3. Mikrostruktur


  1. Das Lemma in deutscher Lautsprache
  2. Angaben zur Grammatik u.ä
  3. Kurzdefinition
  4. Fachgebärde
  5. Text
  6. Literaturangaben
  7. Verweise

Jeder Eintrag enthält obligatorische Teile wie: das deutsche Lemma, seine englische Übersetzung, Gebärdenabbildung(en), Kurzdefinition, Erklärungstext, Literaturhinweise; ferner einige weitere fakultative Angaben.

3.1 Das Lemma in deutscher Lautsprache:

Das Lemma besteht im allgemeinen aus nur einem lautsprachlichen Fachausdruck. In zwei unterschiedlich motivierten Hinsichten wird wiederholt davon zugunsten einer Art Doppellemma (mit entsprechendem Verweis an der alphabetisch einschlägigen Stelle) abgewichen: Bei Polysemie u.ä. werden sowohl die betreffenden Gebärden wie die nachfolgenden, den jeweiligen Gebärden entsprechenden Definitionen durch spezielle Indizierung miteinander verbunden.

Das Lemma erscheint in stark herausgehobenem Druck stets am linken Rand der linken Seite; geht ein Eintrag über eine Doppelseite hinaus, wird das Lemma auf der nächsten Seite in entsprechender Plazierung in Schwachdruck wiederholt.

3.2 Angaben zur Grammatik u.ä:

In einigem Abstand unterhalb des Lemmas folgen ebenfalls am linken Rand in Kleindruck Angaben uterschiedlicher Art, die teils fakultativ, teils obligatorisch gegeben werden. Dies sind (da das Wörterbuch für Fach-AnfängerInnen gedacht ist) zunächst grammatische Angaben zu Genus und/oder Pluralbildung des jeweiligen Stichworts (z.B. bei "Pronomen": "das P., die Pronomina"), ferner zur Etymologie, um das Fachwort durchsichtig zu machen. Je nach Sachlage sind gebräuchliche Alternativtermini zum Lemma verzeichnet (z.B. für "Adjektiv": "..."). Gegebenenfalls erscheint in einer weiteren Zeile eine in der Linguistik gebräuchliche Abkürzung (z.B. für "Adverb": "ADV"). Den Abschluß bildet obligatorisch die englische Übersetzung des Lemmas. Alle diese Angaben werden durch spezielle kategorisierende Markierungen (wie "GRAMM.:", "ET.:", "ENGL.:") eingeleitet.

3.3 Kurzdefinition:

Den Abschluß dieses senkrecht organisierten Informationsblocks bildet eine vom Vorausgehenden deutlich abgesetzte Kurzdefinition des Lemmas, die meist aus einer komplexen Phrase, maximal einem Satzgefüge besteht. Sie bietet eine knappe inhaltliche Groborientierung, die inhaltlich Interessierte als Leseorientierung vor der Beschäftigung mit dem umfangreichen Erklärungstext nutzen können; für diejenigen BenutzerInnen, die das LINGLEX vor allem aus Übersetzungsgründen konsultieren, kann sie als stichwortartige Inhaltsangabe von Nutzen sein.

Zur Betonung der bilingualen Perspektive schließt sich, in Leserichtung von links nach rechts, der Block der Gebärdenabbildungen und erst danach der ausführliche Erklärungstext mit Literaturhinweisen an.

3.4 Fachgebärde:

Mit Hilfe mindestens einer, bei Bedarf mehrerer Abbildungen wird die Fachgebärde als Übersetzung des Lemmas geboten.

Die Frage, wie Gebärden für die bestmögliche Erfassung der Ausführung abzubilden seien, ist eine vieldiskutierte und sehr unterschiedlich gehandhabte in der gebärdensprachbezogenen Fachliteratur. Das Problem besteht zum einen darin, die Hände als das in den meisten Fällen einschlägige Artikulationsorgan vor einem Hintergrund (da im allgemeinen der Parameter der Ausführungsstelle, dann auch die Bewegungsrichtung etc. relevant sind) und trotzdem deutlich erkennbar zeigen zu müssen. Zweitens muß die Dynamik der Gebärde mit spezifischen Mitteln in die Statik des Bildes übertragen werden, ohne daß die Informationen über Handstellung etc. verdeckt werden. Mit einer im Zentrum entwickelten Technik verwenden wir in der Druckversion Fotos, die gehörlose MitarbeiterInnen aus Videoaufzeichnungen als für den Zweck gut geeignet herauskopieren; in die nunmehr statischen Bilder hinein werden im Anschluß Pfeile für Aspekte der Bewegung eingetragen. Ermöglicht die Kombination von Foto (das bedeutet zumeist: Information insbesondere über Handform und -stellung sowie Ausführungsstelle) und Pfeileinzeichnungen (Information über Aspekte der Bewegung) eine fehlerfreie Ausführung der Gebärde, genügt eine Abbildung; ansonsten werden (z.B. bei Veränderungen der Handkonfiguration im Laufe der Gebärdenausführung) mehrere Abbildungen geboten. Es handelt sich um Schwarz-weiß-Fotos mit verschiedenen Grauabstufungen; die Zeichnungen der komplexen Pfeile sind weiße Konturstriche, sie verdecken also so wenig Hintergrund wie möglich. Die computersierte Fassung zeigt die jeweiligen Fachgebärden als digitalisierten Videofilm.

Unter jedem Foto resp. jeder Fotoreihe der Printversion läuft eine hellgraue Zeile, in der die in den meisten Fällen erforderliche Mundbildrealisierung eingetragen ist.

In Ermangelung einer DGS-Grammatik und aufgrund der von mir bereits unter 1. problematisierten zweifachen Ausrichtung des LINGLEX ist der bilinguale Service-Anteil leider auf eine 1:1-Setzung von Fachwort und Fachgebärde beschränkt. Das lautsprachliche Lemma erhält eine weit umfangreichere lexikographische Bearbeitung als die jeweilige Fachgebärde der Zielsprache DGS. Diese Präsentation in Form einer Entsprechung ist aus gebärdensprachgrammatischen Gründen eher problematisch. So fehlen für die DGS-Übersetzungen weitestgehend Angaben zur fehlerfreien Verwendung u.a. in syntagmatischer und paradigmatischer Hinsicht. Lediglich in folgenden Hinsichten finden sich Hinweise und mehrfache Übersetzungsangebote:

3.5 Text:

Layout-technisch deutlich sichtbar für Anfang und Ende markiert, folgt der Wörterbuchteil des Erklärungstextes in der Printversion. Die Texte sind durch Beispiele angereicherte Definitionen des lautsprachlichen Lemmas; sie gehen nicht weiter auf syntagmatische oder paradigmatische Aspekte des Stichworts ein und vor allem auch nicht auf die Gebärde. So trägt dieser Teil, zumal in Verbindung mit den unter 3.2 erwähnten Angaben sowie den Literaturhinweisen, deutliche Züge eines einsprachigen Fachwörterbuchs.

In fachlich-inhaltlicher Hinsicht finden sich in diesen Definitionen die bereits unter 3.1 und 3.4 angesprochenen Unterteilungen wieder, sofern sie inhaltliche Fragen betreffen. Bei derart inhaltlicher Einschlägigkeit entspricht die Indizierung der in den Kurzdefinitionen und im Gebärdenteil eingeführten.

Ein weiterer Bezug auf Gebärdensprache, jedoch als linguistisches Forschungsobjekt, liegt darin vor, daß jeder Definition eine Markierung "LSL" resp "GSL" resp. "GSL und LSL" (Laut-/Gebärdensprachlinguistik) vorangestellt wird. Diese Abkürzung gibt Aufschluß darüber, ob die Definition auf der Basis lautsprachlinguistischer oder gebärdensprachlinguistischer Literatur oder beider erstellt wurde. Diese Notlösung wurde aufgrund des Dilemmas gewählt, daß der Forschungsstand für Lautsprachen und für Gebärdensprachen noch sehr ungleichgewichtig ist. Da wir den Eindruck vermeiden wollten, als seien lautsprachlinguistische Ergebnisse fraglos auf Gebärdensprachen(linguistik) übertragbar, haben wir die Minimallösung einer zumindest deutlichen Herkunftskennzeichnung gewählt. Insbesondere für Lernende dürften diese Angaben in etlichen Fällen zudem eine Orientierungshilfe sein. Die Alternative wäre eine gleichgewichtige Bearbeitung des Stichworts (sofern einschlägig) für Gebärdensprach- und für Lautsprachlinguistik gewesen, was beim derzeitigen Stand der Gebärdensprachforschung und -fachlexikographie als ein nicht im Rahmen dieses Lexikons realisierbares Vorhaben erscheinen muß.

In den Definitionstexten wird auf geschlechtsneutrale Formulierung geachtet; sprachmodalitätsspezifische Ausdrücke ("SprecherIn/HörerIn") werden, wo immer sachlich möglich und gerechtfertigt, durch modalitätsneutrale ersetzt.

3.6 Literaturangaben:

Zu jedem Lemma werden, den Eintrag abschließend, nicht unter drei Titel Basisliteratur empfohlen.

3.7 Verweise:

Innerhalb der Texte gibt es zwei Arten von Verweisen:

Mit einem Pfeil markierte Begriffe verweisen die BenutzerInnen auf andere Lemmata des LINGLEX. Dies geschieht sowohl, wenn ein entsprechender Terminus im Definitionstext verwendet wird, wie als Zusatzinformation (dem jeweiligen Bezugswort in Klammern nachgestellt), ohne daß es sich dabei um ein komplettes begriffliches Verweissystem handelte.

Ein hochgestellter dicker Punkt vor einem Wort oder Ausdruck im Definitionstext zeigt den das Lexikon konsultierenden AnfängerInnen an, daß es sich bei dem so markierten Wort/Ausdruck ebenfalls um einen linguistischen Fachterminus handelt (und keine Gelegenheitszusammensetzung), für den sie allerdings in diesem im Umfang noch stark begrenzten Fachgebärdenlexikon keinen Eintrag finden.

Folgende vier Funktionen (a - d) charakterisieren die mögliche Verwendung der Computerversion:

  1. Die Gebärden können, direkt von der CD eingespielt und digitalisiert, als Film abgerufen ("Gebärde") und mit steuerbarer Darbietungsgeschwindigkeit angeschaut werden. Auf eventuell vorliegende Gebärdenvarianten etc. (siehe oben) wird speziell hingewiesen durch Erscheinen eines Funktionsknopfs innerhalb der am unteren Rand plazierten Funktionenreihe.
  2. Handformen können abgefragt werden ("Handform"); auf dem Bildschirm erscheinen schematische Handformzeichnungen, die mit der HamNoSys-Transkription der Handform korrespondieren. Es ist von der Anlage des Programms her prinzipiell möglich, hier weitaus mehr Handformen als die vom Anfang der Gebärde als Zeichnungen auf dem Bildschirm zu zeigen und mit HamNoSys-Symbolen zu verbinden; bisher wurde für das LINGLEX jedoch auf eine komplette Verschriftung der Fachgebärden mit der HamNoSys-Version 2.0 verzichtet.
  3. Mit Hilfe der Funktion "Illustration" können spezielle illustrierende Abbildungen abgerufen werden. Dieser Funktionsteil der computerisierten Illustrierung und Beispielbearbeitung existiert z.Zt.inhaltlich jedoch erst als Vorhaben. Denkbar ist die progressive Darstellung von grammatischen Satzanalysen, Kurzfilmen zur Artikulation, Schemata cherologischer Analyen u.ä.m.
  4. Die Funktion "Finde Gebärde" gestattet es, Gebärdengruppierungen zu erstellen/abzufragen in Abhängigkeit von der HamNoSys-Notation der Anfangshandform der jeweiligen Fachgebärden. Bei Minimalpaaren ist so z.B. kontrastierendes Verifizieren möglich. Im Prinzip entspricht dies einer in der Computerversion möglichen Anordnung der Fachgebärden zu Gruppen nach dem Parameter der Handform (bzw. -formen für Zwei-Hand-Gebärden).
Allgemein ist ein fortgesetztes Springen zwischen den einzelnen Funktionen möglich; auch innerhalb der Definitionstexte ist jedes Wort anklickbar; sofern es sich um ein Lemma handelt, erscheint die entsprechende Definition auf dem Bildschirm, so als "blättere" man im Lexikon. Dabei reduziert das Programm das im Definitionstext morphosyntaktisch eingebundene Wort automatisch auf die Nominativ-Singular-Form des Lemmas.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis - Zurück zu Makrostruktur - Weiter mit Sonstiges
Renate Fischer