Im Gegensatz zur Psychoanalyse, die den Hauptantrieb des menschlichen Handelns (s. Antrieb, Handlung) im Sexualtrieb (s. Libido, Trieb) sieht, geht die I. davon aus, daß angeborene soziale Bedürfnisse bzw. das Gemeinschaftsgefühl Hauptantriebe für menschliches Handeln sind. Der Mensch ist nach Auffassung der I. aus seinem Lebensplan heraus zu verstehen. Das Individuum ist bestrebt, soziale Anerkennung zu erreichen sowie Minderwertigkeitskomplexe (s. Minderwertigkeitsgefühl, Komplex) auszugleichen, die bereits in der frühen Kindheit entstanden sind (z.B. durch Hilflosigkeit, Entmutigung, Unterlegenheit, Geringschätzung seitens der Eltern usw.). Diese Minderwertigkeitskomplexe werden durch Geltungs- oder Machtstreben (s. Macht) kompensiert (ausgeglichen), um das Selbstwertgefühl wieder herzustellen. Dabei kann es zu einer Überkompensation kommen (s. Kompensation). Hieraus entwickeln sich dann u.a. neurotische Erscheinungen (s. Neurose).
Die I. nach Adler hat nachhaltig weite Bereiche der Pädagogik, Sozialarbeit und Psychotherapie beeinflußt.