Stigmatisierung bezeichnet einen Prozess, in dessen Verlauf innerhalb einer Gesellschaft bestimmte äußere Merkmale von Personen und Gruppen, zum Beispiel farbige Haut oder eine sichtbare Behinderung (behindert), mit negativen Bewertungen belegt und die Betroffenen, als "die Farbigen", oder "die Körperbehinderten" in eine Randgruppenposition gedrängt werden. Stigmatisierte Personen werden somit bei gesellschaftlichen Interaktionen primär über dieses negativ konnotierte Merkmal wahrgenommen; andere Merkmale, zum Beispiel der Charakter oder Bildungsstand können dieses Stigma nicht kompensieren. Ein stigmatisierter Mensch ist diesem Prozess meistens hilflos ausgeliefert und wird die ihm zugeschriebene negative Bewertung im Normalfall allmählich verinnerlichen. Dies hat zur Folge, dass der Betroffene sich selbst als defizitär erlebt und sich zum Beispiel bemüht, das negativ bewertete Merkmal geheimzuhalten. Immer kleiner werdende Hörgeräte unterstützen zum Beispiel das Bemühen vieler stark schwerhöriger Menschen, trotz Hörbehinderung möglichst unauffällig zu bleiben. Gleichzeitig ist Stigmatisierung aber auch relativ: Was in einer Gesellschaft oder in einer Gruppe als positives Merkmal oder Normalität gesehen wird, kann woanders oder zu einem anderen Zeitpunkt zu Stigmatisierung führen. Dies lässt sich gut am Beispiel der Gebärdensprachkultur verdeutlichen: Hier ist es normal, in Gebärdensprache zu kommunizieren, eine differenzierte Gebärdensprache wird sehr positiv bewertet. Die gleiche Gebärdensprache ist in der hörenden Gesellschaft aber schnell eine Auffälligkeit, die zur Stigmatisierung führt ("Der Mann kann ja nicht mal richtig sprechen."). |
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