1. Die zeitliche Differenz, mit der die Ohren eine aus einer Richtung kommende Schallwelle wahrnehmen (s. Wahrnehmung). Wenn ein Schall z.B. aus der Sicht der Person von rechts kommt, erreicht dieser das rechte Ohr um den Bruchteil einer Sekunde eher als das linke Ohr. Diese Zeitdifferenz ist weitaus kürzer, als der Betreffende bewußt erkennen kann (s. Bewußtsein). Die Wirkung tritt durch einen automatischen Integrationsprozeß im akustischen Nervensystem ein.
2. Der Unterschied in der Lautstärke, mit der die Ohren einen Ton wahrnehmen, der von einer Seite kommt. Eine Schallquelle auf einer Seite des Kopfes übermittelt dem Ohr auf dieser Seite einen etwas lauteren Ton. Dieser minimale Unterschied in der Lautstärke reicht aus, damit die Schallquelle aus der Sicht der Person links oder rechts lokalisiert werden kann.
Eine Ungewißheit in der Lokalisierung wird deutlich, wenn ein Schall gleichzeitig und mit gleicher Stärke auf beide Ohren trifft. Dann kann der Betreffende die Schallquelle nicht genau lokalisieren, weil sich dieser auf der Mittelebene befindet. In diesem Fall befähigen den Betreffenden geringfügige, kaum bemerkbare Kopfbewegungen, um die genaue Lokalisierung der Schallquelle auszumachen. Durch die Kombination von Neigungswinkel des Kopfes und Veränderungen des Reizmusters an beiden Ohren (s. Muster) (zeitliche Differenz und Lautstärke) ist dennoch die genaue Lokalisierung einer Schallquelle möglich.