Die Ursachen der H. sind noch nicht ganz geklärt. Es werden zur Zeit drei Theorien diskutiert:
1. biologisch orientierte Theorie: H. beruht auf erfahrungsunabhängigen (s. Erfahrung) biologischen Gegebenheiten;
2. psychosozial orientierte Theorien: H. ist durch die Umwelt bedingt, d.h. erfahrungsabhängig, und wird erworben;
3. Konvergenztheorie: Der H. liegt eine biologische Disposition (Anlage) zugrunde, deren Realisierung von der Umwelt abhängig ist (s. Anlage und Umwelt).
In der Vorgeschichte von homosexuellen Männern läßt sich häufig eine Familie nachweisen, in der ein schwacher, zurückgezogener Vater und eine starke Mutter, welche das Geschehen in der Erziehung und im Familienalltag beherrscht, dem Kind keine sinnvollen männlichen Identifizierungen (s. Identifikation) anboten.
Homosexuelle wurden lange Zeit verfolgt und diffamiert. Dadurch kam es bei ihnen häufig zu schweren psychischen Belastungen und auch neurotischen Störungen (s. Neurose).
Die moderne Sexualwissenschaft betrachtet H. als eine von vielen möglichen Ausdrucksformen der Sexualität und stempelt Homosexuelle nicht mehr zu kranken, abartigen oder minderwertigen Menschen ab.
Therapeutische Ansätze zur Behandlung von H. bestehen heute nicht mehr in einem Umpolungsversuch hin zu heterosexuellen (s. Heterosexualität) Verhaltensweisen (s. Verhalten), sondern sie gehen davon aus, daß H. eine Variante normaler Sexualität ist. Das Therapieziel besteht vielmehr darin, Homosexuellen Hilfe zur Selbstakzeptanz zu geben.