Im täglichen Umgang ist die Einschätzung, ob eine Person stark schwerhörig oder gehörlos ist, oft schwierig. Das liegt daran, dass zwei Personen mit dem gleichen audiometrischen Befund ein unterschiedliches Sprachverstehen entwickelt haben können. Dafür ist vor allem der Zeitpunkt der Schädigung des Gehörs entscheidend. Es wird unterschieden zwischen
Diese Unterscheidung ist wichtig für die auf das Erlernen der Lautsprache ausgerichtete Frühförderung. Kinder mit vorhandener Sprach- beziehungsweise Sprecherfahrung haben andere Voraussetzungen für den Lautspracherwerb und die Sprachanbahnung als Kinder, die nie in der Lage waren, Sprache über das Gehör wahrzunehmen.
Gehörlosigkeit ist eine Behinderung die sich vor allem in der Kommunikation bemerkbar macht. Gehörlose sind zum Verstehen von Sprache auf visuelle Wahrnehmung angewiesen. Untereinander verständigen Gehörlose sich daher meist in der Gebärdensprache. Auf dieser Grundlage hat sich eine eigene Sprachgemeinschaft und Kultur entwickelt, der sich auch viele Schwerhörige zugehörig fühlen.
Gehörlosigkeit wird durch audiometrische Verfahren diagnostiziert und durch ein Audiogramm dokumentiert. Damit wird der Grad der Hörbehinderung festgestellt.
Die Ursachen von Gehörlosigkeit sind vielfältig. Eine der häufigsten Ursachen für erworbene Gehörlosigkeit ist eine Hirnhautentzündung, aber auch andere Infektionen wie zum Beispiel eine Mittelohrentzündung. Außerdem kann es durch Hörsturz, Blutungen im Innenohr und anderen Verletzungen zu einer schweren Hörschädigung kommen. Ein Knalltrauma oder ein Schädel-Hirn-Trauma können ebenfalls zu Gehörlosigkeit führen.
Vererbte Gehörlosigkeit ist vergleichsweise selten. Nur etwa 5% der Gehörlosen sind Kinder gehörloser Eltern. Angeborene Gehörlosigkeit kann aber auch verursacht sein durch eine Schädigung des Embryos während der Schwangerschaft, zum Beispiel wenn die Mutter an Röteln erkrankt, viel Alkohol trinkt oder stark raucht. Während der Geburt können ein Geburtstrauma oder Sauerstoffmangel Ursache von Hörschäden oder Gehörlosigkeit sein.
Eine von Geburt an bestehende oder in den ersten zwei Lebensjahren erworbene Gehörlosigkeit macht eine natürliche Lautsprachentwicklung unmöglich und erfordert eine gezielte Förderung. Dabei sind die Erfolge abhängig von
Mit der Gebärdensprache steht ein vollwertiges Kommunikationsmittel zur Verfügung, mit dem gehörlose Kinder altersgemäß gefördert werden können. Der frühe Zugang zur Gebärdensprache, die eine entspannte und verlässliche Kommunikation ermöglicht, unterstützt die psychische Entwicklung sowie eine positive Identitätsentwicklung.
Die Deutsche Gebärdensprache ist seit 2001 durch das Sozialgesetzbuch IX und seit 2002 durch das Behindertengleichstellungsgesetz gesetzlich anerkannt. Die Kommunikation Gehörloser mit Hörenden, zum Beispiel bei der Arbeit, kann durch den Einsatz von Gebärdensprachdolmetschern und Arbeitsassistenzen sowie geeigneten Möglichkeiten zur Telekommunikation erleichtert werden. Allerdings ist die Kostenübernahme nicht in allen Bereichen geregelt.
Es wird davon ausgegangen, dass ein Promille der Bevölkerung, das heißt zirka 80000 Menschen, in Deutschland gehörlos sind. Um die Nachteile der Behinderung auszugleichen, können Gehörlose einen Schwerbehindertenausweis beantragen. Dieser trägt das Merkzeichen „Gl“.
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