| Auslöser für eine verstärkte sozialpädagogische Arbeit mit Mädchen (Mädchenarbeit) in der Jugendarbeit war die Feststellung im sechsten Jugendbericht der Bundesregierung aus dem Jahr 1984 (empirische Sozialforschung), dass das System der Jugendhilfe zur Benachteiligung von Mädchen beiträgt. Tatsachen wie zum Beispiel die geschlechtsspezifische Sozialisation in der Vorschulerziehung (Kindergarten), die auf die Interessen von Jungen (Jungenarbeit) orientierte Jugendarbeit, die unterrepräsentierte Beteiligung von Mädchen in Ausbildungsprojekten (Ausbildung, Projekt), das Fehlen spezieller Hilfsangebote (Hilfe) bei sexuellem Missbrauch (Gewalt in Familien) und in anderen gravierenden Konfliktlagen waren Anlass zu einer gesellschaftlichen Diskussion über die Notwendigkeit einer spezifischen Arbeit für und mit Mädchen. Die Kritik an den bestehenden Formen der Koedukation führte zur feministischen Mädchenarbeit und zur Entwicklung einer an den Interessen und Bedürfnissen von Mädchen orientierten Jugendhilfe. Inzwischen finden sich Mädchengruppen in fast allen Jugendfreizeitstätten. In großen Städten wurden Häuser für Mädchen in Not- und Krisensituationen eingerichtet sowie spezielle Hilfsangebote bei sexuellem Missbrauch entwickelt. Mädchenförderkonzepte (Konzeption) entstanden und die Jugendhilfeplanung sowie Fachtagungen und Jugendministerkonferenzen wandten sich der Lebenslage von Mädchen zu. Inhaltlicher Kern der Bemühungen ist, Formen der Diskriminierung von Mädchen zu erkennen und zu verhindern sowie die Entwicklung zu einer selbst bestimmten Geschlechtsidentität zu fördern. |