unterschiedlichen Gebrauch in verschiedenen Altersgruppen sind interessant und werden auch im Wörterbuch an vielen Stellen erwähnt oder dargestellt, aufgrund der noch kleinen Datenmengen zeigen sie aber eher Tendenzen als endgültige Ergebnisse auf. Bei größeren Datenmengen könnten sich die Ergebnisse in einigen Fällen anders darstellen.
In einigen Fällen haben wir zusätzlich zu den Daten des DGS-Korpus auch noch die Daten aus einer online-basierten Umfrage (DGS-Feedback) und aus Einzelerhebungen zu Städtenamen mit berücksichtigt (SignHunter).
Einsprachige Grundorientierung
Im Zentrum unseres Wörterbuchs stehen die Gebärden der Deutschen Gebärdensprache. Die Gebärden werden so beschrieben, wie sie innerhalb des Sprachsystems der DGS verwendet werden und zueinander in Beziehung stehen. Das DW-DGS hat also einen einsprachigen Fokus: DGS-Gebärden werden zuerst einmal als Einheiten der Sprache DGS behandelt: Der Schwerpunkt der Analyse und Beschreibung liegt darauf, wie Gebärden innerhalb des sprachlichen Systems der DGS funktionieren, in welchen Beziehungen sie zu anderen Gebärden stehen, wie sie üblicherweise verwendet werden und was sie in verschiedenen Kontexten bedeuten können. Diese Beschreibung erfolgt so weit wie möglich unabhängig davon, in welchen Beziehungen die Gebärden zu Wörtern der deutschen Sprache stehen.
Die Grundlage der Untersuchung und Beschreibung der Gebärden sind die vielen Belege, die zeigen, wie verschiedene Personen in verschiedenen Kontexten die Gebärden verwendet haben (siehe Abschnitt DGS-Korpus). Die Ergebnisse der Untersuchung dieser Belege werden als Bedeutungen und typische Verwendungen im Wörterbucheintrag zusammengefasst und beschrieben. Diese Bedeutungserklärungen bilden den Kern der Wörterbucheinträge.
Mit dem einsprachigen Fokus unterscheiden wir uns von vielen anderen Gebärdensprachwörterbüchern oder Gebärdensammlungen, die DGS-Gebärden eher aus einer zweisprachigen Perspektive und Herangehensweise heraus auflisten.
Beschreibungssprache Deutsch
Im DW-DGS haben wir nicht einen zweisprachigen, sondern einen einsprachigen Fokus. Wir legen in den Gebärdeneinträgen den Schwerpunkt auf die Beschreibung der Gebärden und ihrer Eigenschaften aus der innersprachlichen Perspektive. Bedeutungen und Verwendungszusammenhänge werden in den Gebärdeneinträgen unabhängig von einer Bezugsetzung zum Deutschen beschrieben und erklärt. Das ist ganz so wie bei einsprachigen Wörterbüchern anderer Sprachen auch. Allerdings wird im DW-DGS Deutsch als Beschreibungssprache verwendet. Das bedeutet, dass Erklärungen und Anmerkungen zu den Gebärden und ihrem Gebrauch in Form geschriebener deutscher Texte zur Verfügung gestellt werden. Das Deutsche als Sprache ist hier inhaltlich nicht das Thema, das behandelt wird. Deutsch ist nur das Mittel, um eine andere Sprache – die DGS – zu beschreiben. Dies hat vor allem praktische Gründe. Geschriebene Texte können im Vergleich zu Videos leichter erstellt und editiert werden. Für die DGS gibt es keine verbreitete Gebrauchsschrift, die meisten DGS-Nutzenden sind aber mehr oder weniger zweisprachig und an geschriebenes Deutsch gewöhnt.
Deutsch wird auch für Überschriften, Menüpunkte und viele andere Navigations- und Strukturierungselemente des Wörterbuchs genutzt. Eine dauerhaft sichtbare, nicht flüchtige Darstellung von Informationen, wie Schrift sie bietet, ist eine Voraussetzung dafür, dass man beim Nachschlagevorgang die gesuchte Information auf einer Seite oder innerhalb eines Eintrags mit einem überfliegenden Blick schnell finden kann. Geschriebenes Deutsch wird also auch dort verwendet, wo es um eine schnelle Orientierung innerhalb der Einträge geht, also zum Beispiel bei den Signposts oder bei den Namen der Abschnitte innerhalb eines Eintrags.
Immer wenn Gebärden der DGS oder gebärdete Beispiele direkt genannt oder angeführt werden – also Elemente der DGS als Sprache unmittelbar repräsentiert werden sollen – stellen wir sie mithilfe von Micons (wie zum Beispiel im Abschnitt Bedeutungsgleich) dar und nutzen Videos (wie im Abschnitt Beispiele). Erklärungen, Anmerkungen oder Kommentare zu diesen DGS-Elementen werden dagegen als geschriebene Texte auf Deutsch zur Verfügung gestellt (wie zum Beispiel im Abschnitt Anmerkung).
Zweisprachiger Zugang
Das DW-DGS ist ein einsprachig ausgerichtetes Wörterbuch der DGS und nicht ein vollständiges zweisprachiges Wörterbuch für das Sprachenpaar DGS - Deutsch. In Ergänzung zu der einsprachig orientierten Beschreibung der Gebärden und ihrer Verwendungen ermöglichen wir aber im gewissen Umfang auch eine zweisprachige Nutzung. Bevor wir auf die zweisprachige Nutzungsperspektive des DW-DGS eingehen, folgt hier zunächst zum Hintergrundverständnis eine vereinfachte Darstellung des zweisprachigen Ansatzes, der bei zweisprachigen Wörterbüchern zum Tragen kommt.
Exkurs: Zweisprachige Wörterbücher
Viele Gebärdensammlungen haben - anders als das DW-DGS - einen zweisprachigen Ansatz. Sie gehen meist von dem Wortschatz der Lautsprache aus und listen passende Gebärden auf, die Entsprechungen oder angemessene Übersetzungen dieser Wörter in der Gebärdensprache sind. Damit werden die Gebärden vor allem als geeignete Übersetzungen lautsprachlicher Wörter dargestellt.
Eine typische Verwendungssituation, bei der zweisprachige Wörterbücher gebraucht werden, ist das Übersetzen. Je nach Übersetzungsrichtung stellen sich bei einer Übersetzung die folgenden Fragen:
- Wie kann ein bestimmtes deutsches Wort in die DGS übersetzt werden? (Deutsch → DGS)
- Wie kann eine bestimmte DGS-Gebärde ins Deutsche übersetzt werden? (DGS → Deutsch)
Beim Nachschlagen in zweisprachigen Wörterbüchern geht es darum, zu einer Einheit der ersten Sprache (Aussgangsprache) eine möglichst passende Entsprechung aus der zweiten Sprache (Zielsprache) zu finden. Damit gibt es eine bestimmte Ausrichtung in der Benutzung und entsprechend auch in der Darstellung der Informationen (Benutzungsrichtung). Der Bedeutungsumfang einer Einheit aus der Ausgangssprache wird durch eine Auflistung der möglichen Entsprechungen aus der Zielsprache dargestellt und erschlossen. Wenn beide Sprachen eines Sprachenpaars eines zweisprachigen Wörterbuchs in gleicher Weise berücksichtigt werden sollen, benötigt man zwei Wörterbuchteile: eines für jede der beiden Benutzungsrichtungen. Für das Sprachenpaar DGS und Deutsch sollte es in einem zweisprachigen Wörterbuch also nicht nur einen Teil mit Deutsch als Ausgangssprache (Deutsch → DGS), sondern auch einen Teil mit DGS als Ausgangssprache (DGS → Deutsch) geben.
Wörter und Gebärden haben häufig mehrere Bedeutungen. Welche Bedeutungen von einem Wort oder einer Gebärde abgedeckt werden, ist sprachspezifisch und kann sich daher in verschiedenen Sprachen unterscheiden. In zweisprachigen Wörterbüchern erschließt sich einer Person der Bedeutungsumfang eines Wortes oder einer Gebärde der Fremdsprache durch die Auflistung der Entsprechungen aus ihrer Muttersprache. Es wird ihr leicht fallen, die passende Übersetzung für den jeweiligen Kontext aus den gelisteten Entsprechungen auszuwählen. Sucht die Person dagegen zu einem Wort oder einer Gebärde der eigenen Sprache eine passende fremdsprachliche Entsprechung, benötigt sie zusätzlich zur Auflistung der Entsprechungen weitere Informationen zur Bedeutung, um die für ihren Kontext passende fremdsprachliche Entsprechung zu identifizieren.
Betrachten wir die Benutzungsrichtung Deutsch → DGS. Wenn ein deutsches Wort mehrere Bedeutungen hat, die durch verschiedene Gebärden ausgedrückt werden können oder müssen, würden in einem zweisprachigen Wörterbuch bei dem Wort mehrere Gebärden als Entsprechungen oder mögliche Übersetzungen gelistet. Zum Beispiel drei verschiedene Gebärden als Entsprechungen für das Wort rein: im Sinne von ‚sauber‘ 193, im Sinne von ‚ausschließlich‘ 730 und im Sinne von ‚hinein‘ 81 ). Für eine Person mit muttersprachlicher DGS-Kompetenz wird der Bedeutungsumfang des Wortes durch die aufgeführten Gebärden zumindest grob erschlossen. Für eine Person, die keine vollständige DGS-Kompetenz besitzt, ist die zusätzliche bedeutungsdifferenzierende Information (‚sauber‘, ‚ausschließlich‘, ‚hinein‘) wichtig, um die für den jeweiligen Kontext passende Gebärde auszuwählen.
Wort | in der Bedeutung | → | Gebärde |
---|---|---|---|
rein | sauber | → | |
ausschließlich | → | ||
hinein | → |
Betrachten wir die Benutzungsrichtung DGS → Deutsch. Wenn eine Gebärde mehrere Bedeutungen hat, die durch verschiedene deutsche Wörter ausgedrückt werden können oder müssen, würden in einem zweisprachigen Wörterbuch bei der Gebärde die passenden deutschen Wörter als Entsprechungen oder mögliche Übersetzungen (Übersetzungsäquivalente) gelistet. Zum Beispiel könnten bei der Gebärde 193 die Wörter einfach (im Sinne von ‚leicht, mühelos‘), sauber (im Sinne von ‚nicht schmutzig‘), und glatt (im Sinne von ‚eben, flach‘) als Entsprechungen angegeben werden. Der Bedeutungsumfang der Gebärde wird durch die Auflistung der entsprechenden deutschen Wörter ersichtlich. Für eine Person mit muttersprachlicher Deutsch-Kompetenz wird der Bedeutungsumfang der Gebärde durch die aufgeführten Wörter zumindest grob erschlossen. Für eine Person, die keine vollständige Deutsch-Kompetenz besitzt, ist die zusätzliche bedeutungsdifferenzierende Information (‚leicht, mühelos‘ ‚nicht schmutzig‘, ‚eben, flach‘) wichtig, um das für ihren Kontext passende Wort auszuwählen.
Gebärde | in der Bedeutung | → | Wort |
---|---|---|---|
leicht, mühelos | → | einfach | |
nicht schmutzig | → | sauber | |
eben, flach | → | glatt |
Die hier erwähnten Beispiele sind eine vereinfachte Darstellung der beiden Benutzungsrichtungen, wie sie in einem zweisprachigen Wörterbuch für das Sprachenpaar DGS - Deutsch zu erwarten wären. Oft gibt es für eine Bedeutung eines Elements der Ausgangssprache nicht nur ein, sondern mehrere passende Übersetzungsäquivalente in der Zielsprache. Für die zusätzlichen bedeutungsdifferenzierenden Angaben in der Spalte mit der Überschrift in der Bedeutung wurde hier bei beiden Benutzungsrichtungen die Beschreibungssprache Deutsch verwendet.
Neben dem Übersetzen gibt es eine weitere typische Verwendungssituation, für die zweisprachige Wörterbücher in der Praxis benutzt werden. Nicht-Muttersprachler, die eine neue Sprache lernen, benutzen zweisprachige Wörterbücher oft auch dazu, um darin die Bedeutung eines ihnen unbekannten Wortes nachzuschlagen, ohne dass sie dieses übersetzen wollen. Sie erschließen sich den Bedeutungsumfang des unbekannten Wortes aus den ihnen bekannten, aufgelisteten muttersprachlichen Entsprechungen. Dabei wird immer die Benutzungsrichtung von der Fremdsprache / Sprache, die gelernt wird, zur Muttersprache / Sprache, die gut beherrscht wird, genutzt. Für ein zweisprachiges Wörterbuch Deutsch – DGS bedeutet dies:
- Personen, die nicht vollständig Deutsch-kompetent sind, aber DGS gut beherrschen, könnten die Benutzungsrichtung Deutsch → DGS dazu nutzen, um die Bedeutungen eines deutschen Wortes nachzuschlagen.
- Personen, die nicht vollständig DGS-kompetent sind, aber Deutsch gut beherrschen, könnten die Benutzungsrichtung DGS → Deutsch dazu nutzen, um die Bedeutungen einer DGS-Gebärde nachzuschlagen.
Diese Nutzung zweisprachiger Wörterbücher bietet vor allem noch nicht fortgeschrittenen Lernern einen ersten Anhaltspunkt zur Bedeutung eines fremdsprachlichen Wortes oder einer fremdsprachlichen Gebärde. Fortgeschrittenen Lernern wird in der Regel die Nutzung einsprachiger Wörterbücher empfohlen, um die Bedeutungen und üblichen Verwendungen eines fremdsprachlichen Wortes nachzuschlagen. Einsprachige Wörterbücher beschreiben Bedeutungen und Verwendungskontexte genauer, illustrieren sie durch Beispiele und bieten weitere interessante und wichtige Informationen zum Wort oder der Gebärde an.
Zweisprachige Nutzung des DW-DGS
Obwohl das DW-DGS vor allem einsprachig ausgerichtet ist, ermöglicht es aber zusätzlich im gewissen Umfang auch eine zweisprachige Nutzung. Zu jeder Bedeutung in einem Gebärdeneintrag werden in Ergänzung zur Bedeutungserklärung auch passende Entsprechungen / mögliche Übersetzungen ins Deutsche aufgeführt (Deutsch). Damit bedienen die Gebärdeneinträge wie bei einem zweisprachigen Wörterbuch die Benutzungsrichtung DGS → Deutsch. Weitere Informationen zum deutschen Wort sind vom Deutschindex aus durch eine Verlinkung in das einsprachige Wörterbuch Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) schnell zu erreichen.
Die umgekehrte Benutzungsrichtung Deutsch → DGS steht nicht im Fokus des Wörterbuchs, wird aber in Ansätzen durch den Deutschindex ermöglicht. Im ihm werden deutsche Übersetzungsäquivalente aus der Benutzungsrichtung DGS → Deutsch in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet und von ihnen ausgehend auf die Gebärdeneinträge verwiesen. Der Deutschindex ist aber kein vollständig ausdifferenzierter eigenständiger Wörterbuchteil für diese Benutzungsrichtung, sondern nur ein zusätzlicher Zugang über das Deutsche auf die einsprachig fokussierten Gebärdeneinträge. Im Deutschindex gehen wir nicht von einer deutschen Wortliste aus und führen dazu passende Gebärden auf. Stattdessen enthält der Deutschindex nur die Übersetzungsäquivalente, die sich aus der umgekehrten Benutzungsrichtung ergeben und die von uns als besonders passend und relevant für diese Benutzungsrichtung gekennzeichnet wurden. Die Erstellung des Deutschindex erfolgt darüber hinaus weitgehend automatisiert aus den Angaben, die für die DGS-Einträge erarbeitet werden. Ergänzende Informationen zu den deutschen Wörtern stehen jedoch über die Verlinkung zum DWDS zur Verfügung.
Datengrundlage
Die wichtigste Datengrundlage für die Erstellung des DW-DGS ist das DGS-Korpus. In einigen Fällen werden bei der Erstellung zusätzlich zu den Korpusdaten auch noch andere Daten, die wir erhoben haben, berücksichtigt: Daten aus dem DGS-Feedback und Daten, die wir mit dem SignHunter-Programm erhoben haben.
DGS-Korpus
Zwischen 2010 und 2012 wurden rund 560 Stunden Unterhaltungen, Erzählungen und andere Sprachdaten von 330 Gebärdensprachnutzerinnen und -nutzern aus ganz Deutschland erhoben. Die Teilnehmenden wurden so ausgewählt, dass die gleiche Anzahl an Männern und Frauen, je gleich viele Teilnehmende aus vier Altersgruppen und eine entsprechend der Bevölkerung abgeleitete Anzahl an Personen aus allen Regionen Deutschlands vertreten sind. Informationen zu Region, Alter und Geschlecht der Teilnehmenden sind ebenfalls Bestandteil der erhobenen Daten und stehen als so genannte Metadaten für die Auswertung zur Verfügung.
Bei der Erhebung saßen sich jeweils zwei Personen gegenüber und wurden von einer dritten Person (Moderatorin oder Moderator) durch die Gespräche und Themen geführt. Die beiden Teilnehmenden wurden von vorne und aus weiteren Perspektiven gefilmt.
Das gefilmte Sprachmaterial wird vom Team des DGS-Korpus-Projekts erschlossen, indem die einzelnen Belege in den Filmen zeitlich erfasst und zu den passenden Gebärden zugeordnet werden (Lemmatisierung). Zusätzlich werden die Inhalte der Gespräche und Erzählungen durch Übersetzungen, die dem Film ebenfalls zeitlich zugeordnet werden, erschlossen. Stand Ende Dezember 2024 sind rund 94,5 Stunden auf diese Weise durchgängig lemmatisiert und rund 126 von über 372 Stunden der vorhandenen Übersetzungen satzweise mit den Videos verzeitet worden. Insgesamt umfasst das DGS-Korpus über 690.000 Belege. Die Erschließung dauert noch an, so dass sich die Datengrundlage für das Wörterbuch ständig vergrößert und verbessert.
Durch diese Erschließung können alle bereits lemmatisierten Belege einer bestimmten Gebärde in ihrem jeweiligen Kontext gesichtet und analysiert werden. Diese Daten sind die Grundlage der Beschreibung der Gebärde im Wörterbuch mit Angaben zu ihren Varianten und ihrer Verbreitung in Deutschland, ihren verschiedenen Bedeutungen und typischen Verwendungen.
Ein großer Teil des Korpus (rund 50 Stunden) ist im öffentlichen Korpus online zugänglich gemacht (MEINE DGS, MEINE DGS – annotiert). Für die Bearbeitung des Wörterbuchs werden jedoch alle bereits erschlossenen Aufnahmen und Belege des DGS-Korpus zur Analyse herangezogen, auch die, die nicht im öffentlichen Korpus zugänglich sind. Die Beispiele im Wörterbuch für verschiedene Bedeutungen und Verwendungen einer Gebärde, die ihren Gebrauch im Kontext zeigen, werden dem Korpusmaterial direkt entnommen und im Eintrag gezeigt.
DGS-Feedback
Das DGS-Feedback war eine an die Sprachgemeinschaft gerichtete Online-Umfrage zu Gebärden, deren Bedeutungen und Verbreitung. Durch das DGS-Feedback haben wir zusätzliche Daten gesammelt, die über das Korpus hinausgehen. Am DGS-Feedback konnten alle Sprachbenutzerinnen und Sprachbenutzer teilnehmen und so einen Betrag zur Forschung leisten: Gehörlose, Schwerhörige, Hörende, CI-Trägerinnen und CI-Träger, Dolmetscherinnen und Dolmetscher sowie andere Personengruppen, die DGS verwenden. Bis zum August 2020 hatten 309 Personen am DGS-Feedback teilgenommen. In der Umfrage konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen drei Antwortmöglichkeiten wählen: 1) die Gebärde benutze ich, 2) die Gebärde kenne ich, benutze sie aber nicht und 3) die Gebärde ist mir nicht bekannt.
Die Antworten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem DGS-Feedback werden von uns ausgewertet und helfen uns bei der Arbeit am Wörterbuch. Es kann zum Beispiel vorkommen, dass eine Bedeutung einer Gebärde im DGS-Korpus nur schwach belegt ist. Wenn wir diese Bedeutung im DGS-Feedback abgefragt haben und dort viele Personen bestätigt haben, dass sie die Gebärde in dieser Bedeutung selbst verwenden, dann bestärken uns ihre Antworten bei der Entscheidung, diese Bedeutung in den Wörterbucheintrag aufzunehmen.
Vor allem bei Gebärden mit einer stark regional beschränkten Verbreitung sind die zusätzlichen Daten aus dem DGS-Feedback hilfreich. Manchmal gibt es sehr viele verschiedene regionale Gebärden für eine Bedeutung z.B. für Monate, Tage oder Farben. Die 330 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DGS-Korpus sind über alle Regionen Deutschlands verteilt. Daher haben wir vielleicht nur ein oder zwei Personen im Korpus, die eine bestimmte regionale Gebärde benutzen, z.B. für Januar. In so einem Fall stellt sich natürlich die Frage: Ist diese Gebärde eine Eigenheit der zwei Personen oder gibt es noch mehr Menschen, die diese Gebärde kennen und/oder benutzen? Daten aus dem DGS-Feedback helfen uns, solche Fragen zu beantworten und Entscheidungen zu treffen, ob bestimmte Gebärden ins Wörterbuch aufgenommen werden oder nicht.
SignHunter
SignHunter ist ein Programm, mit dem man einzelne Gebärden sammeln kann. Das Programm wird von uns zum Beispiel bei größeren Veranstaltungen eingesetzt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können vor Ort ihre Gebärden in eine Kamera gebärden. Dazu können sie aus einer Liste aussuchen, für welche Bedeutung sie eine Gebärde aufnehmen wollen. Es gibt keine Vorgabe dafür, wie viele Gebärden aufgenommen werden dürfen. Jeder Teilnehmer oder jede Teilnehmerin entscheidet für sich selbst, ob er oder sie nur eine Gebärde oder z.B. 20 Gebärden beisteuern will. Besonders geeignet ist diese Erhebungsmethode für Bedeutungen, die klar abgegrenzt sind wie z.B. Namensgebärden von Städten oder Bundesländern, denn bei solchen sehr eindeutigen Begriffen gibt es im Gebrauch kaum feine Bedeutungsunterschiede. Daher können sie gut auch ohne weiteren Kontext isoliert abgefragt werden.
Bislang hat das DGS-Korpus-Projekt SignHunter bei den 6. Kulturtagen der Gehörlosen in Potsdam (2018), bei den 7. Kulturtagen in Friedrichshafen (2024) und bei Vorträgen der Fokusgruppe eingesetzt. Erhoben wurden Namensgebärden für Städte in Deutschland, Bundesländer und Stadtteile großer Städte in Deutschland (Berlin, Hamburg, München, Köln) sowie europäische Städte. Während der Kulturtage in Potsdam haben 135 Personen teilgenommen und im Schnitt für 11–12 Städte-, Bundesländer- oder Stadtteilnamen ihre Gebärden beigesteuert. Diese Daten wurden ausgewertet und stehen den Bearbeiterinnen des Wörterbuches als zusätzliche Informationen zur Verfügung. Mit diesen zusätzlichen Daten werden die Entscheidungen, welche Gebärden für Städte im Wörterbuch gezeigt werden, unterstützt, vor allem bei Städtenamen, die seltener oder gar nicht im DGS-Korpus enthalten sind.
Lexikographische Aspekte und Arbeitsschritte
Im Folgenden beschreiben wir einige ausgesuchte, besonders interessante Fragestellungen, die bei der Bearbeitung der Einträge für das Wörterbuch relevant sind.
Auswahl der Gebärden
Bei der Annotation der Sprachdaten des DGS-Korpus werden die einzelnen Gebärden, die in den Filmen zu sehen sind (Belege), identifiziert und lexikalischen Types zugeordnet. Ein Type ist eine Gebärde als abstrakte sprachliche Einheit der DGS. Die Types in der Annotationsdatenbank bilden eine Struktur von Types und Subtypes. Dabei orientiert sich die Einteilung in Types und Subtypes und ihre Beschreibung an den Formen, der Ikonizität, dem Mundbild und den Grundbedeutungen einer Gebärde, wie es sich aus den konkreten Belegen ableiten lässt. Die Einteilung und Beschreibung der Daten in Types und Subtypes ist eine Vorstrukturierung der Daten, auf die die Analyse für das Wörterbuch zurückgreift und aufbaut.
Da wir korpusbasiert und deskriptiv arbeiten, beschreiben wir eine Gebärde auf der Grundlage der Belege dieser Gebärde, die im DGS-Korpus enthalten sind. Wenn eine Gebärde im Korpus häufig genug verwendet wird, bekommt sie einen Eintrag im Wörterbuch. Unser Schwellenwert für die Aufnahme ins Wörterbuch sind 25 Belege von mehreren Personen für eine im Korpus bereits grob definierte Grundbedeutung. Wenn im Korpus für keine Grundbedeutung einer Gebärde mindestens 25 Belege zu finden sind, wird die Gebärde nur in besonderen Fällen ins Wörterbuch aufgenommen. Was wir hier mit Grundbedeutung bezeichnen, ist technisch gesehen ein Subtype in der Typehierarchie der DGS-Korpus-Annotation.
Es gibt einige Sonderfälle, bei denen wir Gebärden ins Wörterbuch mit aufnehmen, auch wenn wir für sie weniger als 25 Belege im Korpus vorfinden. Solche Sonderfälle sind zum Beispiel Gebärden, die nur in einer bestimmten Region benutzt werden, wie z.B. 505 (‚März‘), und daher im Korpus weniger häufig vorkommen, aber Teil einer Gruppe von regionalen Gebärden mit derselben Bedeutung sind. (Siehe dazu auch die weiteren Erläuterungen bei Kartenerstellung.)
Für manche Gebärden, die im Korpus nur schwach belegt sind, haben wir aus anderen Quellen (aus dem DGS-Feedback oder aus den SignHunter-Erhebungen) weitere Belege oder Informationen zum Gebrauch. In einigen Bereichen, vor allem bei den Städtenamen, nutzen wir ergänzend die Daten, die mit SignHunter erhoben wurden, um eine gute Abdeckung der Städtenamen im Wörterbuch anbieten zu können.
Bei Gebärden mit insgesamt weniger als 25 Belegen im Korpus wie z.B. 657 (‚Duisburg‘) bleiben im Abschnitt Beleglage alle drei Klötzchen unausgefüllt [□□□]. Bei besser belegten Gebärden zeigt die Zahl der ausgefüllten Klötzchen grob an, ob wir für diese Gebärde wenige oder viele Belege im Korpus haben.
Zusammenstellung und Abgrenzung der Einträge
Für einige Gebärden gibt es verschiedene Varianten in der Ausführung. Darüber hinaus sieht eine bestimmte Gebärde in einer lockeren Ausführung nicht immer gleich aus. Die Übergänge zwischen verschiedenen Formen können fließend sein. Manchmal ist es schwer zu entscheiden, welche Formen (erfasst als Types und Subtypes), die wir im Korpus vorfinden, zusammen gehören (d.h. Ausführungsvarianten einer Gebärde sind) und in welchen Fällen Unterschiede besser in verschiedenen Einträgen dargestellt werden sollten. Nicht nur die Form ist wichtig für die Einteilung in Einträge, sondern auch die Bedeutungen, die mit einer Form oder einem zusammengehörigen Formenspektrum ausdrückt werden können. Beides, Formen und Bedeutungen, können mehr oder weniger nahe beieinanderliegen und beide Aspekte müssen bei der Zusammenstellung der Einträge berücksichtigt werden.
Bei der Einteilung, welcher Ausschnitt der Korpusdaten zusammen in einem Eintrag beschrieben wird, werden alle relevanten Daten und Aspekte angesehen und verschiedene Kriterien gegeneinander abgewogen. In der Zusammenschau wird dann entschieden, welche Formen und Bedeutungen zusammen in einem Eintrag beschrieben werden können, und welche besser auf verschiedene Einträge verteilt werden.
Folgende Kriterien, Prinzipien und Überlegungen haben wir bei solchen Entscheidungen berücksichtigt und gegeneinander abgewogen:
- Wenn sich eine Gruppe von Belegen sowohl in ihren Formen als auch in ihren Bedeutungen unterscheiden, werden sie in getrennten Einträgen beschrieben. (Beispiel: die Gebärden 51 (‚Affe‘) und 32 (‚Ski‘)).
- Voneinander sehr verschiedene Formen, die dieselbe Bedeutung teilen, werden als lexikalische Varianten in getrennten Einträgen beschrieben. Das gilt sowohl für Formen, die auf verschiedene Bilder zurückgehen, als auch für Gebärden, bei denen man keinen bildhaften Ursprung erkennen kann. (Siehe zum Beispiel die Gebärden 1193#1 und 1409#3 für die Bedeutung ‚Vogel‘.)
- Mehrere Bedeutungen oder Funktionen einer Form werden zusammen in einem Eintrag beschrieben, wenn die Bedeutungen inhaltlich sehr nahe beieinander liegen, etwas miteinander zu tun haben, vermutlich voneinander abgeleitet sind oder auf dasselbe Bild zurückgeführt werden können. Eine Bedeutung kann aus einer anderen Bedeutung derselben Gebärde entstanden sein, in dem sie zum Beispiel verengt, erweitert oder auf einen anderen Bereich übertragen wurde. (Siehe zum Beispiel die Gebärde 193 mit den Bedeutungen ‚sauber‘, ‚glatt‘, ‚einfach‘, ‚klar verständlich‘). Mehrere Bedeutungen einer Gebärde können auch über dasselbe Bild der Gebärde miteinander verbunden sein wie bei der Gebärde 1032. Die Bedeutungen ‚Bild‘, ‚Brief‘ und ‚Schokolade‘ sind alle durch ihre typischerweise rechteckige Form mit der Gebärde verbunden, die ein Rechteck in die Luft zeichnet. Das der Gebärde 59 zugrunde liegende Bild ist eine auf dem Kopf getragene Krone. Diese Gebärde ist unter anderem die Namensgebärde für einige Städte, die Regierungssitze von gekrönten Regenten waren oder sind. Alle diese Städtenamensgebärden sind über das gemeinsame Bild mit der Gebärde verbunden. Eine weitere Verbindung kann über das Mundbild gegeben sein wie zum Bespiel bei der Gebärde 606 mit den Bedeutungen ‚Mund‘ und ‚Dortmund‘.
- Gebärdenformen, die sich sehr ähnlich sind, eine oder mehrere Bedeutungen teilen und wahrscheinlich sogar auf dasselbe Bild zurückgehen oder auseinander entstanden sind, werden zusammen in einem Eintrag beschrieben. Wenn mehrere ähnliche Formen für einen gemeinsamen Bedeutungsumfang stabil verbreitet sind werden sie in einem Eintrag unter FORM als verschiedene Formen (Ausführungsvarianten) der Gebärde aufgeführt (z.B. 1.1, 1.2, 1.3 und 1.4 in Eintrag 1 ‚melken, Milch‘).
Oft gibt es mehrere Formen, die sich mehr oder weniger ähnlich sind und die man bei der Zusammenstellung eines Eintrags mit in die Überlegungen einbeziehen muss. Die Bedeutungen dieser verschiedenen Gebärdenformen überschneiden sich in vielen Fällen nur zum Teil. Bei der Aufteilung in Einträge werden daher auch noch weitere Kriterien berücksichtigt:
- Wenn zwei Bedeutungen deutlich verschiedene Variantensets aufweisen, dann spricht das für getrennte Einträge, auch wenn sie sich eine oder mehrere Formen teilen. So sind die Formen 812.1 (‚Holz‘), 827.1 (‚Ei‘) und 312.2 (‚süß‘, ‚Zucker') gleich. Es handelt sich um zweihändige Gebärden, bei denen die ausgestreckten Zeige- und Ringfinger der aktiven Hand auf die ausgestreckten Zeige- und Ringfinger der passiven Hand klopfen. Für alle drei Bedeutungen gibt es jedoch noch je eine weitere Ausführungsvariante, die sich jeweils von denen der anderen zwei Gebärden unterscheidet: 812.2 (‚Holz‘) wird mit zwei Flachhänden ausgeführt, bei 827.2 (‚Ei‘) sind nur die gestreckten Zeigefinger beteiligt und bei 312.1 (‚süß‘, ‚Zucker‘) fängt die Bewegung der aktiven Hand in Mundnähe an, um dann erst auf die passive Hand zu klopfen. Der Aspekt der Gebärdenform – d.h. dass es unterschiedliche Sets an Ausführungsvarianten für die jeweiligen Bedeutungen gibt – zeigt, dass es sich um drei verschiedene Gebärden handelt, auch wenn sie sich eine Form teilen.
- Wenn zwei sehr ähnliche Formen zwei deutlich unterschiedliche Bedeutungsspektren oder Schwerpunkte ihrer Bedeutung haben, dann spricht das für getrennte Einträge, auch wenn sie sich eine oder mehrere Bedeutungen teilen. Siehe zum Beispiel 213 (‚Herz (Körperteil)‘) und 212(‚großzügig‘, ‚wohlwollend‘, ‚hilfsbereit‘ und ‚Herz (Körperteil)‘).
- Wenn es bei zwei verwandten Formen mit verwandten Bedeutungen große Überscheidungen gibt, die Formen aber eine deutlich unterschiedliche Tendenz ihres hauptsächlichen Gebrauchs aufweisen, dann spricht das für getrennte Einträge, wie zum Beispiel bei 19 (‚Abend‘, ‚Nacht‘) mit einer häufiger zweihändigen Ausführung und bei 20 (‚schwarz‘) mit einer häufiger einhändigen Ausführung.
- Wenn zwei Bedeutungen dieselbe Form haben, diese Formen aber auf verschiedene Bilder zurückgeführt werden können, spricht das für unterschiedliche Einträge. Ein Beispiel hierfür sind die Einträge 1.2 (‚Milch‘) und 2 (‚Konkurrenz‘). Bei der ersten Gebärde ist die Form auf das händische Melken einer Kuh zurückzuführen und bei der zweiten Gebärde erinnert ihre Form an die Darstellung zweier Personen, von denen abwechselnd mal die eine und mal die andere die höhere Position einnimmt. In diesem Beispiel ist sind die Formen 1.2 und 2.1 gleich, die Gebärde 1 hat zusätzlich auch noch ein anderes Variantenset als 2.
- Wenn zwei sehr ähnliche Formen mit gleicher Bedeutung oder sich überschneidendem Bedeutungsumfang vermutlich auf unterschiedliche Bilder zurückzuführen sind, dann behandeln wir sie als voneinander verschiedene Gebärden in zwei getrennten Einträgen. Ein Beispiel hierfür sind 430 und 462 (beide: ‚umziehen, Wohnort wechseln‘). Während 462 vermutlich auf das Bild ‚etwas großes anfassen und zu einer anderen Stelle bringen‘ zurückzuführen ist, kann man aufgrund der Handform bei 430 vermuten, die sie mit 867 (‚Ort‘) gemeinsam hat, dass hier der Ursprung der Gebärdenform die Motivation 'von einem Ort zu einem anderen Ort' haben könnte.
- Vor allem bei Bedeutungen, für die es viele regionale Gebärden gibt, wird bei der Zusammenstellung der Einträge auch mit berücksichtigt, ob zwei Formen in derselben Region verwendet werden oder ob sie aus verschiedenen Regionen stammen. So wurden die beiden Formen 666.1 und 666.2 (beide für ‚Wasser‘) als Ausführungsvarianten voneinander behandelt, da sie in derselben Region verwendet werden und bei gleicher Bedeutung eine ähnliche Form aufweisen.
Im günstigsten Fall weisen bei der Entscheidung zum Umfang der Einträge alle Kriterien in dieselbe Richtung. Manchmal ist die Datenlage aber nicht eindeutig und klar. Einige Kriterien sprechen vielleicht für einen gemeinsamen Eintrag, andere Kriterien legen eher eine Behandlung in getrennten Einträgen nahe. In solchen Fällen müssen die Kriterien für eine Entscheidung gewichtet und gegeneinander abgewogen werden. Die letzte Entscheidung bei der Einteilung in Wörterbucheinträge wird auf Grundlage der Gesamtschau der Daten getroffen und beruht auch ein Stück weit auf der Einschätzung des Einzelfalls durch die jeweilige Bearbeiterin. Nicht zuletzt spielt im Abwägungsfall auch die Nutzungsperspektive eine Rolle. Größere, umfassendere Einträge ermöglichen es, einen Zusammenhang zwischen verschiedenen verwandten ähnlichen Formen und Bedeutungen darzustellen, getrennte Einträge sind übersichtlicher und erleichtern einen schnellen, punktuellen Zugriff. Auch hier gibt es im Zweifelfall einen Abwägungsspielraum bei der Entscheidung.
Aspekte der Analyse
Zur Beschreibung der Gebärden und ihres Gebrauchs schauen wir uns die Belege einer Gebärde im DGS-Korpus unter verschiedenen Aspekten genau an. Wir untersuchen zum Beispiel, in welchen sprachlichen Umgebungen und Verwendungskontexten eine Gebärde verwendet wird, fassen verschiedene Bedeutungen und Verwendungskontexte zu Gruppen zusammen, die dann als einzelne BEDEUTUNGen in den Einträgen aufgelistet und genauer beschrieben werden. Dabei werden nur Bedeutungen berücksichtigt, die wir im Korpus auch belegt finden.
Bei der Analyse schauen wir uns unter anderem auch die regionale Verteilung von Gebärden und die Verteilung über die Altersgruppen an und prüfen, welche Gebärden häufige Nachbarn einer bestimmten Gebärde sind. Dort, wo wir interessante Tendenzen und Muster in den Daten finden, machen wir entsprechende Angaben im Wörterbuch (siehe auch Anmerkung, Häufige Kombinationen, Zusammensetzungen, Regional).
Um die Angaben in Wörterbuch richtig zu verstehen, sollte man wissen, dass sie auf Grundlage der vorhandenen Datenlage erarbeitet werden. Diese Datenlage umfasst aber nur einen sehr begrenzten Ausschnitt der DGS. Wir können beschreiben, was wir in den Daten vorfinden, und unsere Schlüsse daraus ziehen. Wenn wir etwas nicht in den Daten finden, bedeutet das aber nicht unbedingt, dass es das in der DGS nicht gibt. Ist beispielsweise eine Bedeutung bei einer Gebärde nicht im Eintrag aufgeführt, kann es trotzdem sein, dass diese Bedeutung für diese Gebärde in der DGS verbreitet ist. Oder wenn wir keinen Beleg für eine bestimmte Gebärde in einer bestimmten Region haben, kann es trotzdem sein, dass dort diese Gebärde vielleicht doch benutzt wird. Die Ergebnisse unserer Analysen müssen in einigen Fällen sicherlich ergänzt oder sogar korrigiert werden, wenn zukünftig eine größere Datenmenge zur Analyse zur Verfügung steht.
Kartenerstellung (regionale Verbreitung)
Ein Vorteil des korpusbasierten Vorgehens ist es, dass wir mit den Daten aus der Annotationsdatenbank automatisch regionale Verbreitungskarten erzeugen können. Die beiden im Wörterbuch verwendeten Kartenstile sind Karten zur regionalen Verbreitung einer einzelnen Gebärde oder Bedeutung und Übersichtskarten zur regionalen Verbreitung bedeutungsgleicher Gebärden. Besonders die Übersichtskarten sind an verschiedenen Stellen im Wörterbuch als Miniatur präsent, und einige zusammengehörige Sets von Übersichtskarten finden sich zusätzlich unter dem Menüpunkt Karten versammelt.
Die Auswertungen und Karteninhalte können auf der Gebärdenebene oder auf der Ebene einer oder mehrerer Bedeutungen angesiedelt sein. Auf der Ebene der Bedeutungen ist die Kartenproduktion jedoch auf den Differenzierungsgrad der Subtypes aus dem DGS-Korpus beschränkt und damit zwangsläufig oft gröber als die Einteilung in einzelne Bedeutungen im Wörterbucheintrag. Wenn mehrere Bedeutungen innerhalb der einem Subtype zugeordneten Belege identifiziert und im Eintrag beschrieben werden, umfasst die für den Subtype produzierte Karte mehrere Bedeutungen und wird bei allen Bedeutungen gleichermaßen gezeigt. Dies ist z.B. bei 175 (‚Wasser‘) der Fall. Bei allen drei Bedeutungen (175#1, 175#2 und 175#3) wird dieselbe Karte gezeigt und verlinkt. Die Karte ist entsprechend mit 175#1,2,3 beschriftet.
Die Kartenerzeugung greift auf alle in der Annotationsdatenbank iLex erfassten Belege für Gebärden zurück und nutzt dazu die Regionalzuordnungen der Teilnehmenden. Dabei werden sowohl Belege aus dem Korpus als auch benutzt-Antworten aus dem DGS-Feedback berücksichtigt. Jede teilnehmende Person zählt nur einmal pro Gebärde für ihre Region. Auch wenn für eine Person sowohl Korpus-Belege als auch Feedback-Antworten vorliegen, zählt sie nur einmal für diese Gebärde. Auch wenn eine Person verschiedene Ausführungsvarianten derselben Gebärde verwendet, zählt sie für diese Gebärde nur einfach. Gibt es Belege für zwei verschiedene Gebärden von derselben Person, so zählt diese Person für jede dieser Gebärden in ihrer Region einmal. Es gibt auch Fälle, in denen ein Beleg von einer Person nicht berücksichtigt wird. Dies ist dann der Fall, wenn im Korpus vermerkt wurde, dass eine Person eine Gebärde zwar aktuell benutzt, aber durch den Kontext deutlich wird, dass sie sie selbst normalerweise nicht verwendet. Manchmal kopiert beispielsweise eine Person die Gebärde ihres Gegenübers, um sie zu kommentieren, oder zeigt eine Gebärde, über die sie etwas anmerken möchte. (Beispielsweise „Die Gebärde XY würde ich nie benutzen.“ oder „Du benutzt die Gebärde XY, die kenne ich ja gar nicht.“ oder Ähnliches.) Wenn solche Fälle im Korpus markiert sind, werden diese Belege einer Gebärde für die Verbreitungsanalyse innerhalb einer Region nicht berücksichtigt.
Bei bestimmten Gruppen von Gebärden wie zum Beispiel Gebärden für Monate oder Wochentage kann man eine starke regionale Variation beobachten. Diese führt dazu, dass Gebärden, die fast ausschließlich in kleineren, begrenzten Gebieten verwendet werden, nur sehr schwach im Korpus belegt sind, da für einige Regionen nur wenige Personen gefilmt wurden. Würde man diese regionalen Gebärden aufgrund des Schwellenwertes 25 weglassen, wären bestimmte Regionen vielleicht gar nicht mit ihren regionalen Gebärden vertreten und die Darstellung der Gebärdenverwendung in dem betreffenden Bedeutungsset wie zum Beispiel bei Monaten oder Wochentagen wäre verzerrt und auf den Verbreitungskarten blieben bestimmte Gebiete dadurch vielleicht sogar leer. Deshalb sind wir in solchen Fällen von dem Schwellenwert der 25 Belege abgewichen und haben zusätzlich Daten aus dem DGS-Feedback genutzt, um ein klareres Bild von der Verbreitung regionaler Monats- und Wochentagsgebärden zu bekommen.
Bei der Erhebung für das DGS-Korpus wurden die Monatsgebärden von der Hälfte aller Teilnehmenden gezielt abgefragt. Korpusbelege für Monatsgebärden bestehen also nicht nur aus zufällig auftretenden Belegen. Gebärden für Wochentage wurden in einer speziellen Aufgabe zur Terminfindung im Gespräch erhoben. So erklärt sich die zum Teil noch relativ gute Beleglage trotz einer starken regionalen Variation bei Monatsgebärden und Wochentagen. Im DGS-Feedback wurden gezielt die im Korpus gefundenen Monats- und Wochentagsgebärden gezeigt und abgefragt, um weitere ergänzende Daten zu ihrer Verbreitung zu erhalten.
Für Monats- und Wochentagsgebärden sind im Wörterbuch auch Gebärden enthalten, die von mindestens drei Personen aus dem Korpus und insgesamt von mindestens fünf Personen (aus dem Korpus und DGS-Feedback zusammen) benutzt wurden. Auch bei anderen stark regional verschiedenen Gebärden für denselben Begriff haben wir Gebärden unter dem Schwellenwert von 25 mit berücksichtigt.
Altersgruppenspezifische Verwendung
Bei der Datenerhebung für das DGS-Korpus wurde darauf geachtet, eine ausgewogene Anzahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus vier verschiedenen Altersgruppen zu filmen. Die Altersgruppen umfassen folgende Jahrgänge:
Jahrgänge | Altersgruppe |
1950 und früher | 61 Jahre und älter |
1965–1951 | 46–60 |
1980–1966 | 31–45 |
1994–1981 | 18–30 |
Die Informationen zum Alter der Teilnehmenden ermöglicht es, sich die Verteilung der Belege einer Gebärde über die Altersgruppen oder auch mehrerer Gebärden im Vergleich anzusehen. Dabei fällt auf, dass manche Gebärden eher von älteren und andere Gebärden eher von jüngeren Teilnehmenden verwendet werden. Wenn solche Tendenzen zu sehen sind, wird dies bei den entsprechenden Gebärden (KOMMENTAR) oder Bedeutungen (Anmerkung) angemerkt wie z.B. bei 430 und 462 (beide ‚umziehen, Wohnort wechseln‘).
Wenn eine Gebärde fast nur von älteren Personen verwendet wird, dann kann es sein, dass diese Gebärde über die Zeit allmählich aus dem Gebrauch verschwinden wird. Bei Gebärden, bei denen wir aus den Daten Hinweise auf eine solche Tendenz finden, merken wir dies an (vermutlich veraltend) wie z.B. bei 827 (‚Ei‘). (Siehe auch Sprachwandel.)
Angaben wie ältere Menschen oder jüngere Menschen in den Wörterbucheinträgen beziehen sich dabei immer auf die vier Altersgruppen, die wir als Vergleichsgruppen aus dem DGS-Korpus für die Analyse zur Verfügung haben. Alt und jung sind dabei relative Angaben, die sich auf das Alter bzw. die Altersgruppe zur Zeit der Erhebung (Erhebungszeitraum 2010–2012) bezieht.
Beispiele für eine deutliche Tendenz in der Altersverteilung in unseren Daten sind die Gebärden 430 und 462, die beide ‚umziehen, den Wohnort wechseln‘ bedeuten können. Insgesamt haben wir 48 Teilnehmende mit Belegen für eine dieser beiden Gebärden. Die Teilnehmenden sind grob gesehen gleich über die vier Altersgruppen verteilt. Schaut man sich nun an, wie viele von den 48 Personen aus welcher Altersgruppe die Gebärden jeweils verwenden, so kann man anhand der Verteilung feststellen, dass 430 im Verhältnis eher von jüngeren Personen und 462 eher von älteren Personen verwendet wird.
18–30 | 31–45 | 46–60 | 61 und älter |
Eintrag 430 | Eintrag 462 |
Gebärden für geographische Namen
Bei den gefilmten Daten des DGS-Korpus gebärden die beteiligten Personen locker und erzählen z.B. Geschichten aus ihrem Leben. Daher hängt es stark vom Zufall ab, welche Städte, Orte und Länder in diesen Gesprächen und Erzählungen erwähnt werden. Damit wir im Wörterbuch Gebärden für die wichtigsten Städte beschreiben können, haben wir zusätzliche Daten zu Städtegebärden mit dem Programm SignHunter erhoben.
Städte-Gebärden, die im DGS-Korpus belegt sind oder mit SignHunter erhoben wurden, sind im Anhang Geographisches übersichtlich zusammengestellt. Hier kann man mit dem Mauszeiger zum Beispiel über die Deutschlandkarte fahren und bekommt dann die passenden Städtegebärden in Form von Micons eingeblendet. Beim Klicken auf die Eintragsnummer im Micon springt man zum passenden Wörterbucheintrag.
Gendergerechte Sprache im DW-DGS
Im DW-DGS steht die Beschreibung von DGS-Gebärden und deren Gebrauch im Fokus. Deutsch wird an verschiedenen Stellen wie z.B. bei den Bedeutungserklärungen und Anmerkungen sowie den Kontexten und den Übersetzungen der gebärdeten Beispielsätze verwendet. An den Schnittstellen zum Deutschen kommt die aktuelle Diskussion um gendergerechte Sprache zum Tragen, die im deutschen Sprachraum geführt wird. In dieser Frage unterscheiden sich DGS und Deutsch, denn in DGS wird bei Personenbezeichnungen das Gender selten sprachlich markiert und im Deutschen fast immer.
Das DGS-Korpus-Team bemüht sich um gendergerechte Sprache im Deutschen. Gleichzeitig sollen aber Lesefreundlichkeit und leichte Verständlichkeit gewahrt bleiben. Aus diesem Grund wägen wir bei Personenbezeichnungen im Deutschen sorgfältig ab.
- Bedeutungserklärungen:
Die Bedeutungserklärungen sind Beschreibungen der Bedeutungen oder Verwendungen einer Gebärde. Deutsch hat an dieser Stelle die Funktion einer Beschreibungssprache. Bei einfachen Konstruktionen nutzen wir eine gedoppelte Form (z.B. Leserin und Leser) oder eine gleiche Verteilung (Zuschauerin und Besucher). Das generische Maskulinum oder eine neutrale Form (z.B. Studierende, die Person(en)) wird bei komplexeren Strukturen oder langen Bedeutungserklärungen bevorzugt, da Lesefreundlichkeit und Verständlichkeit der Definition Vorrang vor gendergerechter Sprache haben.
- Beispielkontexte:
Die Kontexte, die zu den Beispielen gegeben werden, sind Stichpunkte oder kurze Beschreibungen zum Gesprächskontext, in dem das Beispiel vorkommt. Sie sollen helfen, die Beispiele besser zu verstehen. In den Kontexten wird Deutsch also auch als Beschreibungssprache verwendet, die einen gebärdensprachlichen Äußerungskontext möglichst klar und knapp wiedergeben soll. Das von uns verfolgte Prinzip ist, dass Lesefreundlichkeit und Verständlichkeit Vorrang vor geschlechtergerechter Sprache haben. Für die Umsetzung im Deutschen bedeutet das, dass ggf. auch das generische Maskulinum verwendet wird, bei einfachen Konstruktionen für Gruppen die gedoppelte Form benutzt wird, bei komplexen Konstruktionen jedoch auch das generische Maskulinum oder eine neutrale Form verwendet werden kann.
- Beispielübersetzungen:
In der DGS werden nur in Ausnahmefällen Gender-Markierungen genutzt. Um näher an der Ausgangssprache zu bleiben, wird in den Übersetzungen der Beispiele daher von Gender-Markierungen abgesehen, wenn das Geschlecht der Person(en) unklar ist oder es sich um eine gemischte Gruppe handelt. In diesem Fall wird das generische Maskulinum verwendet. Wenn im Kontext der DGS-Äußerung klar wird, dass es sich um eine Frau, einen Mann oder eine reine Frauen- bzw. Männergruppe handelt, wird das Gender entsprechend übersetzt.
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Zitiervorschlag:
- Langer, G., Müller, A., Wähl, S., Otte, F., Sepke, L., Hanke, T. Digitales Wörterbuch der Deutschen Gebärdensprache. Das korpusbasierte Wörterbuch DGS – Deutsch. [Dataset: Living document]. Universität Hamburg. https://doi.org/10.25592/dgs.dwdgs
- Langer, G., Müller, A., Wähl, S., Otte, F., Sepke, L., Hanke, T. (2024). Introducing the DW-DGS – The Digital Dictionary of DGS. In Efthimiou, E. et al. (Hrsg.): Proceedings of the LREC-COLING 2024 11th Workshop on the Representation and Processing of Sign Languages: Evaluation of Sign Language Resources. 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), Torino, Italien, 25.5.2024. Paris, Frankreich: ELRA Language Resources Association (ELRA) and the International Committee on Computational Linguistics (ICCL), S. 316–325.
Fragen, Anregungen und Kritik zum Wörterbuch können Sie an info@dgs-korpus.de senden.
Weiterführende Texte (Literatur)
Hier findet sich eine kleine Auswahl weiterführender Texte zu einzelnen Themen, Bereichen oder Aspekten, vor allem Texte aus dem unmittelbaren Projektkontext oder dem Projektumfeld.
DW-DGS
- Langer, Gabriele / Müller, Anke / Wähl, Sabrina / Otte, Felicitas / Sepke, Lea / Hanke, Thomas (2024): Introducing the DW-DGS – The Digital Dictionary of DGS. In Efthimiou, Eleni et al. (Hrsg.): Proceedings of the LREC-COLING 2024 11th Workshop on the Representation and Processing of Sign Languages: Evaluation of Sign Language Resources. 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), Torino, Italien, 25.5.2024. Paris, Frankreich: ELRA Language Resources Association (ELRA) and the International Committee on Computational Linguistics (ICCL), S. 316–325. [Artikel] [Poster]
- Müller, Anke / Langer, Gabriele / Otte, Felicitas / Wähl, Sabrina (2022): Creating a dictionary of a signed minority language. A bilingualized monolingual dictionary of German Sign Language. In Klosa-Kückelhaus, Annette et al. (Hrsg.): Proceedings of the XX EURALEX International Congress: Lexicography in Global Contexts (EURALEX 2022), Mannheim, Deutschland, 12.-16.7.2022. Mannheim, Deutschland: IDS-Verlag, S. 635–648. [Artikel]
Angaben im Wörterbuch
- Langer, Gabriele / Müller, Anke / Otte, Felicitas / Wähl, Sabrina (2022): Information Types and Use Cases. Arbeitspapier AP10-2021-02, 24.5.2022. Hamburg, Deutschland: DGS-Korpus project, IDGS, Hamburg University. DOI (neueste Version): 10.25592/uhhfdm.10233.
Beispiele
- Langer, Gabriele / Müller, Anke / Wähl, Sabrina / Bleicken, Julian (2018): Authentic Examples in a Corpus-Based Sign Language Dictionary – Why and How. In Čibej, Jaka et al. (Hrsg.): Proceedings of the XVIII EURALEX International Congress: Lexicography in Global Contexts (EURALEX 2018), Ljubljana, Slowenien, 17.-21.7.2018. Ljubljana, Slowenien: Ljubljana University Press, S. 483–497. [Artikel]
DGS-Korpus: Datenerhebung und Annotation
- Schulder, Marc / Blanck, Dolly / Hanke, Thomas / Hofmann, Ilona / Hong, Sung-Eun / Jeziorski, Olga / König, Lutz / König, Susanne / Konrad, Reiner / Langer, Gabriele / Nishio, Rie / Rathmann, Christian (2024): Data Statement for the Public DGS Corpus. Arbeitspapier AP06-2020-01, Version 3, 5.2.2024. Hamburg, Deutschland: DGS-Korpus project, IDGS, Hamburg University. DOI (neueste Version): 10.25592/uhhfdm.1745.
- Konrad, Reiner / Hanke, Thomas / Langer, Gabriele / König, Susanne / König, Lutz / Nishio, Rie / Regen, Anja (2022): Öffentliches DGS-Korpus: Annotationskonventionen. Arbeitspapier AP03-2018-01, Version 4.1, 14.6.2022. Hamburg, Deutschland: DGS-Korpus project, IDGS, Hamburg University. DOI (neueste Version): 10.25592/uhhfdm.822.
DGS-Feedback
- DGS-Korpus (2018): DGS-Korpus – Feedback-System, Beteiligung der Sprachgemeinschaft. Poster bei den 6. Deutschen Kulturtagen der Gehörlosen: "Unsere Kultur mit Gebärdensprache: inklusiv und gleichwertig", Potsdam, Deutschland, 17.–19.5.2018. [Poster]
- Wähl, Sabrina / Langer, Gabriele / Müller, Anke (2018): Hand in Hand - Using Data from an Online Survey System to Support Lexicographic Work. In Bono, Mayumi et al. (Hrsg.): Proceedings of the LREC2018 8th Workshop on the Representation and Processing of Sign Languages: Involving the Language Community. 11th International Conference on Language Resources and Evaluation (LREC 2018), Miyazaki, Japan, 12.5.2018. Paris, Frankreich: European Language Resources Association (ELRA), S. 199–206. [Artikel] [Poster]
Sign Hunter
- Hanke, Thomas / Jahn, Elena / Wähl, Sabrina / Böse, Oliver / König, Lutz (2020): SignHunter – A Sign Elicitation Tool Suitable for Deaf Events. In Efthimiou, Eleni et al. (Hrsg.): Proceedings of the LREC2020 9th Workshop on the Representation and Processing of Sign Languages: Sign Language Resources in the Service of the Language Community, Technological Challenges and Application Perspectives. 12th International Conference on Language Resources and Evaluation (LREC 2020), Marseille, Frankreich, 16.5.2020. Paris, Frankreich: European Language Resources Association (ELRA), S. 83–88. [Artikel]
Artikelschreibung
- Langer, Gabriele (2021): Vorgehen bei der Analyse für die Artikelschreibung (Wörterbuch). Arbeitspapier AP10-2016-02, Version 4, 17.8.2021. Hamburg, Deutschland: DGS-Korpus project, IDGS, Hamburg University. DOI (neueste Version): 10.25592/uhhfdm.9576.
Strukturen in Gebärdensprachen
Die Beschreibungen der Strukturen in der DGS, die über die Ebene einzelner Gebärden hinaus gehen, sind im DW-DGS nur sehr grundlegend beschrieben. Eine ausführlichere Beschreibung solcher Strukturen, wie man sie auch in anderen Gebärdensprachen findet, gibt es zur Schweizerdeutschen Gebärdensprache (SDGS) in Gebärde und Text hier:
- Kapitel 1: Linguistische Grundkonzepte. In: Tissi, Katja (Hrsg.): DSGS-Handbuch. Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich HfH. Zürich, Schweiz. [Linguistische Grundkonzepte]
Bildhaftigkeit in DGS, produktive Gebärden
- Langer, Gabriele: Bilderzeugungstechniken in der Deutschen Gebärdensprache. In: Das Zeichen 19: 70 (2005) – S. 254–270.
- Bilderzeugungstechniken. In: Konrad, Reiner / Langer, Gabriele / König, Susanne / Schwarz, Arvid / Hanke, Thomas / Prillwitz, Siegmund (Hrsg.): Fachgebärdenlexikon Gesundheit und Pflege. [Abschnitt in Hintergrundinformationen]
Rollenübernahme in DGS
In der Fachliteratur wird Rollenübernahme unter anderem auch als Constructed Action (CA) oder Role Shift bezeichnet.
- Fischer, Renate / Kollien, Simon: Constructed Dialogue und „die Hörenden“ in DGS-Erzählungen (Teil I). In: DAS ZEICHEN 28:98 (2014) – S. 414-422. (Teil II). In: DAS ZEICHEN 29:99 (2015) – S. 124–138.
- Fischer, Renate / Kollien, Simon: Constructed action in DGS: Roses Aktions=Fragmente (Teil I). In: DAS ZEICHEN 20:72 (2006) – S. 96-106. (Teil II). In: DAS ZEICHEN 20:74 (2006) – S. 448–463.
- Herrmann, Annika / Steinbach, Markus: Eine neue Perspektive auf Role Shift in Deutscher Gebärdensprache (DGS) – Perspektivwechsel als nichtmanuelles Kongruenzphänomen. In: DAS ZEICHEN 24:84 (2010) – S. 112–118.
Einteilung der Gebärden in Einträge
- Langer, Gabriele / Müller, Anke / Wähl, Sabrina / König, Susanne / Hanke, Thomas / Konrad, Reiner (2024): Lemmatisierungsregeln (Vorläufige Wörterbuch-Einträge). Arbeitspapier AP10-2016-01, Version 5, 17.4.2024. Hamburg, Deutschland: DGS-Korpus project, IDGS, Hamburg University. DOI (neueste Version): 10.25592/uhhfdm.846.
Erstellung von Verbreitungskarten
- Hanke, Thomas / Konrad, Reiner / Langer, Gabriele (2023): Exploring regional variation in the DGS Corpus. In Wehrmeyer, Ella (Hrsg.): Advances in Sign Language Corpus Linguistics. Amsterdam: John Benjamins Publishing Company, S. 192–218. DOI: 10.1075/scl.108.07han.
- Langer, Gabriele / Hanke, Thomas / Konrad, Reiner / König, Susanne (2016): “Non-tokens”: When Tokens Should not Count as Evidence of Sign Use. In Efthimiou, Eleni et al. (Hrsg.): Proceedings of the LREC2016 7th Workshop on the Representation and Processing of Sign Languages: Corpus Mining. 10th International Conference on Language Resources and Evaluation (LREC 2016), Portorož, Slowenien, 28.5.2016. Paris, Frankreich: European Language Resources Association (ELRA), S. 137–142. [Artikel] [Poster]
Gendergerechte Sprache
- Löffler, Jana / Molzer, Ronja / Rasch, Charis Jolanthe (2020): Gender-Fair Language in the Translation of Signed Utterances in the DGS-Korpus Project – Relevance and Challenges. Arbeitspapier AP11-2020-01, 18.9.2020. Hamburg, Deutschland: DGS-Korpus project, IDGS, Hamburg University. DOI (neueste Version): 10.25592/uhhfdm.1747.