Im theoretischen Bereich geht es der P. vor allem um die Beschreibung und Erklärung psychischer Sachverhalte (z.B. Lernen, Denken, Motivation usw.). Im praktischen Bereich kann die P. Entscheidungshilfen und Handlungsanweisungen (s. Handlung) für das Erreichen angestrebter Ziele geben. Bei der vergleichenden Psychologie wird außerdem die stammesgeschichtliche Entwicklung (s. Phylogenese) berücksichtigt, da die seelische und geistige Entwicklung des Menschen gleichzeitig entstanden ist.
Die P. war lange Zeit ein Teilgebiet der Philosophie. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die P. zu einer eigenständigen Wissenschaft. Das erste psychologische Laboratorium wurde 1879 von W. WUNDT in Leibzig gegründet (Experimentelle P. (s. Experiment)). Parallel hierzu entwickelte sich in Rußland durch W.M. BECHTEREW und I.P. PAWLOW die Reflexologie (s. Reflex) und in den USA der Behaviorismus. Gleichzeitig entwickelten sich Gegenströmungen wie z.B. die geisteswissenschaftliche P., die Ganzheits-P. und die Gestaltpsychologie. Es entstanden ferner verschiedene Richtungen der Tiefenpsychologie auf der Grundlage von S. FREUDs Psychoanalyse.