1. Die P. ist ein Verfahren, das seelische Vorgänge untersucht, die dem Menschen sonst kaum zugänglich sind. Hierbei werden unbewußte psychische Prozesse aufgedeckt, die sich z.B. in Fehlleistungen oder Träumen, aber auch in Vorstellungen oder Äußerungen bemerkbar machen können. Als Untersuchungsmethode wird hauptsächlich die freie Assoziation eingesetzt.
2. Die P. ist eine Behandlungsmethode für neurotische Störungen, die sich auf die Untersuchung der unbewußten psychischen Prozesse gründet. Erlebnisse und Konflikte, die ins Unbewußte verdrängt (s. Verdrängung) worden sind, werden wieder ins Bewußtsein gehoben um sie einer seelischen Verarbeitung zugänglich zu machen. Dies geschieht mithilfe der Interpretation von unbewußten Wünschen und Phantasien, die sich hinter den Mitteilungen des Analysanden verbergen. Ein weiteres Hilfsmittel ist die sog. positive und negative Übertragung des Klienten auf den Analytiker. Unbewußte Vorstellungen, feindliche oder zärtliche Gefühle sowie Ängste und Konflikte werden durch die enge Beziehung zum Analytiker wiederbelebt und auf ihn übertragen.
3. Die P. ist eine Theorie der seelischen Entwicklung, der Kultur und vieler psychologischer Vorgänge, die sich speziell mit der Erklärung von Neurosen beschäftigen. Die Hauptaussagen dieser Theorie sind:
a) Psychisches entsteht nicht zufällig, sondern ist immer durch die Lebensgeschichte bedingt.
b) Durch Verdrängungsmechanismen sind die entscheidenden Motivationen des menschlichen Verhaltens unbewußt.
c) Die Motivationen werden durch Gedanken, Handlungen, Träume und Symptome beeinflußt.
d) Der Mensch wird durch zwei Hauptantriebe bestimmt (s. Antrieb). Nach Freud sind dies zum einem der Sexualtrieb (s. Lebenstrieb) und zum anderen der Destruktionstrieb (s. Todestrieb).
e) Nach Freud sind psychische Vorgänge unbewußt, vorbewußt oder bewußt und nach dem Lustprinzip (s. Lust) ausgerichtet. Diesen Vorgängen liegen die drei funktional zusammenhängenden Strukturen zugrunde: das Es, das Ich und das Über-Ich.
Eine Weiterentwicklung der P., die Neo-Psychoanalyse, erfolgte durch Erich FROMM (1900-1980). Die Neo-P. ist gekennzeichnet durch eine Betonung der Umwelteinflüsse sowie einer weitestgehenden Ablehnung von Freuds Libido-Theorie (s. Libido). Parallel zur Neo-P. entwickelte sich die Individualpsychologie A. ADLERs und die Analytische Psychologie C.G. JUNGs.
Die P. wird von den Krankenkassen als Methode zur Behandlung psychischer Krankheiten akzeptiert. Die Behandlung wird ausschließlich von speziell ausgebildeten Ärzten und Psychologen ausgeübt (s. Lehranalyse). Die P. eines Erwachsenen dauert durchschnittlich 2-3 Jahre und wird in 3-5 Wochenstunden (zu je 50 Minuten) durchgeführt.