In Abhängigkeit von den unterschiedlichen Inhalten, die mit dem Begriff Erziehung von verschiedenen Autoren verbunden werden, erfasst die Erziehungswissenschaft unterschiedliche Gegenstände. Hier wird als Gegenstand der Erziehungswissenschaft der Lernprozess, der die Bildung von Menschen zum Ziel hat, bezeichnet. Dazu gehören Untersuchungen über die Ziele, den Verlauf und die Ergebnisse dieses Lernprozesses. Die Erziehungswissenschaft analysiert aber auch die organisatorischen Bedingungen (Institutionen), in denen Erziehung stattfindet (Kindergarten, Schule, Heimerziehung) und interessiert sich für die Personen, die Erziehung als Beruf ausüben (Professionalisierung). Dabei ergibt sich immer wieder die Notwendigkeit, Ergebnisse aus den benachbarten Bereichen der Forschung über Bildung und Sozialisation einzubeziehen.
Außerdem ist für das Verständnis der Erziehungswissenschaft von Bedeutung, mit welcher wissenschaftstheoretischen Grundposition (Wissenschaftstheorie) diese betrieben wird. Vereinfacht lässt sich sagen, dass die Vertreter eines hermeneutisch-dialektischen Ansatzes versuchen, das Wesentliche in der sozialen Wirklichkeit, die mit dem Begriff Erziehung bezeichnet wird, durch die Interpretation von Texten aus dem Erziehungsfeld, wie zum Beispiel Selbstzeugnisse, Programme, Anleitungen, Anweisungen, Richtlinien, zu verstehen. Im Unterschied dazu betreiben die Anhänger der analytisch-nomologischen Richtung in der Wissenschaftstheorie vereinfacht gesagt die Erziehungswissenschaft im Wesentlichen als empirische Sozialforschung zu den Fragen, die sich aus dem Verständnis des Begriffs Erziehung ergeben.
Die Ergebnisse der Erziehungswissenschaft sind für Sozialarbeiter und Sozialpädagogen in Bezug auf ihr berufliches Handeln von Bedeutung. Das gilt insbesondere, wenn sie in Arbeitsfeldern tätig sind, die direkt Gegenstand der erziehungswissenschaftlichen Forschung sind, wie zum Beispiel Schulsozialarbeit, Heimerziehung oder Kindergarten. Erziehungswissenschaftliche Forschungsergebnisse sind aber auch für Sozialarbeiter und Sozialpädagogen, die in anderen Bereichen arbeiten, bedeutsam, weil die Verhältnisse im Erziehungsfeld verursachend für Problemlagen in anderen Lebensbereichen der Klienten sein können (Familie). Es kommt zudem immer wieder vor, dass die Situation in Lebensbereichen, die auf den ersten Blick mit dem Erziehungsfeld nichts zu tun haben, sich bei genauer Betrachtung doch auf den Bereich der Erziehung auswirken (Scheidungsfolgen, abweichendes Verhalten, Alkoholabhängigkeit, Vernachlässigung).
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