Auf der vorsprachlichen Denkstufe werden Sinneseindrücke (s. Sinne) und bereits erworbene Handlungsmuster (s. Muster) in konkreten Situationen in Zusammenhang gebracht. Auf der bildhaft-anschaulichen Denkstufe werden konkrete Vorstellungen (z.B. Bilder) als Denkelemente benutzt und miteinander verbunden. Das abstrakte D. benutzt neben den direkten Sinneswahrnehmungen und konkreten Vorstellungen Symbole. Dadurch wird das D. effektiv und von der konkreten Situation losgelöst. Der Mensch lernt (s. Lernen) die Symbole (z.B. Begriffe) und kann sie inhaltlich verändern. Dadurch ist das symbolhafte abstrakte D. sehr anpassungsfähig: Mehrere Lösungswege können schnell durchgespielt werden und ermöglichen so weiterführende Ergebnisse.
Sprache und D. stehen in einem engen Zusammenhang, doch ist abstraktes D. nicht unbedingt an Sprache gebunden. Dies zeigten Untersuchungen mit Menschen, die keine Sprechfähigkeit besitzen.
D. ist ein grundlegender psychischer Prozeß, und es gibt neben der genannten Gliederung zahlreiche andere Theorien über das D. Verschiedene Forschungsrichtungen zeigen das auf: Die Vertreter der Assoziationslehre (s. Assoziation) gehen davon aus, daß D. die Verknüpfung konkreter Vorstellungen sei. Die Anhänger der Würzburger Schule behaupten dagegen, daß Assoziationen ungerichtet sind und D. ein gerichteter Prozeß ist, der häufig keine konkreten Vorstellungen benutzt. Die Gestaltpsychologie glaubt, daß sich D. durch die Wahrnehmung einer Struktur vollziehe.
Man unterscheidet weiterhin zwischen verschiedenen Typen des D.s:
1. zergliederndes (analytisches) D.: Einzelne Denkoperationen erfolgen unter hoher Bewußtseinskontrolle (s. Bewußtsein) ganz systematisch nach den Regeln der Logik.
2. intuitives D.: Der Denkablauf ist sprunghaft. Plötzliche Einfälle stellen sich unter geringer Bewußtseinskontrolle ein, manchmal auch unbewußt (s. Unbewußtes).
3. produktives, schöpferisches D.: Hier kommt es zu neuen, von der Gewohnheit abweichenden Erkenntnissen. Der Denkgegenstand wird in einer Art betrachtet, wie es nicht üblich ist. Dadurch ist es möglich, den Denkgegenstand in Sinneszusammenhänge einzuordnen, die eine unerwartete und einmalige Lösung des Problems darstellen (s. Kreativität).
4. konvergentes D.: Probleme werden durch die Übernahme oder auch Anwendung von bereits Gedachtem gelöst.