Lebensweltorientierung bezeichnet ein Handlungskonzept der Sozialen Arbeit (Methoden der Sozialarbeit/Sozialpädagogik). Es wurde um 1980 im Zusammenhang mit der Gemeinwesenarbeit (GWA) und deren Veränderung zur stadtteilorientierten Sozialarbeit entwickelt. Teilweise werden in der beruflichen Praxis von Sozialarbeitern und Sozialpädagogen andere Begriffe wie Lebensfeldansatz, Lebensraumorientierung oder Alltagsorientierung verwendet. Lebensweltorientierung meint die Unterstützung von sozialen Zusammenhängen, vor allem in Familie, Verwandtschaft, Nachbarschaft, Gruppen oder Gemeinde (Kommune), durch Förderung der vorhandenen Möglichkeiten (Ressourcen) und deren Nutzung bei der Lösung von sozialen Problemen.Dieses Handlungskonzept setzt sich damit deutlich von älteren Konzepten (Konzeption) der Sozialen Arbeit ab wie der Defizitorientierung und der Kontrolle von Zielgruppen Sozialer Arbeit. Die Lebensweltorientierung wendet sich gegen Eingriffsdenken, Bevormundung und Kontrolle durch die Träger der Sozialen Arbeit. Sozialwissenschaftliche Erkenntnisse über Prozesse der Stigmatisierung und Disziplinierung führten zu Diskussionen über Problemgruppen und Lebenslagen und damit zur Frage nach der Alltagsnähe und der Lebensweltorientierung der Sozialen Arbeit. Das Handlungskonzept der Lebensweltorientierung beinhaltet im Wesentlichen folgende Grundprinzipien:
- Prävention, das bedeutet hier vor allem Orientierung an positiven, lebenswerten und erwünschten Verhältnissen sowie rechtzeitige Hilfe zur Stabilisierung.
- Regionalisierung im Sinne von Dezentralisierung. Damit ist das Anknüpfen an lokale Strukturen und kleinräumige Förder- und Unterstützungskonzepte gemeint.
- Alltagsorientierung als Wahrnehmungsfähigkeit und Handlungsprinzip. Menschen mit ihrer Lebenserfahrung sind zu respektieren, die Deutungsmuster der Betroffenen werden angenommen, die Fähigkeiten zur Selbsthilfe gilt es zu unterstützen, niederschwellige Hilfsangebote sollen aufgebaut und Aktivitäten gefördert werden (Empowerment).
- Partizipation als umfassende Teilhabe der Betroffenen am Hilfeprozess.
- Integration, verstanden als Ziel, Prozesse der Ausgrenzung von Randgruppen zu verhindern.
Mit dieser Orientierung wird gleichzeitig die Frage nach den die Lebenswelt bestimmenden politischen, ökonomischen, sozialen Strukturen und normativen Orientierungen aufgeworfen und damit die Frage nach dem Stellenwert der Sozialen Arbeit in der Gesellschaft gestellt.