Eine normale Geburt nennt man auch Spontangeburt, da der Beginn der Geburt zeitlich nicht festgelegt ist. Als natürliche Geburt bezeichnet man eine Geburt ohne ärztliche Maßnahmen oder technische Hilfsmittel. Die Geburt erfolgt in der Regel nach einer 9-monatigen Schwangerschaft. Von einer Frühgeburt spricht man, wenn die Schwangerschaft kürzer als 260 Tage war oder weniger als 37 Wochen gedauert hat. Als Übertragung bezeichnet man eine verlängerte Schwangerschaft über den errechneten Geburtstermin hinaus. Man sagt auch, das noch ungeborene Kind ist übertragen.
Geburten finden in Deutschland in der Regel in Krankenhäusern unter der Verantwortung eines Arztes und einer Hebamme statt. Eine Hebamme ist eine nichtärztliche Geburtshelferin. Einige Schwangere entscheiden sich aber auch für eine Hausgeburt zuhause oder in einem Geburtshaus, bei der eine Hebamme allein die Verantwortung übernimmt. Die Hebamme ist aufgrund ihrer Ausbildung in der Lage, Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zu überwachen und zu betreuen. Dagegen gibt es jedoch auch den Trend zum sogenannten Wunschkaiserschnitt, das heißt ein Kaiserschnitt, der medizinisch nicht notwendig ist und nur auf Wunsch der Mutter vorgenommen wird.
Der eigentliche Geburtsvorgang wird in drei Phasen unterteilt:
Die Eröffnungsphase ist das erste Stadium der regelmäßigen Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur, der sogenannten Wehen. Diese Eröffnungswehen kommen zunächst alle 10 bis 30 Minuten. Die Abstände zwischen den Wehen werden immer geringer. Der Muttermund weitet sich mit jeder Wehe. Diese Phase dauert meist einige Stunden. Oft ist die Schwangere während eines Teils der Eröffnungsphase noch zu Hause. Wenn es zu einem Blasensprung kommt und das Fruchtwasser abfließt, sollte die werdende Mutter ins Krankenhaus oder Geburtshaus gehen oder die Hebamme benachrichtigen, wenn sie eine Hausgeburt vereinbart hat. Auch das sogenannte Zeichnen, das Lösen eines blutig verfärbten Schleimpfropfs, der während der Schwangerschaft den Muttermund verschließt, ist ein Zeichen dafür, dass die Geburt kurz bevorsteht.
Während der Austreibungsphase wird der Fötus durch die Kontraktionen der Gebärmutter immer tiefer in Richtung Geburtskanal gedrückt, der sich auf etwa 10 cm Durchmesser geweitet hat. Bei jeder Wehe verspürt die Frau einen starken Drang zu pressen. Normalerweise wird das Kind mit dem Kopf voran geboren in der sogenannten Kopfendlage. Andere Kindslagen können zu Komplikationen bei der Geburt führen. Der Kopf des Kindes dreht sich beim Eintreten in die Scheide normalerweise so, dass das Gesicht zum Rücken der Mutter gewandt ist.
Der Damm, das ist der Bereich zwischen Scheide und After, wird in dieser Phase stark gedehnt. Damit es zu keinem Dammriss kommt, kann ein Dammschnitt vorgenommen werden. Im Unterschied zum Dammriss heilt der Dammschnitt, der nach der Geburt vom Arzt genäht wird, schneller und besser. Sobald der Kopf des Kindes geboren ist, folgt mit den nächsten Presswehen der Körper. Als letzter Schritt der Entbindung wird die Nabelschnur zwischen Mutter und Kind durchtrennt.
Die Nachgeburt erfolgt etwa 15 bis 30 Minuten nach der Geburt des Kindes. Dabei werden der Mutterkuchen und die Häute der Fruchtblase von der Gebärmutter angestoßen.
Während der Geburt können die Herztöne des Kindes und die Wehentätigkeit der Frau durch das Cardiotokogramm überwacht werden, um mögliche Komplikationen schnell zu erkennen. Komplikationen wie drohender Sauerstoffmangel können Eingriffe wie einen Kaiserschnitt oder die Verwendung einer Zange oder Saugglocke erfordern. Bei der Verwendung einer Zange wird von einer Zangengeburt gesprochen.
Eine Geburt ist meist mit großen Schmerzen verbunden, Einige Frauen entschließen sich zur Einnahme schmerzstillender Medikamente oder einer Periduralanästhesie. Manchmal wird zur Schmerzstillung auch der sogenannte Pudendusblock eingesetzt. Der Arzt spritzt auf beiden Seiten der Scheide ein Betäubungsmittel, um die Nerven des Beckenbodens zu blockieren, das heißt zu betäuben. Einige Gebärende verzichten bewusst auf eine Betäubung, da dabei auch die Wehen selbst schwächer werden können. Dadurch kann sich die Geburt noch verlängern.
Nach der Geburt wird das Neugeborene sofort untersucht. Der Zustand des Neugeborenen wird anhand der Apgar-Werte beurteilt. Das sind Punktzahlen zwischen 0 und 2, die für fünf Vitalfunktionen vergeben werden:
Diese Vitalfunktionen werden nach einer, fünf und zehn Minuten bewertet. Die höchste Gesamtpunktzahl ist 10. Für die Prognose ist der Wert nach fünf Minuten am wichtigsten. Bei einer Punktzahl zwischen 5-8 gilt das Kind als gefährdet, bei einem Wert unter 5 ist das Kind in einem lebensbedrohlichen Zustand. Dann müssen geeignete Maßnahmen eingeleitet werden, um die Auswirkungen von pränatalen oder perinatalen Schäden, das heißt Schäden, die während der Geburt entstanden sind, möglichst gering zu halten. Am besten ausgerüstet dafür ist eine spezielle Abteilung im Krankenhaus, das Perinatalzentrum.
Während der Geburt kann es zur Aspiration von Fruchtwasser kommen. Dann besteht die Gefahr einer Lungenentzündung. Das Neugeborene wird daher unmittelbar nach der Geburt abgesaugt.
Wiegt das Kind schon 500 g und stirbt unmittelbar nach oder während der Geburt, spricht man von einer Totgeburt und nicht von einer Fehlgeburt. Eine Totgeburt ist meldepflichtig. Für das verstorbene Kind werden eine Geburtsurkunde und ein Totenschein ausgestellt.
Nach der Geburt beginnt das Wochenbett, das 6-8 Wochen dauert. Die Mutter wird dann auch als Wöchnerin bezeichnet. Im Rahmen der Nachsorge kümmert sich die Hebamme um das Kind und die Mutter und berät sie zum Beispiel bei Fragen zum Stillen.
Nach dem Mutterschutzgesetz darf eine Frau 6 Wochen vor dem Geburtstermin bis 8 Wochen nach der Geburt nicht arbeiten. Auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin kann sie jedoch vor der Geburt über diese Frist hinaus beschäftigt werden.
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