Durch S. FREUD (1900) wurde der Begriff neu definiert. In der Psychoanalyse hat diese Begriffsbestimmung noch heute Gültigkeit. Danach ist eine N. eine seelisch bedingte Gesundheitsstörung, deren Symptome die Folge (als auch Ausdruck) eines krankmachenden seelischen Konflikts sind, der unbewußt bleibt.
Nach psychoanalytischer Auffassung ist dieser Konflikt in der Kindheitsentwicklung (s. Entwicklung) verwurzelt: Kindliche Triebwünsche (s. Trieb) können nicht ausgelebt werden, müssen demzufolge abgewehrt und ins Unbewußte verdrängt werden (s. Verdrängung). Durch Abwehrmechanismen werden sie daran gehindert, ins Bewußtsein zurückzukehren. Daraus ergibt sich das neurotische Symptom. N.n können durch bestimmte (z.B. Phobien) oder durch unbestimmte Symptome (z.B. Kontaktstörungen) gekennzeichnet sein. Bei der Psychoanalyse ist die Behandlung von N.n an die Aufdeckung der Konflikte gebunden.
Im Gegensatz dazu verwirft die Lerntheorie (s. Lernen) bzw. Verhaltenstherapie alle bisherigen Neurosetheorien. Sie betrachten neurotische Symptome als gelernte Verhaltensweisen, die wie jedes andere Verhalten auch durch Lernprozesse erworben werden. Aus diesem Grund richtet sich die Verhaltenstherapie ausschließlich gegen die neurotischen Symptome.
Im Unterschied zur Psychose betreffen N.n stets nur Teilbereiche der Persönlichkeit und des Verhaltens. Der Bezug zur Realität ist nicht nachhaltig gestört, und die Betroffenen haben ein zumindest vages Bewußtsein von ihrer Störung, unter der sie leiden.