Die Vorstellungen von den Funktionen der F. haben sich im Laufe der Entwicklung der Neurophysiologie (s. Neurologie, Physiologie) gewandelt und sind zum Teil sehr widersprüchlich gewesen. Dies erklärt sich daraus, daß die F. weder elementare Gefühls- noch Bewegungsfunktion tragen (s. Gefühl).
Eine Schädigung der F. führt weder zu einer Störung noch zu einer Beeinträchtigung der Bewegung oder Sprache. Sie haben aber eine entscheidende Bedeutung für den Ablauf komplizierter psychologischer Prozesse. Die F. sind eng verbunden mit der Formatio reticularis. Dadurch spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Zustands der Aktivität der Gehirnrinde (s. Cortex cerebri, Aktivierung), indem sie die Vorbereitung zur Aktivität aufrecht erhalten.
Massive Schädigungen der F. führen zu einer Abnahme der Aktivität und machen es unmöglich, schwierige Aufgaben auszuführen. Aufgrund dieser Funktion sind Betroffene nicht in der Lage, von einer Tätigkeit auf eine andere umzuschalten und ihren Handlungen einen komplexen, zielgerichteten Charakter zu geben. Ebenso wurde beobachtet, daß die erkrankte Person z.B. nicht mehr in der Lage ist, den Effekt ihrer Handlungen einzuschätzen, ihren Verlauf zu kontrollieren und dabei unterlaufende Fehler zu korrigieren. Die F. spielen somit eine entscheidende Rolle bei der Selbstregulierung der komplizierten Formen bewußter psychischer Tätigkeit (s. Bewußtsein). Aufgrund dieser Tatsache führen massive Schädigungen der F. zu klinisch bekannten Erscheinungen wie Aspontaneität bzw. Störungen der Kritikfähigkeit. Begrenzte Schädigungen müssen zu keinerlei ausgeprägten Symptomen führen.