Zur Zeit besteht kein Konsens darüber, ob es eine Theorie der Sozialarbeit/Sozialpädagogik beziehungsweise eine Theorie der Sozialen Arbeit gibt oder geben kann. Ein Teil der Wissenschaftler geht davon aus, dass bisher nur erste Ansätze vorliegen. Andere Vertreter bezweifeln, dass es eine eigenständige Theorie der Sozialarbeit/Sozialpädagogik überhaupt geben kann. Sie sehen die Sozialarbeit/Sozialpädagogik als Teil der Erziehungswissenschaft oder der Sozialwissenschaften (Soziologie, Psychologie). Übereinstimmung besteht darin, dass es handlungsleitende Aussagen auf wissenschaftlicher Basis für berufliche Soziale Arbeit geben muss und dass die Anerkennung der Sozialarbeit/Sozialpädagogik als Profession (Professionalisierung) von einer selbstständigen Theorie oder einer anerkannten Leitwissenschaft abhängt.
Die bisherigen wissenschaftlichen Erörterungen zur Sozialen Arbeit beziehen sich auf sozialgeschichtliche Untersuchungen über soziale Probleme und auf die Formen ihrer gesellschaftlichen Bearbeitung. Sie befassen sich mit der soziologischen Bestimmung der gesellschaftlichen Funktion der Sozialen Arbeit, den ideengeschichtlichen Ursprüngen in der Pädagogik und Philosophie und diskutieren die Ergebnisse sozialwissenschaftlicher Forschungen.
Obwohl die empirische Sozialforschung über soziale Problemlagen und die Praxisforschung über sozialberufliches Handeln eine Fülle von Ergebnissen vorgelegt hat, ist die Theoriebildung zur Sozialarbeit/Sozialpädagogik nicht wesentlich vorangekommen. Wesentliche Gründe dafür liegen in der Breite des Gegenstands der Sozialen Arbeit (Arbeitsfelder) und in der Fülle der Handlungskonzepte (Methoden der Sozialarbeit/Sozialpädagogik).
Seit 1960 wurden im Zusammenhang mit der Reform der Ausbildung für Sozialarbeiter und Sozialpädagogen und der Gründung von Fachhochschulen für dieses Berufsfeld Forderungen nach einer eigenen Sozialarbeitswissenschaft laut. In der Folgezeit entwickelten sich theoretische Ansätze, in denen die Soziale Arbeit entweder als Anpassung von Individuen, als gesellschaftskritische Bewegung oder als emanzipatorische Bewegung gesehen wird (Emanzipation). Diese Ansätze zur Theoriebildung behandeln in der Regel folgende Aspekte:
Die jüngste Theorieentwicklung hat sich in zwei Richtungen ausgeprägt: eine Richtung, die vor allem die universitäre Lehre und Forschung prägt, hat die Erziehungswissenschaft als Leitwissenschaft gewählt (Hans Thiersch). Die andere Richtung wird vorwiegend an Fachhochschulen und in den Berufs- und Praxisverbänden vertreten; sie vertritt die Notwendigkeit einer eigenen Sozialarbeitswissenschaft (Ernst Engelke).
1 (854) |
|||
|