Die Hauptaufgaben eines Psychiaters liegen in der klinischen Behandlung schwerer seelischer Störungen (Beurteilung, Diagnose, Behandlung). Mithilfe von Psychopharmaka, die ein entscheidender Fortschritt in der psychiatrischen Therapie sind, werden akute Manifestationen schizophrener (s. Schizophrenie), manischer (s. Manie) oder depressiver (s. Depression) Psychosen mit Neuroleptika und Antidepressiva erfolgreich behandelt. Hinzu kommen beratende Gespräche mit den Betroffenen.
Da die meisten niedergelassenen Nervenärzte (s. Neurologie) aus Zeitgründen keine längeren Behandlungen mit Psychotherapie durchführen können, überweisen sie die Patienten, sofern sie es für aussichtsreich halten, an einen psychotherapeutisch (s. Psychotherapie) tätigen Arzt oder Psychologen.
Eine wissenschaftliche P. entstand erstmalig zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Bezeichnung P. wurde 1908 von J.C. REIL eingeführt. 1911 wurde der erste Lehrstuhl für P. errichtet (Leipzig), im gleichen Jahr wurde das erste psychiatrische Krankenhaus (Dresden) eingerichtet. Mit W. GRIESINGER (1845) setzt sich ein somatisch orientiertes Konzept durch (Geisteskrankheiten sind Gehirnkrankheiten). Durch KRAEPLIN (1883) werden die Krankheiten systematisch beschrieben und geordnet. 1913 erhält die Psychopathologie durch JASPERS eine Methodenlehre. Mit WAGNER-JAUREGG (1917) beginnt die therapeutische Ära; als neue Therapieformen folgen: die Insulinkomabehandlung (1933), der Cardiazolschock (1934), die Elektrokrampfbehandlung (1938) (s. Elektroschock) und ab 1953 die Psychopharmakabehandlung (s. Psychopharmaka).