Der Biochemiker SELYE prägte 1936 den Begriff S. Ausgangspunkt war eine endokrinologische Untersuchung. Selye stellte fest, daß bei starken Umweltbelastungen wie z.B. Hitze oder Kälte der Organismus eine unspezifische Alarmreaktion zeigt. Bei weiteren Untersuchungen zeigte sich, daß diese unspezifischen Reaktionen durch sehr verschiedene Ereignisse ausgelöst werden können. Belastende Reize (Stressoren) können physikalischer (Lärm), chemischer (s. Drogen), krankheitsbedingter (Fieber) oder auch psychischer Art (Hektik) sein.
Der Begriff S. wird heute zunehmend zur Kennzeichnung extremer Belastungen benutzt, denen der Mensch ausgesetzt ist. Als Eustreß bezeichnet man belastende Reize, die als angenehm empfunden werden. Beispiel: Herausforderung bei einem Spiel. Unter Distreß versteht man den Zustand der Überlastung. Beispiel: Überforderung am Arbeitsplatz.
Die Stressoren werden weiterhin unterteilt in körperliche, seelische und soziale Reize. Körperliche Stressoren sind z.B. Hitze, Kälte, Hunger, Infektionen und Verletzungen. Seelische Stressoren sind z.B. Versagensängste, Leistungsüberforderung- bzw. Unterforderung und Prüfungssituationen. Von sozialen Stressoren spricht man bei Konflikten, Verlust von Angehörigen und Ablehnung durch andere Menschen. Die Folgen der übermäßigen Belastungen äußern sich z.B. in Erschöpfungszuständen, nervösen Auffälligkeiten, Neurosen, aber auch in Magengeschwüren, Bluthochdruck (s. Blutdruck) und Herzinfarkt.
Der Mensch kann sich in einem gewissen Maß den Belastungssituationen anpassen. In solchen Streßsituationen werden körperliche und seelische Reserven mobilisiert, um das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Sind die Reserven erschöpft, kommt es häufig zu einem plötzlichen Zusammenbruch.