Jeder Beruf in der modernen Gesellschaft erbringt Leistungen als Reaktion auf eine in der Bevölkerung bestehende Nachfrage, wobei die Bezeichnungen und Definitionen je nach ökonomischen und sozialen Bedingungen variieren. In Theorie und Praxis der Sozialarbeit steht der Begriff Klient zentral für die Bezeichnung der Adressaten Sozialer Arbeit (Theorien der Sozialarbeit/Sozialpädagogik). Im Gegensatz zu anderen Berufen, deren Leistungen zu einer Gegenleistung, etwa in Form eines Honorars durch die Adressaten führt, ist dies in der beruflichen Beziehung zwischen den Sozialarbeitern und Sozialpädagogen und ihren Klienten nicht der Fall. Klient zu sein bedeutet stattdessen, sich in komplexen (Komplexität) defizitären Situationen zu befinden und die Leistung der Sozialen Arbeit nicht honorieren zu können. Die Folge ist, dass das Bild von Klienten gesellschaftlich mit defizitären Merkmalen umschrieben wird. Dies wirkt sich trotz der Berufsethik der sozialen Berufe, welche die Akzeptanz des Klienten fordert, auch negativ auf das Klientenbild vieler Sozialarbeiter und Sozialpädagogen aus. Gleichzeitig fehlt eine gemeinsame, explizite und für die Fachkräfte der Sozialen Arbeit verbindliche Klientendefinition. Sozialarbeitern und Sozialpädagogen fällt es daher (noch) schwer, ihre Klienten als Kunden zu verstehen, da sie eher als unfreiwillige Kunden erscheinen, die kaum eigenen Einfluss oder finanzielle Mittel einbringen können, so dass keine marktähnlichen Beziehungen entstehen. Der Kunde der Sozialen Arbeit muss mitarbeiten, damit die Beratung oder die Unterstützung gelingt. Die Annahme einer schlechten Leistung kann er dagegen kaum ablehnen und selten eine bessere Dienstleistung oder eine bessere finanzielle Transferleistung einklagen. Auch die Finanzierung der sozialen Dienstleistung erfolgt nicht über den Kunden, sondern über öffentliche Mittel oder andere finanzielle Zuwendungen. Von daher lehnen Sozialarbeiter ein Klientenbild im Sinne eines Kunden überwiegend ab. In einer weitgehend ökonomisch orientierten Dienstleistungsgesellschaft werden damit aber auch Modernisierungsdefizite für die Konzeption Sozialer Arbeit deutlich. In der Sozialen Arbeit braucht es Bemühungen zur Entwicklung eines positiven, aktiven Klientenbildes. Ein modernes Klientenbild wird betonen und dies auch politisch durchsetzen müssen, dass Klienten Inhaber von Rechtspositionen bezüglich sozialer Leistungen/Dienstleistungen und als Kunden eines sozialen Servicesystems zu sehen sind. |
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