In der biographisch-narrativen Gesprächsführung erzählt der Klient seine Lebensgeschichte. Die Aufgabe des Sozialarbeiters oder Sozialpädagogen ist es, kompetent (Kompetenz) zuzuhören und den Klienten zum Weitererzählen zu ermuntern. Ein derart offener Erzählraum soll dazu führen, dass im Erzählen eine Selbstdarstellung mit eigenen Deutungsmustern hervorgebracht wird. Erwartet wird, dass der Klient sein Leben nach eigenen Wichtigkeiten (Mustern) darstellt und den Sinn seiner Handlungen offen legt und interpretiert.
In der psychosozialen Diagnostik geht es um die Ermittlung der Entstehungsbedingungen eines sozialen Problems. Dabei ist die Selbstdeutung des Klienten neben der vom Sozialarbeiter oder Sozialpädagogen vorgenommenen Einschätzung der Ursachen des Problems wichtig. Um den Zugang zur Lebenswelt des Klienten zu finden, muss der Sozialarbeiter oder Sozialpädagoge dessen Welt verstehen. Er muss alltägliche und besondere Ereignisse im Leben des Klienten deuten, das heißt in diesem Zusammenhang erklären, einordnen und verstehen können. Dabei werden entscheidende Ereignisse oder biographische Phasen im Leben des Klienten im Sinne eines genauen Erinnerns und Entschlüsselns rekonstruiert. Das ist in der Regel mit einem Wiederaufleben der kognitiven, emotionalen und sozialen Anteile an den Ereignissen verbunden. Die dabei vom Sozialarbeiter oder Sozialpädagogen benutzten Deutungsmuster können eigene Annahmen über die Ursachen des Problems beim Klienten oder auch Erklärungshinweise des Klienten über seine Problemverstrickung sein. So kann zum Beispiel der Lebensweg eines verhaltensauffälligen Jugendlichen, der in schwierigen sozialen Verhältnissen aufgewachsen ist, unter dem Deutungsmuster "Beziehungsstörung" des Sozialarbeiters oder Sozialpädagogen oder unter dem Deutungsmuster "Überlebenskampf" des Klienten selbst aufgearbeitet werden.
Sinnverstehende, nach Deutungsmustern vorgehende Ansätze in der Sozialen Arbeit sind auch bei der Selbstevaluation und in der Praxisforschung entwickelt worden. So können zum Beispiel die Handlungsorientierungen der Sozialarbeiter und Sozialpädagogen nach vorher festgelegten Deutungsmustern, etwa als klientenzentriert, bürokratisch oder auch als gesetzesorientiert, verstanden werden.
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