Die Angaben des jungen Mannes, isoliert aufgewachsen zu sein, erregten besonders bei den Pädagogen lebhaftes Interesse (s. Pädagogik). Kaspar Hauser wurde in kurzer Zeit mit dem Bildungsgut der Zeit bekannt gemacht, wurde Mittelpunkt der Gesellschaft und geriet seelisch völlig aus dem Gleichgewicht. 1833 wurde Kaspar Hauser durch eine schwere Stichwunde verletzt, an der er wenige Tage später starb.
Den Lebensumständen des Findelkindes entsprechend wird der Name Kaspar Hauser in der Sozialpsychologie auch für die Phänomene der gesellschaftlichen Isolierung verwendet (s. Isolation).
Von A. MITSCHERLICH wurde die durch Isolierung und fehlende soziale Bindung beschriebene Entwicklungsstörung (s. Entwicklung) als Kaspar-Hauser-Komplex bezeichnet. Dieser Komplex fällt insbesondere durch Gemütsarmut (s. Gemüt) sowie Kontaktschwierigkeiten auf.
Als Kaspar-Hauser-Versuche bezeichnet man in der Verhaltensforschung Experimente mit Tieren, die in strenger Isolierung aufgezogen werden. Die Versuche sollen Aufschluß über genetisch (s. Genetik) bedingte Verhaltenskomponenten geben.
Hinweise zur Form: Fingeralphabet:
K-A-S-P-A-R
H-A-U-S-E-R